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Rezension zu
„Die RAF hat euch lieb“

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Abgedriftete Sichtweise wird zurück in die Realität gerückt

Von: Käthe aus Bad Soden am Taunus
21.05.2019

Der Tag, an dem Ulrike Meinhof verhaftet wurde, ist mir bis heute in lebhafter Erinnerung geblieben. Als zwölfjährige Gymnasiastin hatte ich wenige Monate zuvor in meiner Heimatstadt Kaiserslautern die Aufregung erleben müssen, als die RAF unweit von meiner Schule eine Bank überfiel und dabei der Polizist Herbert Schoner erschossen wurde. Mein Vater, der als junger Mann im 2. Weltkrieg noch an der Front kämpfen musste, der Bombensplitter im eigenen Körper verkraften musste, schlug sich nach Kriegsende bei geringem Lohn und harter Arbeit als Bauarbeiter durch. Ich erlebte ihn dennoch als zufriedenen Menschen, jedoch fühlte er sich durch die kriminellen Taten der RAF in seinem Frieden gestört, den er sich für seine Familie wünschte. So drückte er mir gegenüber seine Freude über die Verhaftung von Ulrike Meinhof aus. Ich wollte die aus der Sichtweise meines Vaters freudige Nachricht meiner Mutter überbringen, wurde von dieser aber zurechtgewiesen, denn Ulrike Meinhof sei ja schließlich auch eine Mutter gewesen. Ich blieb als Kind völlig verblüfft zurück, blätterte anschließend durch Zeitungen und Zeitschriften. Da entdeckte ich einerseits die Verhaftungsfotos, andererseits blickte mir Ulrike Meinhof, hübsch anzusehen, ausgeschlafen und mit einem wachen und intelligenten Blick und mit zwei, ach wie süß, Purzelchen von Zwillingen entgegen. Nette Familienfotos, die schnell Symphatie erzeugen und im Gegenzug den Blick auf erschossene Polizisten und zerberstende Bomben versperren. Ich verstehe heute, nachdem ich das Buch von Bettina Röhl gelesen habe, dass mein Vater rein nach den Gefahren, die ja tatsächlich von der RAF ausgingen, geurteilt hat, während meine Mutter wohl in irgendeine Art von Meinhof-Mutter-Mythos abgedriftet ist. Der Autorin ist es gelungen die Kluft zwischen den beiden Sichtweisen zu schließen, indem sie die Zeitspanne, die zwischen den Familienfotos mit der mütterlichen Meinhof und dem Bombenterror liegt, anschaulich erklärt. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

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