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Rezension zu
Das Licht jener Tage

Palästinensische Vergangenheit

Von: letteratura
10.10.2019

Robert Landauer war einst ein sehr angesehener Mediziner, doch ein Pharmaskandal sorgte für einen enormen Karriereknick. Zwar muss Landauer die Arbeitslosigkeit nicht fürchten, doch sein Ruf ist beschädigt. Er lebt allein, von seiner Frau ist er seit langem getrennt, die Ehe zerbrach am Tod der gemeinsamen Tochter. In Berlin hat er eine folgenreiche Begegnung, als er einer jungen Frau hilft, die bei hohen Temperaturen einen Schwächeanfall erleidet. Er kümmert sich um sie und erhält kurze Zeit später eine Einladung ihres Vaters, der sich bedanken will. Fouad Tamimi, so sein Name, und Landauer kennen sich aus der Vergangenheit, ja, aus so etwas wie einem früheren Leben. Tamimi bittet Landauer um einen Gefallen, denn Landauer steht in dessen Schuld, wegen dem, was viele Jahre zuvor passiert ist. Landauer macht sich auf die Suche nach der Frau, die Tamimi vor vielen Jahren geliebt und verloren hat. Tamimi hatte mit Sahira aus dem Nahen Osten fliehen und ein neues Leben mit ihr beginnen wollen, doch die beiden wurden getrennt. Angeblich wurde Sahira beim Massaker im palästinensischen Flüchtlingslager getötet, so wie ihre gesamte Familie, doch es gibt keine Beweise. Landauer reist in den Libanon, um die Spuren Sahiras aufzunehmen und trifft dabei auch auf vergessen Geglaubtes aus seiner eigenen Vergangenheit. Gleichzeitig macht man ihm schnell klar, dass einige mächtige Männer es lieber sähen, wenn er seine Recherchen einstellen würde. Landauer wird bedroht. Es ist eine brisante Geschichte, der er immer näher kommt. „Das Licht jener Tage“ von Stephan Abarbanell folgt Robert Landauer auf seiner rasanten Suche nach Sahira und dem, was mit ihr passiert ist. Orte und Zeiten wechseln dabei schnell, Informationen erhält Landauer und damit auch der Leser nach und nach. Was recht harmlos beginnt, gewinnt an Tiefe und Brisanz, und immer deutlicher zeigt sich, dass Landauer auf gefährlicher Mission ist. Landauer ist ein versehrter Charakter, einer, der geliebt und verloren hat, der sich in seine Arbeit stürzte und der zu Beginn der Geschichte an einem Punkt ist, an dem sich entscheiden wird, wie er von nun an, mit schätzungsweise um die 50, weiterleben will. Sehr viele starke Frauen tummeln sich in „Das Licht jener Tage“, angefangen von Landauers Exfrau über seine Jugendliebe, seine Kollegin Monique, die verschollene Sahira bis hin zur Journalistin Mila, die Landauer auf seiner Reise kennenlernt. Viele, positiv besetzte Frauencharaktere, die wissen, was sie wollen. Abarbanells neuer Roman lebt von der Spannung, von dem langsamen Aufschlüsseln aller Fragen, die im Laufe der Geschichte aufgeworfen werden, aber auch von der Hauptfigur Robert Landauer und der Entwicklung, die dieser durchmacht. Dabei findet sich zwar teilweise etwas Pathos und einige Dialoge sind etwas gestelzt und unnatürlich geraten, insgesamt fällt dies aber nicht allzu schwer ins Gewicht. Die Stärke von „Das Licht jener Tage“ liegt weniger in Sprache und Stil, der Roman lebt ganz klar von seiner spannenden Geschichte und der undurchsichtigen Vergangenheit, der der Protagonist auf die Spur zu kommen versucht. Ganz nebenbei erfährt man auch noch etwas über den Nahostkonflikt. „Das Licht jener Tage“ ist eine spannende, höchst unterhaltsame Geschichte um einen Mann und seine Mission, um Geheimnisse und Geschichte, um Israelis und Palästinenser, um eine große, jäh zerplatzte Liebe. Zwar teils pathetisch, aber nicht kitschig, insgesamt eine recht runde Sache.

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