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Rezension zu
Marx. Der Unvollendete

Auf den Spuren von Karl Marx

Von: Franziska_J
28.02.2019

„Was immer man aus Marx gemacht hat: Das Streben nach Freiheit, nach Befreiung der Menschen aus Knechtschaft und unwürdiger Abhängigkeit war Motiv seines Handelns.“ Willy Brandt, 1977 Kein Zitat wäre für eine Biografie über einen der wohl bekanntesten Ökonomen und Philosophen treffender. Nicht nur seine ökonomischen Theorien über Kapitalismus, Arbeit, Entfremdung und Ausbeutung prägen unser Denken bis heute, sondern auch seine religionskritischen und philosophischen Gedanken haben sich weit über die Fachgrenzen hinaus verbreitet. Zu Marx´200. Geburtstag erkundet Jürgen Neffe das Leben des „revolutionären Querkopfs und Vordenkers des 19.Jahrhunderts.“ Entlang von Marx´ Lebenslauf und des historischen Kontextes, der geprägt ist durch Revolution und Umwälzung, zeichnet Neffe die wichtigsten Stationen und Wendepunkte von Marx´ Schaffen nach und erläutert seine Theorien in verständlicher Form, ohne dabei jedoch oberflächlich oder ungenau zu werden. Besonders gelungen ist auch die Anwendung eben dieser Theorien auf die moderne Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. „Zu fast jeder theoretischen Äußerung lassen sich glühender Zuspruch und heftigster Widerspruch finden. Deutungen seiner Schriften klaffen auseinander, wie man es sonst nur von künstlerischen Texten kennt, die zum Polarisieren geschrieben wurden. Sein Schaffensprozess lässt sich daher nur angemessen würdigen, wenn man ihn in seiner Offenheit und Unfertigkeit […] erkennt.“ Man merkt Neffe seine Begeisterung für Marx an und genau das ist es, was diese Biografie so spannend und gut lesbar macht. Der Autor schreibt dabei jedoch keine Lobeshymne auf Marx oder bemächtigt sich einer der vielen Interpretationen zu seinem Werk, sondern betrachtet es eben als etwas ‚Unvollkommenes‘, dessen Stärke gerade in seiner Vieldeutigkeit liegt. Geschickt werden aktuelle Forschungsdebatten ebenso wie objektive Kritik in die Erzählung eingebracht. Und als Erzählung kann man diese Biografie durchaus bezeichnen. Romanhaft beginnt das erste Kapitel mit den Worten: „Ein trübkalter Tag neigt sich dem Ende zu. Lampenmänner sind unterwegs, um die Gaslaternen zu entzünden.“ Und so bildhaft geht es dann auch weiter. Immer wieder folgen lange Zitatpassagen aus den Werken von Marx und Engels, die dann in Beziehung zum historischen Kontext, aber auch zur gegenwärtigen gesellschaftlichen Lage gesetzt werden. „Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigene Melodie vorsingt.“ Oft hat man den Eindruck, Neffe versuche, ebenso reißerisch zu schreiben wie Marx selbst. Vielleicht ist dies auch die einzige Möglichkeit, um diesem Mann gerecht zu werden, der sich trotz Krankheit, Armut oder Ehekrisen nie davon abhalten ließ, an seinem Werk zu arbeiten. Trotzdem beweisen die Vielzahl an hinzugezogenen Quellen und der umfangreiche Fußnotenapparat, dass das Buch trotz des erzählenden Tonfalls und der eher überblickartigen Vorstellung seiner Theorien keinesfalls an Wissenschaftlichkeit einbüßt. Marx – Der Unvollendete – Eine Biografie, die einen umfassenden Überblick über ein bewegtes Leben gibt und die ebenso spannend ist wie Marx selbst ist.

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