Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Amundsens letzte Reise

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Das rätselhafte Ende eines großen Polarhelden

Von: Mikka Gottstein
02.05.2019

Der Ruhm dieses legendären Entdeckungsreisenden ist noch lange nicht verhallt, seine Taten und Erfolge bleiben unvergessen. In Norwegen ist er ein wahrer Volksheld, der schon längst zu einem Teil der nationalen Identität wurde: Jedes Kind kennt seinen Namen, Statuen und Plaketten in verschiedenen Städten beweisen, dass Norwegen seinen berühmten Sohn noch immer in Ehren hält. Roald Engelbregt Gravning Amundsen war ein Polarforscher, der auf seinen Expeditionen ein ruhmreiches Ziel nach dem anderen erreichte. So durchfuhr er als Erster die Nordwestpassage, erreichte als Erster den geographischen Südpol und war mit hoher Wahrscheinlichkeit der erste Mensch, der den Nordpol mit dem Flugzeug erreichte. Kurz gesagt war Amundsen ein Mensch wie einem Roman von Jules Verne entsprungen: wagemutig, entschlossen, ein Held alter Schule. Und so liest sich auch dieser Bericht seiner letzten Reise wie eine Abenteuergeschichte – fast zu abenteuerlich, um wahr zu sein. Erzählt werden die Umstände der Rettungsexpedition, die tragischer Weise zu Amundsens Schwanengesang wurde, von Monica Kristensen. Manchen Lesern ist sie vielleicht als Autorin von Kriminalromanen bekannt, die auf Spitzbergen spielen – wo viele der Ereignisse dieses Buches angesiedelt sind. Was Kristensen jedoch als geradezu perfekte Autorin für dieses Sachbuch empfiehlt, sind zwei Polarexpeditionen, die sie 1986/87 und 1993 leitete, um Amundsens Reise zum Südpol nachzuverfolgen. Wandelte sie auf diesen Experditionen noch im wahrsten Sinne des Worte auf Amundsens Spuren, zeichnet sie in “Amundsens letzte Reise” ein sehr vielschichtiges literarisches Porträt des Polarforschers und gibt einen ungemein detaillierten Einblick in die Umstände seines Verschwindens. Und es geht nicht nur um Amundsen, sondern allgemein um die verschiedenen Expeditionen und Aktionen, die 1928 zur Rettung von Umberto Nobile organisiert wurden. Die Unterzeichnung des Spitzbergenvertrags, der Norwegen die Souveränität über Spitzbergen einräumte, war erst wenige Jahre her, und diverse Länder, wie Italien, Schweden, Finnland und Russland, hatten ein Interesse daran, sich als nicht zu unterschätzende Macht im Polargebiet zu etablieren. Die Rettung Umberto Nobiles wurde daher quasi zu einem Wettlauf, in dem es nicht mehr ausschließlich um die Rettung von Menschenleben ging – zu einer Zurschaustellung der besten Pilote und Kapitäne, der arktistauglichsten Schiffe und Flugzeuge. Monica Kristensen stützt sich auf zahlreiche Quellen in diversen Sprachen, um ein möglichst umfassendes Bild zu zeichnen und das gelingt ihr zweifellos. Manchmal wäre für die Lesbarkeit weniger vielleicht mehr gewesen. Es wirkt in manchen Passagen etwas ermüdend, dass alles bis ins kleinste Detail aufgelistet wird: technische Spezifikationen der Schiffe und Flugzeuge, Funkfrequenzen, mitgeführter Proviant, die Namen zahlreicher Menschen, die in irgendeiner Form beteiligt waren… Da ist nicht immer einfach, das Gesamtbild im Blick zu behalten. Andererseits möchte ich die Gründlichkeit der Darstellung grundsätzlich nicht missen – diese ermöglicht es jedem Leser, so tief in die Materie einzutauchen, wie er das wünscht, denn im Zweifelsfall kann man über Einiges, was einen persönlich nicht interessiert, auch hinweglesen. Besonders interessant fand ich Monica Kristensens Einschätzung und Bewertung der bekannten Tatsachen. Die Person Amundsens gerät dahinter jedoch nie verloren. Man gewinnt als Leser den Eindruck, dass Amundsens Stern damals bereits im Sinken begriffen war, dass sein Tod möglicherweise sogar den Abstieg in das Vergessenwerden verhinderte. Bewog ihn das dazu, sein Leben für Nobile zu riskieren, mit dem er sich unbestritten verfeindet hatte? Seine Persönlichkeit ist schwer zu erfassen, aber was einen starken Nachhall in mir hervorrief, war seine unbestreitbare große Liebe zur Arktis. »Oh! Wenn Sie nur wüssten, wie großartig es dort oben ist! Dort wünsche ich zu sterben, aber ich möchte, dass der Tod auf eine ritterliche Art und Weise zu mir kommt, dass er mich bei der Erfüllung einer großen Aufgabe holt, schnell und ohne viel zu leiden.« [ Ausschnitt aus dem letzten Interview, das Amundsen gab. Diese Aussage wird ihm oft als Todessehnsucht ausgelegt, da sich dieser Wunsch nur wenig später erfüllte, als er auf der Suche nach Nobile im ewigen Eis sein Leben ließ. ] Auch ansonsten behält Monica Kristensen die menschlichen Tragödien und Triumphe im Blick. Es ist unglaublich, was Menschen alles ertragen und überleben können, und die verschiedenen Schicksale haben mich geradezu ans Buch gefesselt. FAZIT Monica Kristensen erzählt eine wahre Geschichte, wie sie auch in einem Abenteuerroman von Jules Verne nicht fehl am Platz wäre: Edle Forscher, wagemutige Piloten, und als der italienische Polarforscher Umberto Nobile im Eis verschollen geht, wird dies zum Auftakt für eine Reihe von spektakulären Rettungsaktionen, in deren Verlauf der norwegische Volksheld Roald Amundsen, eigentlich ein Rivale von Nobile, sein Leben riskiert – und verliert. Monica Kristensen beschreibt die Ereignisse sehr ausführlich und detailliert, und dennoch bleibt dieses Sachbuch sehr spannend.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.