Gefangen im Schnee: Eine Familie muss sich ihren Wahrheiten stellen

Schloss Schwanenholz, Ende Dezember 1978: Fünfzig Jahre führte Luise von Schwan die Baumschule auf dem Gut an der Ostsee mit strenger Hand. Nun wird die Gräfin beerdigt. Doch als die Trauerfeier beginnt, fegt ein heftiger Schneesturm über das Land. Bevor das Familienanwesen von der Außenwelt abgeschnitten wird, trifft ein ungebetener Gast aus Frankreich ein. Wer ist die geheimnisvolle Frau, die behauptet, Luises Tochter zu sein? Und hat Luise tatsächlich während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter auf dem Gut ausgebeutet? Fünf Tage, in denen die Familie mit verborgenen Wahrheiten konfrontiert wird. Fünf Tage, die das Schweigen beenden, das sich jahrzehntelang über alles senkte wie Schnee.

Ein großer Roman über Rivalität und Verrat, Liebe und Schuld, Heimat und Flucht.

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Die Schneekatastrophe im Winter 1978/1979

28. Dezember 1978
Die Katastrophe kommt nach Weihnachten, als sich das milde Winterwetter schlagartig ändert. Eisige, trockene Luft aus Skandinavien und feuchte Warmluft aus dem Rheinland treffen über der Ostsee aufeinander. Die Folgen für das Land zwischen den Meeren sind dramatisch: Ein Temperatursturz auf minus 25 Grad Celsius im Nordosten von Deutschland führt zu einem dreitägigen Schneesturm. Oberleitungen und Gleise vereisen blitzartig, an der Küste gefriert Gischt und überzieht Autos und Häuser mit einem dicken Eispanzer.

29. Dezember 1978
Schleswig-Holstein versinkt unter Schneemassen. Besonders tückisch: Durch den starken Wind türmen sich Schneewehen bis zu acht Meter auf. Im Norden sind 80 Dörfer ohne Strom, Telefon, Wasser und Heizung von der Außenwelt abgeschnitten. Als der Schneesturm nachlässt, versorgen Hubschrauber die Menschen aus der Luft, werfen Futtersäcke über Bauernhöfen ab, bringen Medikamente und Lebensmittel. Rund 30.000 Helfer sind im Einsatz, vor allem von Bundeswehr und Feuerwehr.

Januar 1979
Der erste große Schneesturm dauert bis zum 3. Januar an. Auf der Autobahn A7 in Schleswig-Holstein bleiben während des gewaltigen Schneesturms vom Jahreswechsel 1978/79 LKWs und PKWs in meterhohen Schneeverwehungen liegen. Bei eisigen Minusgraden und Sturm müssen die Insassen stundenlang auf Hilfe warten. An der Ostseeküste kämpfen die Menschen zudem gegen schweres Hochwasser. Flensburg, Schleswig und Kiel sind überschwemmt.

Februar 1979
Kaum sechs Wochen später kommt es zu einem zweiten schweren Schneesturm. Schleswig-Holstein, das am schlimmsten betroffene Bundesland, errechnet einen Schaden von 100 Millionen D-Mark. In Flensburg und Kiel türmt sich Eis an der Ostsee bis zu zwei Meter hoch. 80 Schiffe liegen fest und der Nord-Ostsee-Kanal ist nicht zu befahren. Beide Winterstürme fordern in Ost und West 17 Menschenleben. In manchen Teilen Schleswig-Holsteins liegt bis in den Mai hinein Schnee.

Vier Fragen an Katrin Burseg

Als Kind erlebte Katrin Burseg die Schneekatastrophe im Jahrhundertwinter 1978/79 hautnah mit: Mehrere Tage war sie damals mit ihrer Familie eingeschneit. Diese Erinnerung inspirierte sie zu ihrem Roman »Unter dem Schnee«

Katrin Burseg mit Mutter und Schwester im Winter 1978/1979.
Katrin Burseg mit Mutter und Schwester im Winter 1978/1979 (© privat).
Katrin Burseg mit ihrer Schwester im Winter 1978/1979.
Nach dem Sturm: Katrin Burseg mit ihrer Schwester (© privat).

Ihr Roman spielt Ende Dezember 1978 auf einem Gutshof in Norddeutschland. Sie haben als Kind den Schneesturm, der damals über das Land einbrach selbst erlebt. War das der Auslöser, um diesen besonderen Familienroman zu schreiben?
Der Wintersturm von 1978/79 ist mir sehr eindrücklich in Erinnerung: diese Masse an Schnee, die Norddeutschland ja vollkommen unvorbereitet traf … Dabei erinnere ich mich weniger an die Eiseskälte und den Sturm, als vielmehr an die Schneewände links und rechts der Dorfstraße, nachdem die Bundeswehr mit ihren Räumpanzern den Ort frei geschaufelt hatte. Das hat mich mehr als vierzig Jahre später gereizt, die Schneekatastrophe zum Ausgangspunkt meines Romans zu machen.

