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Rezension zu
The Story of John Nightly

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Tot Taylor: „The Story of John Nightly“ (Heyne Encore)

Von: Christian Funke
11.10.2019

Der junge John Nightly lebt im wilden London der 1960er Jahre. Es ist die Zeit der Rockmusik, der Stars und Sternchen und Nightly, gutaussehend und ein talentierter Singer und Songwriter, passt hier hin, wie die Faust auf’s Auge. Seine erste Single gefällt, wird vermarktet und ebnet ihm eine vielversprechende Karriere. Doch wo viel Licht ist, ist auch ein ebensolcher Schatten. Und in diesem versinkt er, als der Ruhm plötzlich verpufft, sich die Hörer abwenden und er in eine tiefe und langanhaltende krise versinkt und beginnt, sein Leben neu zu strukturieren und auszurichten. Als ihn Jahre später, Nightley lebt mittlerweile als Blumenzüchter in Cornwall, ein Produzent aufspürt, plant er ein großes Comeback mit dem ehemaligen Songwriter-Genie… Wow! Dies mag vielleicht ein wenig professioneller und unkritischer Ausruf sein, war aber meine erste Reaktion auf dieses voluminöse Debüt des Komponisten, Songwriter, Galeristen und Plattenproduzenten Tot Taylor. Denn auf knapp 1000 kleinbedruckten Seiten präsentiert er die fiktive Biografie eines Künstlers, die er mit so viel Liebe zum Detail und einer erzählerischen Verspieltheit darbietet, dass man geneigt ist, zu vergessen, dass es sich hier um Fiktion handelt. Denn deutlich merkt man dem Autor seine berufliche Vergangenheit an, gelingt es ihm doch virtuos, die fiktiven Anekdoten Nightlys so in einen realen historischen und popkulturellen Kontext zu integrieren, dass man sich nach diesem Buch nur schwer vorstellen kann, dass sich die Realität eigentlich anders abgespielt haben soll. So erleben wir hier eine alternative Geschichtsschreibung, die mit zahllosen (fiktiven) Plattenbesprechungen und Interviews angereichert ist, die Begegnungen mit real existierender Prominenz ausbreitet und deren Handlung in mehr als zehn Jahren vom Autor entwickelt wurde. John Nightly ist dabei eine Figur, die sich im Kopf Taylors aus zahlreichen ihm bekannten Personen zusammensetzt und ein spannendes Eigenleben entwickelt hat. Finanziell erfolgreich, ist seine Figur ein Mensch, der unfähig im zwischenmenschlichen Kontakt ist, dessen Kreativität ihn in seiner Kunst vorantreibt, während sie ihn menschlich weit zurückwirft. Eine spannende, in ihrer ausufernden Struktur nicht immer leicht lesbare Geschichte, bei der man letztendlich jedoch keine Seite, keine Zeile missen möchte! The Story of John Nightly (Originaltitel: The Story of John Nightly, London 2017) erscheint in einer Übersetzung aus dem Englischen von Ingo Herzke, Philip Bradatsch, Harriet Fricke, Stephan Glietsch, Bernd Gockel, Kristof Hahn, Norbert Jakober und Alexander Wagner als großformatiges, gebundenes Hardcover mit Lesezeichenband. Für mich schon jetzt ein moderner Meilenstein, ist The Story of John Nightly eine so lebendig geschriebene, detailverliebte und umfangreiche fiktive Biografie, die einen oft vergessen lässt, dass man es hier mit einem Roman zu tun hat. In seiner Erzählstruktur verschachtelt, ungemein komplex und inhaltlich in die Tiefe gehend, dabei nicht immer leicht lesbar, eher sperrig, aber jederzeit faszinierend und in seiner literarischen wie physischen Wucht erschlagend wünscht man sich an manchen Stellen, es gäbe John Nightly tatsächlich und man könnten seinen Liedern und seinen Geschichten lauschen! Christian Funke

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