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Rezension zu
Meine deutsche Literatur seit 1945

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Reise durch die Literatur seit 1945

Von: Franziska_J
18.07.2019

„Eine […] Erinnerungsreise durch die deutschsprachige Literaturgeschichte eines halben Jahrhunderts.“ Auf dem Buchmarkt kommt Literaturkritikern die vielleicht einflussreichste Position zu: Unter den tausenden von jährlichen Neuerscheinungen entscheiden sie, was gelesen wird, welcher Autor Erfolg hat und welcher nicht. Nicht zuletzt tragen sie damit auch entscheidend zur Kanonbildung bei. Einer der wohl berühmtesten unter ihnen war Marcel Reich-Ranicki. Seine scharfen Urteile sind berüchtigt, doch sie zeugen auch von einer unglaublichen Beobachtungsgabe für Literatur und Gesellschaft. Der 2013 verstorbene Kritiker war Teil der Gruppe 47, arbeitete als Rezensent u.a. für Die Zeit und die Frankfurter Allgemeine und ist besondere auch für die Literatursendung Das Literarische Quartett bekannt. Thomas Anz, Professor für Neuere Deutsche Literatur und ebenfalls Literaturkritiker, hat in Meine deutsche Literatur seit 1945 (2017 bei Pantheon) Reich-Ranickis bedeutendste Kritiken der Nachkriegszeit versammelt. Ergänzt wird das Buch zudem um ein informatives Vorwort zu Leben und Wirken des Kritikers. Das Buch versteht sich als eine Ergänzung zu dem ein Jahr nach Reich-Ranickis Tod erschienen Buch Meine Geschichte der deutschen Literatur, das die gesamte Zeitspanne von Mittelalter bis Gegenwart umfasst. Die beiden Bücher sind jedoch unabhängig voneinander, so dass man beim Lesen nicht auf den ersten Band angewiesen ist. Die Aufgabe eines Literaturkritikers besteht vornehmlich darin, sich mit Neuerscheinungen der Gegenwartsliteratur auseinanderzusetzten, weshalb die Anzahl an Reich-Ranickis Veröffentlichungen zur Literatur der zweiten Hälfte des 20. und der Anfänge des 21. Jahrhunderts deutlich größer ist. Das Buch Meine Deutsche Literatur seit 1945 wird dieser Tatsache nun gerecht. Das Buch gliedert die deutsche Literatur nach 1945 in drei Phasen, die sich auch weitgehend mit den Phasen von Reich-Ranickis Kritikerlaufbahn decken. Die Kapitel heißen entsprechend: Von der Gruppe 47 bis zur Politisierung um 1968, Von der Neuen Subjektivität bis zum Fall der Mauer und Von der deutschen Einheit bis zum 21. Jahrhundert. Sie versammeln in chronologischer Reihenfolge (nach Erscheinungsdatum) die bedeutendsten und prägendsten Artikel und Rezensionen des Kritikers, so dass nach und nach ein facettenreiches Bild des literarischen Lebens nach 1945 entsteht. Es wird jedoch nicht nur Werkkritik geübt, sondern besonders im ersten Kapitel, welches durch die Gruppe 47 geprägt ist, wird auch das Wesen der Literaturkritik selbst behandelt, in gewissem Maße damit auch Metakritik geübt . Viele der Beiträge beziehen sich auf keinen bestimmten Autor oder ein Werk, sondern haben einen einleitenden Charakter und liefern so einen gelungenen Überblick über eine ganze literarische Phase. Dem Herausgeber ist es damit gelungen, aus der unglaublichen Fülle an Artikeln, die Reich-Ranicki hinterlassen hat, eine Auswahl zu treffen, die zeigt, wie prägend und einflussreich er war und die zugleich ein anschauliches Bild der Literatur einer unübersichtlichen, durch Umbrüche geprägten Zeit vermittelt.

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