»Mama Held – Jedes Kind hat ein Recht auf Familie«

Kerstin Held schafft es wie keine Zweite, Kinder glücklich zu machen, die sonst keine Chance hätten: »Ich gebe Kindern mit Behinderung, die nicht ich geboren habe, ein Zuhause. Formell nennt man sie Pflegekinder. Für mich sind sie mein Leben.«

Mit grenzenloser Liebe und unermüdlichem Einsatz widmet die heutige Vorsitzende des Bundesverbands behinderter Pflegekinder ihr Leben Kindern, die einen schweren Start hatten. Bis heute hat die 44-Jährige als Pflegemutter zwölf Kinder aufgenommen, zehn davon schwerstbehindert – und oft gegen viele Widerstände. Als sie im Jahr 2000, mit 25 Jahren, ihr erstes Pflegekind aufnehmen will, gibt es dafür noch keine gesetzliche Regelung: So unwahrscheinlich scheint dieser Schritt den Gesetzgebern.

»Mama Held« führt uns durch den vollgepackten Alltag der Helden-Familie, zeigt die Hürden, die durch deutsche Bürokratie und Gesetzgebung entstehen und erklärt Kerstin Helds entschlossenen Kampf für die Rechte von behinderten Pflegekindern.

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Kerstin Held © Jacobia Dahm

Kerstin Held, geboren 1975, wuchs in Dortmund mit ihrer zwei Jahre jüngeren schwerbehinderten Schwester auf. Die Selbstverständlichkeit von Behinderung und Pflegebedürftigkeit in ihrem Leben ebnete den Weg in ein ebenso selbstverständliches Familienleben mit schwerbehinderten Pflegekindern. Aufgewachsen im Münsterland, Ergotherapeutin, Rehabilitationsfachberaterin für Rehabilitations- und Medizintechnik, Eventmanagerin, ist sie mittlerweile im Landkreis Wesermarsch in Niedersachsen zu Hause. Seit 2000 nahm Kerstin Held im Lauf der Zeit insgesamt zwölf Pflegekinder mit den unterschiedlichsten Behinderungen auf, bei sieben wurde sie auch selbst Vormund. Seit 2011 ist sie im Vorstand des Bundesverbandes behinderter Pflegekinder e.V., seit 2014 als dessen Vorsitzende.

Drei Fragen an Kerstin Held

1

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Pflegekinder mit Behinderungen aufnehmen?

Eigentlich begann alles mit meinem Freiwilligen Sozialen Jahr in einer Einrichtung für Kinder mit Behinderung. Ich war damals 16 Jahre alt und mein Bezugskind gerade mal fünf. Neun Jahre später sollte sich alles für uns ändern. Dieser Junge wurde Teil meiner Familie. Mein damaliger Mann und ich entschieden uns, ohne jede Vorahnung auf den steinigen Weg, »einfach« gemeinsam mit diesem Kind leben zu wollen. So bekam Sascha zu Weihnachten im Jahr 2000 ein neues Zuhause. Ich erinnere mich noch genau an die Worte der leiblichen Mutter, als wir sie fragten, ob Sascha bei uns leben darf: »Ich habe mir so etwas schon immer für meinen Jungen gewünscht, aber uns wurde immer gesagt, dass es sowas wie eine Ersatzfamilie nicht gibt.« Sie weinte…
Das war der Anfang der Heldenfamilie und es ist ein wenig wie Laufen lernen. Kann man es besonders gut und findet darin seine Berufung, dann schafft man auch einen Marathon. 20 Jahre später sind zehn Kinder mit Behinderung ihren Heldenweg mit mir gegangen und gehen ihn teilweise noch.

2

Was erfahren die Kinder bei Ihnen, was ihnen in einem Heim verwehrt geblieben wäre?

Eine sehr weise Frau an meiner Seite sagt einmal: »Pflegefamilien sind eine Institution mit öffentlichem Erziehungsauftrag und dem wunderbaren Beiwerk der Liebe und Geborgenheit.« Ich bin immer da, ich bin verlässlich an der Seite meiner Kinder, ich gehe nicht nach acht Stunden nach Hause, ich nehme in den Arm. In Mamas Bett schlafen, wenn man schlecht geträumt hat oder krank ist, ist selbstverständlich. Eine Mama ist keine Erzieherin oder Pflegefachkraft. Eine Mama ist viel mehr…

3

Was raten Sie Eltern, die überlegen ein Pflegekind mit Behinderung aufzunehmen?

Zunächst erzähle ich ihnen gern, wie bereichernd es ist und dass jede Anstrengung aus meiner Sicht absolut lohnenswert ist. Werdende Pflegeeltern sind so unterschiedlich wie die Kinder selbst. Daher rate ich immer als Erstes, dass sie sich spontan verlieben müssen. Diese spontane Liebe schafft Tragkraft für einen sehr unebenen Weg. Wir sind von der Inklusion in unserer Gesellschaft weit entfernt und es ist wichtig, sich genau darüber im Klaren zu sein.

Bilder aus dem Alltag der Helden-Familie