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Rezension zu
Schuld

Verteidigung ist Kampf, Kampf um die Rechte der Beschuldigten.

Von: JD's Book of Life
09.11.2018

Ein Ehemann quält jahrelang seine junge Frau. Ein Internatsschüler wird fast zu Tode gefoltert. Ein Ehepaar verliert die Kontrolle über ihre sexuellen Spiele. Ein Mann wird wegen Kindesmissbrauchs angeklagt. Leise, aber bestimmt stellt Ferdinand von Schirach die Frage nach der Schuld des Menschen. Normalerweise mag ich es gar nicht gerne, die Klappentexte vom Buch einfach zu übernehmen. Aber hier konnte ich es schlicht nicht besser zusammenfassen als auf dem Klappentext. Das ist mein zweites Buch von Ferdinand von Schirach. Das erste Buch, die Würde des Menschen ist antastbar, fand ich schon sehr sehr gut. >Die Rezension findest du hier< Aber Schuld hat das einfach noch übertroffen. Von Schirach erzählt 15 Kurzgeschichten von Fällen aus seinem Leben als Strafverteidiger. Und er erzählt sie ohne seine eigenen Emotionen mit einzubringen. Er schreibt einem nicht vor, was man über wen denken sollte. Er erzählt einfach. Und genau dort ist platz für eigene Gedanken. Gleich zu Beginn wird eine Geschichte erzählt, bei der mir direkt übel wurde, weil ich die Täter so widerlich fand. Nicht nur die Tat als solche, die für sich genommen schon schlimm genug war, war das was das ganze Szenario so schlimm machte. Nein, auch die Respektlosigkeit, mit der man dem Opfer zum Schluss der Tat auch noch begegnete, ließen mich einfach wütend werden. Und dementsprechend waren auch meine Gefühle für die Täter. Gerade wenn man das Opfer für unschuldig hält, fällt es schwer, einen Täter als normalen Menschen mit Rechten zu sehen. Aber was passiert, wenn das Opfer selbst kein unbeschriebenes Blatt ist? Was, wenn das Opfer vorbestraft ist wegen sexueller Nötigung und Verkehr mit Minderjährigen? Und wenn der Täter eigentlich gar kein so schlechter Mensch zu sein scheint. Die Tat ist immer noch schlimm und verachtenswert aber die Gefühle für Täter und Opfer sind ein bisschen verschoben. Moral und Recht stimmen nicht immer überein. Und genau das ist das Geniale an den Büchern von Ferdinand von Schirach. Er hat es wieder geschafft, dass ich mich selbst hinterfrage. Ich dache eigentlich auch in diesem Buch wieder, ich bin mir ganz sicher, wie ich etwas bewerte. Mord ist Mord, dafür gibt es keine Entschuldigung. Er ist immer heimtückisch und bösartig. Aber stimmt das wirklich? Ist es so einfach? Ich mache das wirklich selten, aber für dieses Buch möchte ich eine klare Leseempfehlung aussprechen. Ich fand es unfassbar gut und ich hatte es innerhalb von zwei Tagen gelesen. Nicht nur das es wirklich spannend ist, nein, es lässt einen auch über sich selbst und über andere Menschen nachdenken. Für mich sind seine Bücher bis jetzt eine absolute Bereicherung.

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