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Rezension zu
Dragon Teeth – Wie alles begann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die ersten Schritte der Paläontologie

Von: Mikka Gottstein
24.11.2018

Man tut dem Buch und (posthum) seinem Autor meines Erachtens keinen Gefallen, wenn man es als Vorgeschichte der Jurassic-Park-Saga bezeichnet. Ja, hier geht es um Dinosaurierknochen und “Jurassic Park” ist unbestritten die bekannteste Dinosauriergeschichte seit Sir Arthur Conan Doyles “Die vergessene Welt” – aber damit endet die Verbindung auch schon. Dieses Buch ist Crichton pur, aber es liest sich von Stil und Atmosphäre her völlig anders als Jurassic Park. Außerdem ist es auch in einem gänzlich anderen Genre angesiedelt: der historische, zumindest teilweise auf Fakten basierende Roman spielt im 19. Jahrhundert im Wilden Westen und liest sich dementsprechend. Die erbarmungslosen, blutigen Konflikte zwischen Indianern und weißen Siedlern, sowie die damit verbundenen politischen Entwicklungen, stehen mindestens genauso sehr im Zentrum der Geschichte wie die Dinosaurierknochen. Auch die erbitterte Rivalität zwischen zwei der ersten Paläontologen, die den Rahmen der Geschichte bildet, läuft dieser Historie den Rang nicht ab. Die Rivalität zwischen Edward Drinker Cope und Othniel Charles March war legendär und zog sich über einen langen Zeitraum hin. Für den Roman wurde sie jedoch auf ein Jahr zusammengeschnurrt – und entschärft, denn in Wirklichkeit muss sie so lächerlich eskaliert sein, dass sie in einem Roman unglaubwürdig gewirkt hätte. Was übrig bleibt, ist aber immer noch genug, um für Spannung und auch eine Prise Humor zu sorgen. Im Grunde ist “Dragon Teeth” nicht nur ein historischer Roman, sondern vor allem eine klassische ‘Coming of Age’-Geschichte: Der 18-jährige Protagonist, William Johnson, beginnt seine Reise als gelangweilter junger Schnösel ohne Antrieb oder Ziel im Leben, wird durch seine Erlebnisse jedoch gestählt. Am Schluss ist er ein entschlossener, selbstbewusster Mann, der seinen Wert in einem unglaublichen Abenteuer bewiesen hat. Die anderen Figuren bleiben zum Teil eher blass, aber William (später ‘Foggy’ genannt) kann die Geschichte meines Erachtens im Alleingang tragen, denn er macht eine grandiose Entwicklung durch. Der Autor verlangt ihm gnadenlos alles ab. Williams Abenteuer liest sich wie ein waschechter Western: Goldrausch und Saloons, Cowboys und Indianer, Schießereien und wilde Verfolgungsjagden zu Pferde… Sogar der berühmte Revolverheld Wyatt Erp gibt sich ein Stelldichein und rettet unserem jungen Helden mehrfach den Allerwertesten, wobei der jedoch auch selber zur Waffe greifen muss. Neben Williams Höllenritt durch den Wilden Westen verblasst sogar der absurde, von Paranoia und Geltungswahn befeuerte Wettstreit zwischen Marsh und Cope, obwohl der im Hintergrund immer präsent ist – ebenso wie die gesellschaftlichen, soziologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen der Zeit. Besonders der Konflikt zwischen Darwinismus und Kreationismus spielte für die Paläontologie eine große Rolle, denn Dinosaurier und Evolution passten für viele gläubige Christen des 19. Jahrhunderts nicht in Gottes Plan. Das Buch entwickelt eine andere Art von Spannung als Crichtons Romane rund um seine berühmten Klonsaurier. Ich vermute, dass “Dragon Teeth” diejenigen Leser enttäuschen könnte, die mit der Erwartung an das Buch herangehen, sozusagen “Jurassic Park 0.0.5-beta” präsentiert zu bekommen. Wenn man sich von dieser Erwartung löst, finde ich das Buch aber durchaus sehr spannend – als historisches Western-Abenteuer mit kleinen Häppchen paläontologischer Geschichte als Bonus. Dem Schreibstil merkt man allerdings ein wenig an, dass es sich um ein Frühwerk des Autors handelt. Verglichen mit seinen späteren Werken ist der Schreibstil hier noch nicht so ausgereift. Aber wenn man für einen Moment vergisst, wer dieses Buch geschrieben hat, und es als alleinstehendes Werk betrachtet, kann der Schreibstil mit Atmosphäre und feinem Humor punkten. Perfekt ist das Buch vielleicht nicht, und sicher nicht Crichtons bester Roman, aber in meinen Augen dennoch lesenswert und unterhaltsam. FAZIT Vergessen wir mal “Jurassic Park”. Am besten liest man “Dragon Teeth”, ohne eine Vorgeschichte des bekannten Megahits von Michael Crichton zu erwarten – auch wenn Dinosaurierknochen ein wichtige Rolle für die Geschichte spielen. In diesem Frühwerk des Autors erwartet den Leser eine unterhaltsame Abenteuergeschichte im Wilden Westen, basierend auf der tatsächlichen Rivalität zweier der ersten Paläontologen.

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