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Rezension zu
Artemis

Fly me to the moon

Von: Katrin
20.11.2018

Seit seinem Erstlingswerk Der Marsianer habe ich den Autor Andy Weir auf dem Schirm behalten. Die realistische Science-Fiction-Geschichte um den gestrandeten Astronauten Mark Watney hat mich damals einfach begeistert. Entsprechend gespannt war ich auf seinen neuen Roman Artemis, der den Leser dieses Mal auf den Erdtrabanten entführt. Ob diese Geschichte wohl mit ihrem Vorgänger mithalten kann? Artemis ist die einzige Stadt auf dem Mond und hat nur 2.000 Einwohner. Der unwirtliche Felsbrocken wurde besiedelt, um ökonomisch Raketentreibstoff zu gewinnen. In großen Wohnkuppeln haben sich die Menschen so gut es geht eingerichtet. Inmitten all der Handwerker, Techniker und Wissenschaftler lebt auch Jazz Bashara – ihres Zeichens ausgewiesene Lastenträgerin – und versucht mit Hilfe von Schmuggelei um die Runden zu kommen. Irgendwie muss ein halbwegs anständiges Mädchen vom Mond sich schließlich ihre Motten (die offizielle Währung) verdienen! Als einer ihrer betuchtesten Kunden ihr für einen ebenso heiklen, wie kriminellen Spezialauftrag unermesslichen Reichtum in Aussicht stellt, kann sie nicht nein sagen. Bei der Sabotage aufzufliegen, würde im besten Falle einen Freiflug auf die Erde bedeuten. Prompt geht ab diesem Punkt alles schief: Jazz versiebt die Mission, ihr Auftraggeber wird ermordet und sie selbst ist unversehens Mittelpunkt einer Verschwörung, die gar nicht gut für ihre Gesundheit ist. Doch wohin fliehen, wenn die kleine Stadt auf dem Mond die einzige Heimat ist, die sie kennt? Dieser Roman, der sich im Grunde um zwei regelrechte Coups dreht, lässt sich meiner Meinung nach schwer in eine Schublade stecken. Beschriebe ich ihn als humorvollen Science-Fiction-Thriller mit Krimielementen, trifft es das noch immer nicht so recht. Artemis ist eine charakterzentrierte Geschichte, gespickt mit wissenschaftlichen Fakten, kleinkriminellen Machenschaften, dem alltäglichen Leben auf dem Mond – und Mord. Dabei ist der Handlungsort der Geschichte naturgemäß sehr eingeschränkt. Was gibt es auf Artemis schon? Fünf Wohnkuppeln, einige Aluminiumhütten und zwei Atomkraftwerke. Davon abgesehen nichts als karge Mondlandschaft. Und trotzdem schafft es Andy Weir einen Plot zu ersinnen, der voller Spannung steckt, überraschende Wendungen bereit hält und überhaupt die vorhandenen Ressourcen mit erzählerischer Effizienz nutzt. Schon der Einstieg verspricht ein ziemliches Tempo, das fast durchgängig gehalten wird. In einigen Abschnitten fühlte ich mich regelrecht quer über den Mond gejagt. Im Vergleich zum Vorgänger wurde ich jedoch mit der Hauptfigur erst ziemlich spät warm. Jazz Bashara ist eine hoch intelligente junge Frau mit Potential, aber einem Hang zu falschen Entscheidungen. Sie ist kühn, äußerst geschickt, moralisch ein wenig flexibel und weiß was sie tut. Und falls nicht, hilft ihr das ureigene Improvisationstalent oft genug aus der Patsche, in die sie ihr schnodderiges Mundwerk so häufig hineinbringt. Ein gezielt eingestreuter E-Mail-Verkehr mit ihrem Kindheitsfreund und aktuellen Geschäftspartner Kelvin von der Erde hilft leider nur bedingt, die Protagonistin besser kennen zu lernen. Eine Umgebung, in der nur ein Sechstel der Erdschwerkraft herrscht, ermöglicht es eben auch der Hauptfigur sprunghaft zu sein. Doch hätte ich Jazz´ Motive eher durchschaut, wäre es mir leichter gefallen, ihren wilden, atemlosen Kapriolen zu folgen. Zudem sind mir die an sich interessanten Nebenfiguren ein wenig zu blass geraten. Dabei gibt es da so einige, deren Interaktion mit unserer Anti-Heldin durchaus intensiver hätte sein können. Ein gutes Beispiel hierfür ist der unerschütterlich korrekte, zwei Meter große artemisische Sicherheitschef Rudy DuBois. Immer tauchte er just dort auf, wo Jazz ihn am wenigsten gebrauchen konnte. Das gefiel mir einfach. Wie schon beim Vorgänger-Roman kommt der Handlungsort von Artemis äußerst realistisch rüber. Autor Andy Weir weiß, wovon er spricht und malt uns ein derart überzeugendes Bild der Zukunft, dass man das Gefühl bekommt, es könne nicht mehr allzu lange dauern, bis es Wirklichkeit wird. Sich da hineinzudenken und die Prämisse als gegeben hinzunehmen, war leicht. Allerdings muss der Leser auch hier ein gewisses Maß an technischen Details mögen. Für Belletristik, durch die man beim Lesen gleich noch etwas lernt, habe ich selbst jedenfalls so einiges übrig. Nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, fand ich es wirklich schade, Artemis verlassen zu müssen. Dieser Roman ist temporeiche, intelligente, packende Unterhaltung mit einem ordentlichen Schuss bösen Humors. Vielleicht einen Hauch weniger fesselnd als Der Marsianer, doch wieder ein richtig gutes Buch. Womit sich Andy Weir wohl als nächstes befasst? Katrin Autor: Andy Weir Buchtitel: Artemis Übersetzung: aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski Verlag: Heyne

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