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Rezension zu
Mittagsstunde

Großartiges Buch. Absolute Leseempfehlung!

Von: -Leselust-
22.07.2019

Kurzmeinung: Ein wundervoller, atmosphärischer Roman über das Leben auf dem Dorf, über Liebe, Einsamkeit und das Altwerden. Das alles verpackt in poetischer Sprache, gespickt mit schönen Metaphern und wohlklingenden Sätzen auf Plattdeutsch. Große Leseempfehlung, auch wenn das Buch für mich nicht ganz an das Debüt "Altes Land" heranreichen kann. Aber da liegt die Messlatte auch wirklich hoch. Meine Meinung: Wieder ein wundervoller Roman von Dörte Hansen, auch wenn er mich nicht ganz so sehr begeistern konnte, wie ihr Debüt "Altes Land". Doch auch hier hat mir wieder die charmante Darstellung der Dorfbewohner*innen und die Idylle des Dorflebens, ohne es jedoch zu romantisieren, sehr gut gefallen. Hansen beschreibt den Wandel, den norddeutsche Dörfer in den letzten Jahrzehnten erlebt haben und die Herausforderungen, vor die es die Bauern/ Bäuerinnen und Dorfbewohner*innen gestellt hat. Sie fängt die Stimmung, das Lebensgefühl der alten nordfriesischen Dörfer sehr gut ein. Das etwas Mürrische, Ursprüngliche, Echte. Aber das Landleben wird nicht idealisiert. Es werden auch die Entbehrungen beschrieben, die damit einhergehen. Sie fängt auch die Dynamiken des Zusammenlebens und den Geist der Gemeinschaft sehr gut ein. Die Engstirnigkeit und die Vorurteile, die in der kleinen Dorfgemeinschaft herrschen. Das Getratsche, aber auch den Zusammenhalt. Auch die poetische Sprache und die eingestreuten Sätze auf Plattdeutsch haben mir unglaublich gut gefallen. Und der norddeutsche Humor. " >>Sind je Lungentorpedos, wat du dor smöökst.<<, sein Lachen ging in einen schweren Hustenanfall über. Er wusste offenbar, wovon er redete." (S. 79) Bei den schönen Klängen dieser Sätze habe ich direkt Lust bekommen, mein Plattdeutsch endlich mal wieder etwas aufzufrischen und zu vertiefen. Auch sonst hat mich die Sprache in diesem Roman absolut verzaubert. Ich habe mir viele Sätze im Buch markiert, die mich sehr berührt haben. Das Buch steckt voller schöner Metaphern und Vergleiche. Schüler*innen werden als "kleine Saatkartoffeln" bezeichnet, die "aus dem sandigen Boden gerüttelt und ins Gymnasium gesteckt werden, damit aus ihnen mal was wird." (S.21). Oder die Beschreibung von Erstsemestern, die "sich mit ihren Bücherlisten durch die Gänge [der Bibliothek] wühlten wie Frischlinge durchs Unterholz." (S.19). Auch die Passagen über die Altenpflege und wie Ingwer seine Eltern pflegt, haben mir so manches Mal die Tränen in die Augen getrieben. So feine Beobachtungen, die Gefühle so gut eingefangen. Und dann immer der Gedanken, dass es uns allen einmal so gehen wird. Vorher selbstständige Menschen, Menschen zu denen wir aufgeschaut haben, die uns Halt gegeben haben, die nun Hilfe für die einfachsten Dinge brauchen. Die dann unseren Halt brauchen. Das man sich die Anstrengung, das Mitleid, die Traurigkeit nicht ansehen lassen darf. Das alles beschreibt Dörte Hansen so ehrlich und dabei so einfühlsam, dass es mich wirklich tief berührt hat. Sehr interessante Gedanken stecken in diesem Roman auch über das Thema Einsamkeit und Beziehungen. Darüber, was man will im Leben. Über die Entscheidungen, die man trifft. Und vielleicht später bereut. Sie beschreibt Paare, die sich nicht mehr lieben, sich nicht mal mehr in die Augen schauen mögen. Die nur noch aus Gewohnheit oder Angst vor dem Alleinsein zusammen sind. Aber auch Paare, die schon so lange zusammen sind, dass ein Leben ohne den anderen unmöglich erscheint. Die sich die Zärtlichkeit und die Liebe bewahrt haben, auch wenn sie sich über die Jahre verändert hat. Fazit: "Mittagsstunde" von Dörte Hansen ist ein wirklich guter Roman mit tollen Themen und schöner Sprache, den ich sehr gern gelesen habe. Sätze aus dem Buch haben mich noch lange begleitet und mir Stoff zum Nachdenken gegeben. Dennoch hat mich die Geschichte ingesamt nicht ganz so verzaubert, wie "Altes Land". Aber zugegeben: das ist auch wirklich eine sehr hohe Messlatte. Empfehlen kann ich euch "Mittagsstunde" allemal.

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