Vor der Kulisse dieses Jahrhundertwinters erzählen Sie die Geschichte der Familie von Schwan, die sich auf Schloss Schwanenholz zur Beerdigung der alten Gräfin Luise eingefunden hat. Was hat Sie daran fasziniert, Ihre Protagonisten fünf Tage lang von der Außenwelt abzuschneiden?
Eine extreme Situation, wie diese bringt – je nach Charakter – das Beste und Schlechteste in Menschen hervor. Meine Protagonisten sind da keine Ausnahme – zumal die Familie von Schwan bereits durch den Tod der Gräfin und Matriarchin Luise von Schwan in Turbulenzen geraten ist. Während des Schneesturms liegen die Nerven blank und alte Rivalitäten brechen auf.

Sie zeigen sehr eindrücklich, wie ein dunkles Familiengeheimnis, das um jeden Preis gehütet wird, dramatische Folgen für die nächsten Generationen hat. Haben Sie Verständnis dafür, dass sogar Beweise vernichtet wurden, damit die Wahrheit nicht an Licht kommt?
Aus heutiger Sicht: nein. Aber Ende der 1970er-Jahre ist dieses Verhalten nicht ungewöhnlich. Der Krieg liegt zwar schon mehr als dreißig Jahre zurück, aber die Mauer des Schweigens ist für viele immer noch unüberwindbar. Dieses Schweigen ist ja überhaupt der Nährboden für all die dunklen Geheimnisse der Nachkriegszeit, die es in vielen Familien gab und bis heute gibt.

Glauben Sie an die Kraft der Versöhnung, die auch für die Zukunft von Schloss Schwanenholz entscheidend ist, oder ist das dem Ausgang des Romans geschuldet?
Ich bin mir bewusst, dass in den Kriegsjahren vieles geschehen ist, was nicht vergeben werden kann. Ein Roman, so viel historische Wahrheit auch in ihm steckt, kreiert jedoch eine eigene Welt. Und in dieser Welt hat die Kraft der Versöhnung unbedingt ihren Platz, sie kann ihren Zauber entfalten.

Katrin Burseg im Gespräch mit Britta Hansen, Cheflektorin des Diana Verlags

Katrin Burseg
© Fotografie Silje Paul

Über Katrin Burseg


Katrin Burseg, geboren 1971 in Hamburg, wuchs in einem mehr als hundert Jahre alten Bauernhaus in Föhrden-Barl in Schleswig-Holstein auf. Schon als Kind schrieb sie kleine Erzählungen, mit elf Jahren versuchte sie sich das Schreibmaschineschreiben über das Abtippen von Umberto Ecos Roman »Der Name der Rose« beizubringen – und scheiterte. Ihr Faible für Geschichte und Geschichten ließ sie Kunstgeschichte, Literatur und Romanistik (Italienisch) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel studieren; ein halbes Jahr verbrachte sie in Rom, wo sie sich mit der römischen Barockarchitektur beschäftigte. Ihre Magisterarbeit schrieb sie über die römischen Stadtbrunnen Gian Lorenzo Berninis, in ihrer Italienisch-Prüfung begegnete sie wieder Ecos »Der Name der Rose« – dieses Mal aber nicht an der Schreibmaschine: Sie wurde zu dem Roman mündlich geprüft – mit Erfolg …

Schon während ihres Studiums begann Katrin Burseg sich für den Journalismus zu interessieren, in Kiel hospitierte sie bei der Welle Nord (NDR) und im ZDF-Landesstudio, in Hamburg bei der Welt am Sonntag und in der Talkshow Willemsen Woche (ZDF). Nach einem erfolgreichen Magisterabschluss arbeitete sie zunächst als freie Autorin für diverse Magazine und Zeitungen (Cosmopolitan, Freundin, Stern, Süddeutsche Zeitung), bevor sie ins Corporate Publishing wechselte und Unternehmenspublikationen betreute.

Katrin Bursegs schriftstellerische Karriere begann 2003 mit dem Sachbuch »Der Moment«. Ihr literarisches Debüt gab sie 2008 mit dem historischen Roman »Das Königsmal«. Seitdem hat sie mehrere Romane für verschiedene Verlage veröffentlicht, für ihren Roman »Liebe ist ein Haus mit vielen Zimmern« erhielt sie den Delia Literaturpreis 2016 für den besten Liebesroman (3. Platz). Als Kind erlebte sie die Schneekatastrophe im Jahrhundertwinter 1978/79, mit ihrer Familie war sie damals mehrere Tage lang eingeschneit. Diese Erinnerung inspirierte sie zu ihrem Roman »Unter dem Schnee«, der im Herbst 2021 im Diana Verlag erscheint.
Die Autorin mag alte Bäume und Spaziergänge am Wasser, sie hört gerne klassische Musik und liebt die überraschenden Abenteuer beim Schreiben. Nachdem sie ihre Kindheit und Jugend auf dem platten Land verbracht hat, genießt sie es, heute in einer grünen Millionenstadt zu leben und überall zu Fuß oder mit dem Fahrrad hinzukommen. Hamburg ist ihr Sehnsuchtsort, sie lebt mit ihrer Familie im Herzen der Stadt. Ruhe und Entspannung findet sie an der Nordsee – und immer mal wieder auch in Italien.

Karen Bojsen und Karen Best sind Pseudonyme der Autorin.

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