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Rezension zu
Der Hochstapler

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Hochironisch und lehrreich

Von: Franziska_J
14.05.2019

„Wenn Sie jemanden töten, sagen wir durch einen Unglücksfall, auch wenn es nicht wie einer aussieht, ist das nicht unbedingt verwerflich, denn es kommt darauf an, was danach passiert. Wenn dieser Tod zu einem Anwachsen der guten Ereignisse führt, dann ist er eine gute Tat.“ Dieses philosophische Problem bildet den Ausgangspunkt für David Slatterys neusten Roman Der Hochstapler. Der Campusroman erzählt auf humorvolle und hochironische Weise vom täglichen Universitätsbetrieb und beweist, dass philosophische Probleme zwar durch Logik und Verstand elegant gelöst werden können, dass die Übertragbarkeit dieser Lösung in die Realität aber höchstproblematisch sein kann. Alles beginnt mit einem Unfall: Der namenlose Held dieses Romans stößt während einer Party Rik Wallace vom Balkon eines Hotels und nimmt prompt dessen Identität als Professor für Moralphilosophie an. Er tritt dann eine neue Stelle am örtlichen College an und stellt in seiner Antrittsvorlesung die von ihm vertretene Lehre des Konsequentialismus vor, welche die Konsequenzen einer Handlung als Grundlage für die Bewertung von richtig und falsch verwendet. Nicht ahnend, was er anrichtet, behauptet er, dass selbst ein Mord eine gute Tat sein könne, wenn die Folgen für die Umwelt nur positiv seien. Wie ein Virus scheint sich sein Denken unter den Mitarbeitern des Colleges zu verbreiten und schon bald häufen sich die ersten Todesfälle. Schließlich bekommt Wallace die Konsequenzen seines Handelns überdeutlich zu spüren… „Glauben Sie nicht, dass Glück das Wichtigste ist, das wir anstreben können, Rik? Wichtiger sogar als die Wahrheit? Wichtiger als Moralphilosophie?“ Dieser Roman ist nicht nur ein humorvoller Beweis, dass die Lösung philosophischer Probleme an der Realität manchmal scheitern muss, sondern ebenso ist dieser Roman die berührende Geschichte eines Neuanfangs. Der namenlose Held, dessen früheres Leben farblos und langweilig war, ist nun begehrt und hat einen faszinierenden Job. Damit der Tod des alten Wallace einen Sinn hat, schwört sich der neue Wallace, die Dinge besser zu machen als der Alte. Es ist rührend, wie er von der Bibliothekarin schief belächelt wird, als er seine eigenen Bücher liest. Man gönnt ihm sein unverdientes Glück schon fast, doch dann taucht die Mutter des alten Wallace auf und der Neue geht einen Schritt zu weit, um sein Glück nicht in Gefahr zu bringen. Auch die anderen Fakultätsmitglieder folgen Wallace´ Lehre blind und wollen ihr berufliches Glück maximieren. Dabei gehen sie im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen und so stellt der Roman auch die Frage, wie weit wir für die Erreichung unseres Glücks gehen dürfen. Der Hochstapler – Ein hochironischer und lehrreicher Campusroman, der nicht nur für Philosophieinteressierte zu empfehlen ist.

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