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Rezension zu
Amundsens letzte Reise

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Akribisch

Von: Michael Lehmann-Pape
18.03.2019

Minutiös geht Kristensen einem Geschehen nach, das bereits Stoff für Filme, vor allem aber ein einschneidendes Erlebnis für die Welt der Erforschung rauer Gegenden gewesen ist. Jene Suchaktion nach dem, in Nordpolnähe gestrandeten, italienischem Luftschiff „Italia“ im Jahr 1928, welches eine große Rettungs- und, zu nächst, natürlich Suchaktion ausgelöst hat. Während derer auch Roald Amundsen sich, müde, aber mit all seiner Erfahrung, von Norwegen aus mit alten Vertrauten und Forschungskameraden an Bord des Flugboots Latham 47-II aufmachte. Eine Reise ohne Wiederkehr und ein bis heute nicht gelöstes Rätsel, was genau wo mit der Gruppe geschehen ist und warum Wrackteile der Latham 47-II an recht unwahrscheinlich wirkenden Stellen im Meer und angespült an Land wiederauftauchten. Unter Einbeziehung der verfügbaren Quellen, durchaus aber auch mit Intuition und sachlichen Überlegungen wendet sich Kristensen im Buch dieser Suchaktion zu, führt die zwei wahrscheinlichsten (aber nicht nur diese) Theorien in ein mögliches Gesamtbild ein und macht zum Ende der Lektüre hin durchaus deutlich, welcher der vorhandenen Erklärungen des Vorfalls sie selbst am deutlichsten zuneigt. Das ganze schreibt Kristensen flüssig und in einer dokumentarischen Erzählform, die flüssig voranschreitet, auch wenn man sich hier und da in Kleinigkeiten (wie die Frage, mit welchem Fluggerät der notorisch verschuldete Amundsen die Suche antreten wollte und welche Schwierigkeiten es auf dem Weg der Beschaffung eines passenden Fluggerätes gab. Ebenso muss der Leser sich, natürlich, immer wieder angesichts der zwingend wirkenden Darstellung Kristensens daran erinnern, dass auch diese Autorin vermutet und nicht genau weiß, wie alle, die sich mit dem Thema dieses Verschwindens der Rettungsmannschaft beschäftigen. Was ebenso, hier aber auf Tatsachen und Augenzeugenberichten beruhend, in bester Form mit der Geschichte der Gestrandeten Besatzung der „Italia“ korrespondiert, deren Not Kristensen überaus lebendig und plakativ schildert. Was in andern Überlegungen und Nebensträngen der Autorin im gesamten dann auch dazu führt, ganz andere Sichtweisen noch in den Blick zu nehmen, die Frage nach Amundsens innerer Verfassung mit aufwirft, Kleinigkeiten ins rechte Licht rückt wie das Geschenk, das Amundsen einem Freund vor der Abreise überreicht hat und von dem er sich bis dato nie getrennt hätte. War da eine Todesahnung? War da eine Todessehnsucht gar? Vermutungen und Gerüchte, die Kristensen aufnimmt, ihnen nachgeht und klare Stellung bezieht bis hin zu einem möglichen Ablauf, der in seiner inneren Logik bestechend einsichtig am Ende im Raum verbleibt. Egal nun, wie man als Leser am Ende zu den Ereignissen stehen mag und was man selbst für die wahrscheinlichste Ursache des Verschwindens Amundsens betrachtet, was die Fakten und die zeitlichen Abläufe angeht legt Kristensen einen umfassenden und fundierten Bericht vor, der den Leser mitten hineinnimmt in eine Mentalität des forschenden Abenteuertums und eine Zeit, in der eine solche Mentalität noch vielfache „unbekannte Orte“ zum Bereisen vorgefunden hat. Gefährliche und unwirtliche Orte, die Kristensen für den Leser erlebbar schildert.

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