Ein Plädoyer für Kunst und Kultur

»Wie liebe ich es, auf der Bühne für mein Publikum zu singen und zu musizieren. Was für ein Geschenk seit über 50 Jahren! Was mich antrieb, meine Lieder zu singen, immer und immer wieder, auch in Zeiten, wo es mir gar nicht gut ging, war diese ungeheure Freude, gemeinsam mit meinem Publikum das Leben zu feiern, sich gemeinsam über Ungerechtigkeit und politische Dummheit zu empören. Nein, ich hörte nie auf zu träumen von einer herrschaftsfreien Welt, wo der Menschen Miteinander unser Sein zusammenhält. Ich werde auch nicht aufhören, diesen Traum von Utopia weiter zu träumen.«

Konstantin Wecker berichtet über sein Leben als Künstler in der Corona-Pandemie. Aber er tut mehr als das: Er stiftet an zu mehr Solidarität, zum Blick auf den Nächsten, zur Kritik am politischen Umgang mit Kunst und Kultur. Veränderungen sind möglich, wenn wir nur wagen daran zu glauben. Was wir dafür brauchen? Poesie und Widerstand!

Das neue Buch des Autors und Liedermachers

Ein Leben ohne Bühne war für den leidenschaftlichen Liedermacher Konstantin Wecker nicht vorstellbar. Was macht es mit so einem Menschen, wenn plötzlich alle Konzerte abgesagt werden müssen?
In diesem Buch berichtet er von mehr als von seinen persönlichen Erfahrungen in der Covid-19-Pandemie. Die Krisenzeit ist eine Zeit, das Wertefundament unserer Gesellschaft zu hinterfragen. Was wurde aus der neuen Solidarität, über die in den ersten Wochen der Pandemie so viel zu hören war? Und warum galten Kunst- und Kulturschaffende plötzlich als nicht systemrelevant, während die Industrie Steuergeschenke erhielt?
Radikal stellt Wecker sich auf die Seite all derer, die in einer Welt der Sachzwang-Logik selten Platz finden. Zur Poesie braucht es auch den Widerstand: Mitten in Zeiten der globalen Pandemie und Depression entwirft Konstantin Wecker eine Utopie für eine gerechtere Gesellschaft, in der Kultur und Kunst genauso wie Solidarität und Menschlichkeit endlich den Stellenwert bekommen, der für ein gutes Leben für alle Menschen nötig ist.

Hardcover
eBook
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Konstantin Wecker
© Thomas Karsten

Konstantin Wecker, geboren 1947, Poet, Sänger und Komponist, engagiert sich seit Jahrzehnten für Zivilcourage, Pazifismus und Antifaschismus. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Erich-Fromm-Preis (2007), dem Erich-Mühsam-Preis (2016), dem Deutschen Kleinkunstpreis – Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz (2017), dem Bayerischen Staatspreis für Musik – Sonderpreis (2017), dem Göttinger Friedenspreis (2018) und dem Hermann-Sinsheimer-Preis (2021). Von der Universität Landau wurde er mit der Thomas-Nast-Gastprofessur ausgezeichnet. Wenn er nicht gerade on tour ist, lebt er in München.
www.wecker.de

Interview mit dem Autor und Liedermacher

1

Herr Wecker, Sie sind ein Bühnenmensch. Wie haben Sie die Zeit, in der Sie keine Konzerte spielen konnten, erlebt?

Mir wurde zum ersten Mal richtig bewusst, wie mir all die Gemeinsamkeiten, die mein Publikum und ich in den vielen Jahren erlebt haben, schmerzlich fehlen. Und klar, auch dem eitlen Ego fehlt die Begeisterung, die man entfachen kann mit einer treffenden Zeile, einer treffenden Melodie. Was das Schreiben betrifft, so konnte ich mich stets auf den Maulbeerbaum vor meinem Haus in der Toskana verlassen. Diesmal war er wegen der Ausreisebeschränkungen aber so nett, mich aus der Ferne zu inspirieren, sodass ich im Juni 2021 mein neues Album „Utopia“ und dieses Buch vorlegen kann.

2

In Ihrem Buch fordern Sie eine Neubewertung von Kunst und Kultur. Warum ist Ihnen die Kultur so wichtig?

Im Herbst 2021 hatten Kunst und Kultur ja auf einmal den Stellenwert von Freizeitbeschäftigungen, auf die man auch verzichten kann. Kunst und Kultur aber haben die Menschen oft vor dem Allerschlimmsten bewahrt. Denn in ihnen lebt die Sehnsucht nach einer besseren, einer herrschaftsfreien Welt. Die Kultur kann uns immer wieder auf das wirkliche Menschsein besinnen: Wir wollen zusammenleben, liebevoll, wir können auch streiten, aber wir brauchen keinen, der uns beherrscht. Dass sie uns daran gemahnt, wäre doch in einer Krisenzeit umso wichtiger zu bewahren.

3

Wenn Sie Ihren Leser*innen einen Wunsch für die Zeit nach der Pandemie mitgeben dürften, welcher wäre das?

Pandemien haben in der Geschichte immer andere Gesellschaftsformen bewirkt – zum Teil auch sehr positiv. Ich habe die Hoffnung, dass man jetzt noch deutlicher erkennt, wie kaputt dieser Kapitalismus ist und wie fatal der Neoliberalismus. Ich träume weiter von einer herrschaftsfreien Welt. Und ich glaube, dass, wenn wir diesen Traum nicht aufrechterhalten, die Menschheit zugrunde geht. Dem steht mein naiver Wunsch nach Utopia entgegen. Und ich stehe zu meiner Naivität.

Konstantin Wecker
© Thomas Karsten