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Rezension zu
Artemis

Mark Watney ist jetzt eine Frau

Von: der Michi
13.04.2019

Warum heißt das Buch eigentlich nicht "Die Mondbewohnerin"? Alles was Weirs "Marsianer" ausmacht, taucht hier im Prinzip wieder auf: Eine lockere Erzählung mit Herz und Schnauze, plus zahlreiche unterhaltsam eingearbeitete Fakten über das Leben im Weltraum, die niemand so treffend recherchiert wie Andy Weir. Wir erfahren zum Beispiel, wie lange man wirklich im Vakuum überleben kann, wie man ohne Luft schweißt und warum Kaffee auf dem Mond furchtbar schmeckt (Tipp: Siedepunkt). Das hat auch Kollege Frank Schätzing in seinem thematisch verwandten Zukunftsepos "Limit" nicht besser hingekriegt. Im Gegensatz zu Mark Watneys unfreiwilliger Robinsonade auf dem Mars hat sich Jazz' Heimat Artemis schon seit einigen Jahren zu einer florierenden Weltraumstadt entwickelt. Eine Entwicklung, die vielen Orten auf der Erde ähnelt, denn es gibt hier touristische Pilgerstätten (der Landeplatz von Apollo 11), eine eigene Währung, eine Art Regierung, eine Klassengesellschaft und eine florierende Schattenwirtschaft. Deren wahre Ausmaße beschränken sich nicht nur auf die Schmuggelware von Jazz, was einen der wichtigsten Spannungspunkte im Buch ausmacht. Im Prinzip eine geradlinige Thrillerstory mit einigen Überraschungen in der zweiten Hälfte, dazu viele hervorragend eingearbeitete Details, die das Ganze glaibwürdiger machen als viele andere SciFi-Plots, egal welchen Kalibers. Hier gibt es keinen Warp-Antrieb, Laserwaffen oder auch nur Antriebe mit Lichtgeschwindigkeit. Nein, der Flug zum Mond dauert immer noch vier Tage, die Industrie verlässt sich auf Atomkraft und das Internet funktioniert nur zeitverzögert. Dazu variiert der Autor politische und wirtschaftliche Entwicklungen, indem er in der nahen Zukunft beispielsweise ausgerechnet Kenia zur Weltraumnation Nummer 1 macht (dem Äquator sei's gedankt). Da vergisst man gern, dass außer Ich-Erzählerin Jazz keine andere Figur jemals wirklich Tiefe gewinnt oder dem Leser ans Herz wächst. Außerdem wurde das Patentrezept des Vorgängerromans dramaturgisch kaum variiert. Viele der knackigen Oneliner hat man anderswo auch schon besser gelesen, aber das Gesamtbild bleibt trotzdem stimmig. Selbst wer das Genre bisher kritisch beäugt hat könnte sich dank Weirs Romanen jetzt damit anfreunden. Bonusmaterial: Interview mit dem Autor, Leseprobe aus "Der Marsianer", Karten und Lagepläne von Artemis

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