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Rezension zu
Mehr als tausend Worte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ganz großes Kino!

Von: Martina - Schmökerwelten
30.05.2019

Ganz, ganz großes Kino dieses Buch, das wie ein Film vor meinem inneren Auge abgelaufen ist! Es ist ein Buch, das mit deinen Gefühlen spielt, das dich ein Gefühlschaos von extremer Wut, sogar Hass, Mitleid, völligem Unverständnis, Sympathie und Antipathie, aber auch Hoffnung durchleben lässt! Ein Buch über den Holocaust mitsamt seinen furchtbaren Konsequenzen; über eine jüdische Familie, deren Leben vollkommen zerrissen wird; einen jüdischen Arzt, der seine Passion - seinen Beruf - nicht mehr ausüben darf und die ganz große Liebe eines jüdischen Mädchens zu einem Arier. Ein Buch gegen die braune Ideologie, das zeigt, dass man sich auch als Mitläufer schuldig macht. Wir befinden uns in Berlin Ende der 30er Jahre. Der Arzt Dr. Samuel Landau lebte hier bisher mit seiner Frau, seinem Sohn Harald und der sechzehnjährigen Tochter Aliza in guten und geordneten Verhältnissen, doch das Leben wird für Juden in Berlin immer schwieriger. Die Judenfeindlichkeit nimmt immer krassere Ausmaße an, die Demütigungen und Sanktionen werden immer einschneidender. Viele müssen um ihr eigenes Leben oder das ihrer Angehörigen fürchten. Wer kann, verlässt Deutschland. Aber schließlich ist kein anderes Land mehr bereit, noch Juden aufzunehmen. Um wenigstens die Tochter in Sicherheit zu bringen, schicken die Eltern Aliza mit einem Kindertransport nach England. Für Aliza bedeutet dies nicht nur den Abschied von Ihren Eltern, sondern auch die Trennung von Ihrer großen Liebe Fabian, der zur gleichen Zeit zum Wehrdienst einberufen wird. Doch auch in London ist nicht alles Gold was glänzt. Aliza erfährt nicht nur Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit, ihr begegnen auch hier Ausbeutung und Hass auf alles was deutsch ist, egal ob Nazi oder Jüdin. Die noch anfänglichen Briefkontakte brechen während des Krieges schließlich abrupt ab und Aliza muss mit dieser zermürbenden Ungewissheit leben, ob sie ihre Familie und Fabian lebend wiedersehen wird. Trotzdem ist die ganze Story immer geprägt von Hoffnung und mit 23 Jahren betritt Aliza erstmals wieder deutschen Boden. Die Geschichte ist wie ein Sog, in den man immer tiefer hinein gezogen wird und der einen nicht mehr loslässt. Lilli Beck hat sehr ausdrucksstarken Charakteren mit wahnsinnig viel Tiefe Leben eingehaucht und schreibt die ganze Geschichte extrem atmosphärisch, sehr bildgewaltig und mit einer unheimlich ergreifenden Intensität. "Mehr als tausend Worte" ist eine spannende, erschreckende Reise in eine dunkle Vergangenheit, wahnsinnig berührend und aufwühlend. Und hoffentlich aufrüttelnd - gegen das Vergessen!

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