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Rezension zu
Eine Liebe, in Gedanken

Die verstorbene Mutter ist mein neues Vorbild.

Von: KatharinaHohenfels
15.12.2018

Hamburg, 1964. Antonia und Edgar sind wie füreinander gemacht, denn sie erträumen sich eine Zukunft fernab ihrer Herkunft, wollen anders leben und lieben als ihre Eltern. Da bekommt Edgar die einmalige Gelegenheit: Ein Berufsangebot in Hongkong, das er sich nicht entgehen lässt. Antonia soll später nachkommen. Nach einem Jahr vergeblichen Wartens löst sie die Verlobung auf und versucht, mit ihrer einstigen Leichtigkeit weiterzuleben, gefangen zwischen ihrem Ideal der Freiheit und Unabhängigkeit und dem Schmerz, den Edgar hinterlassen hat. 50 Jahre später stirbt Antonia und ihre Tochter beginnt, deren Vergangenheit aufzuwühlen: Hat ihre Mutter wirklich gelebt, wie sie es sich gewünscht hatte? Und wer ist dieser Mann, den sie niemals hatte vergessen können? Wenigstens ein Mal möchte sie ihm begegnen... Für mich war dieses Buch ein Beziehungsgeflecht aus Mutter-Tochter-Beziehungen. Mit jedem Einblick ins Leben von Antonia treibt die Autorin die Beziehung zwischen dieser und Edgar voran. Mit jeder kleinen Entdeckung der Tochter geht Antonias Leben in die Gegenwart der Tochter über. Manchmal ziehen sich die Sätze über fünf Zeilen, sind dabei aber so einfach gewählt, dass es den Lesefluss nicht stört. Kristine Bilkau versteht es, dem Leser kleine, scheinbar unwichtige Details vor Augen zu führen, so anschaulich gewählt, dass man gerade durch sie anfängt, sich mit Antonia zu identifizieren und mitzufühlen. All diese kleinen Details, Gedanken, fügen sich im Laufe des Buches zu einem größeren Ganzen zusammen. Am Ende hat man tatsächlich das Gefühl, man hätte alles, was Antonia erlebt, hautnah miterlebt. Anfangs war mir der Schreibstil der Autorin etwas ungewohnt. Aber ich habe ihn genießen gelernt, denn er passt perfekt zu Antonia, die ich so sehr ins Herz geschlossen habe. Auch wenn man von vorneherein das Gefühl hat, dass es für Antonia nicht gut ausgehen wird, ist gerade dieses Wissen der Reiz, weiterzulesen. Man möchte mitfiebern, ihr zur Seite stehen bei jedem Scheitern, Schmerz, der sie jedoch nicht von dem Versuch abbringt, ihre Träume in die Realität umzusetzen, zu leben. Antonia nimmt die Außenwelt intensiv war. Sie lebt intensive Beziehungen. Das macht sie verletzlich und gleichzeitig so lebendig. Am Ende bleibt im Prinzip die wichtigste aller Fragen offen. Dies hat mich mit Entsetzen zurückgelassen. Als die letzte Seite gelesen war, bin ich im Zimmer auf und ab gegangen, habe nachgedacht, konnte es kaum fassen. So tragisch, dramatisch war das Ende. Irgendwann habe ich begriffen, dass es genau darum geht: Antonia hat nie erfahren, wieso die Beziehung zu Edgar hatte enden müssen. Ihr ganzes Leben hindurch hat sie den Schmerz in sich getragen, nie eine Antwort bekommen. Denn es gibt keine Antwort. Ebenso wie sie sich ein Leben lang eine Antwort darauf zu geben versucht hat, müssen wir es nun auch tun. Das lässt uns selbst im letzten Moment des Buches, obwohl Antonia nicht mehr lebt, noch immer mit ihr fühlen. Eine letzte Ehre. Wer Drama, Tragik und ein entsetzlich-gefühlsintensives Ende mag, hier ist es: Ein Buch, das sich tief ins Herz gräbt und einen nicht wieder loslässt.

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