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Rezension zu
Nichts gesucht. Alles gefunden.

Nichts gesucht. Alles gefunden.

Von: Seitenweisheiten
28.12.2018

Noch so ein Buch über den Jakobsweg – das war mein erster Gedanke. Aber: Gleich nach den ersten paar Zeilen wurde ich positiv überrascht. Diese Geschichte ist kein philosophisches Herumgelabere und keine huldvolle Beweihräucherung. Dieser etwas andere Reisebericht beschreibt den Jakobsweg genauso kritisch und schonunglos wie ich ihn mir vorstelle. Den Autor kannte ich vorher noch nicht. Seine Erzählform liegt mir aber total und ich kann mich sehr gut in ihn hineinfühlen. Wenn alles von ihm so ansprechend geschrieben ist, möchte ich gerne mehr davon lesen. Mal schauen, was sonst noch alles von ihm in deutscher Übersetzung erhältlich ist. Jetzt aber zum Buch. Ein Reisebericht über den Jakobsweg also. Der Autor geht ihn einfach so. Ohne besonderen Beweggrund. Kein spiritueller Anspruch, keine Sünden abzubüßen, keine schweren Schicksalsschläge zu verarbeiten, einfach nur aus Interesse. Deshalb wird es auch zunächst eine ungeschönte Abrechnung mit Land und Leute. Besonders die Landschaft der zweiten Etappe scheint nicht unbedingt mit Postkartenidylle aufzuwarten. Spanien mal von der hässlichen Seite. Genau das ist es, das mich fesselt und eintauchen lässt. Ich will die Realität erfahren, wenn ich Reiseberichte lese. Kein schönfärben und schönreden. Hässliche Fabriken, trostlose Satellitenstädte, ausgedörrte Steppen, nicht nur Palmen und Sonnenstrände. So wie es eben ist in der echten Welt. Kein Anreiz für eine Nachahmung? Doch, gerade deshalb würde ich den Jakobsweg auch gerne gehen. So wie Jean-Christophe Rufin den wahren Geist des Jakobswegs gefunden hat, weil er eben auch die dunklen Seiten des langen Fußmarsches erfahren hat. Genau deshalb könnte ich mir das auch vorstellen. Er beschreibt seine blutenden Füße aufgrund falschem Schuhwerk, seine oft abenteuerliche Herbergssuche, gruselige Begegnungen mit anderen Pilgern und auch die Eindrücke über die zahlreichen Klöster und Kirchen am Weg. Oft sind es die kleinen Dinge, die einen Pilger zum verzweifeln bringen, wie z.B. die Schnarchgeräusche in den Schlafsälen oder die stinkenden Socken. 253 Seiten, die ich in kürzester Zeit verschlungen habe. Eigentlich ist jetzt gar nicht die Jahreszeit für eine Pilgerreise oder das Lesen eines Berichts darüber. Eigentlich wollte ich mir gar keine Gedanken über eine Pilgerreise machen. Eigentlich war ich gar nicht bereit dafür. Jetzt bin ich es. Und mein fixer Vorsatz für 2019 wird eine, zumindest winzig kleine, Pilgerwanderung sein. Für so eine gelungene Motivation gebühren dem Buch 5 von 5 Bücherkatzen

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