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Rezension zu
Schuld war Elvis

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eifel-Verwandtschaften und Entwicklungsroman

Von: Michael Lehmann-Pape
31.03.2015

„Und Hebron schrie“. Das ist der erste Satz dieses Entwicklungsromans mit vielen Facetten, um viele Ecken herum und, vor allem, mit vielen, vielen Beteiligten. Nichts Besonderes, könnte man sagen, dass ein Kind bei seiner Geburt ordentlich schreit, doch Hebron hört nicht auf zu schreien. Außer, sie wird gefüttert. Dann ist kurz Ruhe, ansonsten schreit sie die ersten 9 Monate ihres Lebens durch. Bis sie feste Nahrung entdeckt, dann ist endgültig Ruhe. Aber dieses „In-sich-hineinstopfen“, das wird ein Lebensbegleiter werden für dieses „Mädchen aus besonderen Umständen“ . Unehelich. Und das in der Eifel Ende der 60er Jahr. In diesem in sich verzweigten Netz von Beziehungen, in denen irgendwie alle mit allen bekannt, verwandt, verschwägert sind. Eine Geburt, die in gewisser Form auch den Startschuss bildet für das Eindringen des „modernen Lebens“ der erwachenden Jugend zu jener Zeit. Für die Hebrons Mutter Meggy symbolisch mit ihrem alles andere als gewöhnlichen und angepassten Lebensweg und Lebenshaltung steht. „Weglaufen muss ich. Weg, weg von beiden“, das ist der Drang, den die heranwachsende Hebron mehr und mehr ins ich spürt. Ein Mädchen, eine junge Frau später auf der rastlosen Suche nach sich selbst, umgeben von einer schier unübersichtlichen Zahl von Verwandten mit äußerst ausgeprägten und sturen Persönlichkeiten, wie es der Landschaft entspricht. Bis es aber soweit wieder sein wird, dass es heißt: „und Hebron schrie“ (was auch der letzte Satz des Buches ist), dann aber aus anderen Gründen, bis Hebron sich selbst und ihren Weg (der sich am Ende als doch etwas unprätentiös heraus stellen wird) gefunden hat, wird viel Zeit und vieles an kleinen Ereignissen von Salentin im Buch geschildert und auf den Weg gebracht. Letztendlich scheinen diese vielen kleinen Ereignisse, diese Beschäftigung mit den einzelnen Ausprägungen der Familienmitglieder, der Schwestern Meggys, der Eltern, der entfernteren Verwandten, der Leute im Dorf und der kleinen Stadt das eigentliche der Darstellung zu sein. Gehalten von der erzählerischen Klammer der Entwicklung Hebrons nutzt Salentin den Raum des Buches, um ihrer eigenen Heimat (Eschweiler in der Eifel) eine ausführliche und sehr differenzierte Darstellung in der Lebensweise und den kantigen Persönlichkeiten zu verleihen (bis hin zum Vater Hebrons, den diese in Israel dann wieder finden und antreffen wird, der aber zu Zeiten auch beide Füße auf Eifeler Erde gestellt hatte). Das ist vielfach „mitten aus dem Leben“ gegriffen, sympathisch, abschreckend, mit warmem Humor und Irritationen versehen, es ist vor allem sehr, sehr viel an kleinem Geschehen und „Personal“, das es dem Leser auf Dauer auch erschwert, den „roten Faden“ im Auge zu behalten und sich auf die Kernpersonen des Romans wirklich konzentrieren zu können. Mit Teils zu bedeutungsschwangerem Ausdruck und zu verzweigtem Geschehen bleibt ebenfalls die Frage offen, warum für dieses „innere Offenbarung“, die Hebron erleben wird, wirklich ein so langer innerer wie äußerer Weg nötig ist. Alles in allem eine sehr dezidierte Schilderung verschiedenster Persönlichkeiten und der Ereignisse in deren Leben und mit- und untereinander, eine sorgfältige und sehr detaillierte Darstellung des „Eifeler Lebens (-Gefühls und – Praxis)“, die flüssig erzählt wird, aber nicht durchgehend fesselt. Heimat- und Entwicklungsroman ebenso, wie eine Art biographischer Roman.

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