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Rezension zu
Schatten der Toten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Runder Abschluss der Kepler-Trilogie

Von: Tintenhain
11.06.2019

Im dritten und damit auch letzten Teil „Schatten der Toten“ wird Judith Kepler vor die Wahl gestellt, wie ihr Leben weiter verlaufen soll. Immer wieder gerät sie aufgrund ihrer Vergangenheit und Recherchen mit den Geheimdiensten bzw. ehemaligen Agenten aneinander. Man will die Vergangenheit nicht ruhen lassen und irgendwie gehören die alten Stasi- und BND-Leute fast schon zu ihrem Leben dazu. Auch die kleine Tabea, Judiths ehemalige Nachbarin, die inzwischen in Thüringen bei einer Tante lebt, lässt Judith nicht zur Ruhe kommen. Das Mädchen hält Kontakt zu ihr und als es mit einem Blinddarmdurchbruch im Krankenhaus landet, wird auch Judiths Kontakt zu Tabeas Vater Frederik Meißner, einem V-Mann, der in der rechtsextremen Szene unterwegs ist, wieder enger. Judiths Chef Dombrowski hat einen Herzinfarkt und Judith muss die Geschäfte übernehmen, wobei sie wieder feststellt, dass Dombrowski wohl der einzige Mensch ist, der ihr wirklich nahe steht und der sie kennt. Elisabeth Herrmann gelingt es spielend, an die beiden Vorgänger anzuknüpfen. Fast beiläufig bringt sie die Leser auf aktuellen Stand und nimmt dabei auch diejenigen mit, die die ersten Bände vielleicht nicht gelesen haben oder bei denen es auch so lange her ist wie bei mir. Bastide Larcan, der eine tragende Rolle spielt und noch mehr Aufmerksamkeit bekommt als bisher, ist gewohnt undurchsichtig. Bei den Parts, in denen er handelt, hatte ich schon in den ersten Bänden so meine Schwierigkeiten. Seine Motivation habe ich nie richtig durchdrungen, und auch bei „Schatten der Toten“ war mir nicht ganz klar, welches Spiel er spielt. Das ganze Drama um Sassnitz habe ich wohl bis zum Schluss nicht vollständig durchdrungen, wobei es dieses Mal noch eine Zusammenfassung gab, bei der ich immerhin das Gefühl hatte, es zu verstehen. Erklären könnte ich es aber immer noch nicht. Elisabeth Herrmann schreibt in klarer, schnörkelloser Sprache und nimmt ihre Leser sofort mit. Gerade zu Anfang hatte ich jedoch zeitweise durchaus Durststrecken, wenn es zu wirr und undurchschaubar wurde. Später wurde es mir wiederum manchmal zu hektisch, und das will bei über 600 Seiten schon was heißen. Gerade am Ende passieren viele Dinge gleichzeitig und es sind so viele Personen, die komplett konträre Interessen haben, dass einem schon mal schwummrig werden kann. Judith Kepler war wie immer meine Lieblingsfigur. Eine junge Frau, die trotz ihrer schweren Kindheit und der sie immer wieder einholende Ereignisse sich selbst treu bleibt und das Herz auf dem rechten Fleck hat. Auch Frederik Meißner, den V-Mann, mochte ich sehr, wohl auch, weil er in seiner Motivation und seinem Handeln sehr klar ist. Kellermanns Tochter Isa jedoch, mit der Judith bereits in „Stimme der Toten“ zu tun hatte und die mehr mit Judith gemein hat als vermutet, ist eine aalglatte, eiskalte und berechnende Frau, die für ihre Ziele über Leichen geht. Bastide Larcan, der ja, wie sich im zweiten Band herausstellt, Judiths Vater ist, ist nach wie vor undurchsichtig und unberechenbar. Gleichzeitig muss man fast schon bewundern, wie er immer wieder seinen Kopf aus der Schlinge zieht und seine Schäfchen ins Trockene bringt. Man muss sich geradezu gewaltsam ins Gedächtnis rufen, dass das Leben auch ihm übel mitgespielt hat und er zuweilen nur ein Spielball der Geheimdienste war und ist. Interessant ist der Schauplatz Odessa, den Elisabeth Herrmann selbst besucht hat, wie man auf Facebook eine Zeitlang verfolgen konnte. Die Szenen mit Ukrainern und Russen werden mit ukrainischen bzw. russischen Wortfetzen untermalt, die man aber auch ohne die entsprechenden Sprachkenntnisse erschließen kann. Man merkt auch allen drei Bänden der Trilogie die intensiven Recherchen zu den Geheimdiensten deutlich an. Dabei gelingt es Elisabeth Herrmann, Informationen ganz nebenbei und ohne lange Erklärungen einfließen zu lassen. Insgesamt haben mir die ersten beiden Bände besser gefallen. Das Ende hat mich wieder sehr mit einigen Durststrecken versöhnt und ich bin sehr froh, diesen letzten Weg mit Judith gegangen zu sein. Es wäre doch zu schade gewesen, nicht zu erfahren, wie es bei ihr weiter geht. Der Minicliffhanger ganz zum Schluss hätte nach meinem Geschmack nicht sein müssen. Mir ist er zu aufgesetzt und ich finde Judith hat jetzt auch einfach mal Ruhe verdient. © Tintenhain

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