In welchem Regal würdest du deinen Roman einordnen?
Bildungsroman, Politisches Manifest, Krimi oder Kochbuch?
Ich würde es in der Spalte „Jürgen von der Lippe“ einordnen, wo die anderen 14 Bücher schon stehen.
Du hast also ein eigenes Regal?
Das will ich doch schwer hoffen. Bei mir zu Hause habe ich das.
Du bist einer, der neben dem Witz auch immer eine Botschaft vermittelt. Würdest du dich für einen Lehrer der Weisheit oder gar einen Philosophen halten?
Mein Lieblingsphilosoph ist Epikur, der zu seinen Lebzeiten als vergnügungssüchtig beschimpft wurde, was er überhaupt nicht war. Er hat die einfachen Genüsse gepredigt. Als Beispiel jetzt: Wenn man seine Ehe brechen möchte, wenn man sich davon eine wunderschöne Erfahrung verspricht, sollte man sich mal überlegen, ob die drei Minuten Wohlgefühl die fünf Monate wett machen, die man anschließend die Hölle hat, falls die Frau es herausfindet. Das ist so meine Linie.
Das Hörbuch hat ja einen unbestreitbaren Mehrwert gegenüber dem Buch, weil es hier - von dir gesprochen - über 40 verschiedene Stimmen zu hören gibt, darunter Theo Lingen, Helge Schneider, Howard Carpendale, Konrad Adenauer … Wer würde dir noch einfallen?
Theo Lingen habe ich nicht gesprochen. Hast du dich mal an den erinnert gefühlt?
Immer. Immer wenn der Kollege Programmchef „Ne wa? Nich wa?“ gesagt hat. Das ist typisch Theo Lingen.
Nein. Das ist eigentlich eine existierende Figur und zwar war das der Vater eines meiner Schulkameraden, der war in einem Konzern und hat so gesprochen [imitiert den Vater]. Das war der.
Komisch, mich hat es total an Theo Lingen erinnert.
Ja, aber auch schön. Ich habe natürlich Theo Lingen geliebt als Kind. [singt] Der Theodor, der Theodor, der steht…
... im Fußballtor. Wie der Ball auch kommt, wie der Schuss auch fällt, der Theodor, der hält.
Wen hattest du noch so im Kopf, als du dir die Stimmen für das Hörbuch zurechtgelegt hast?
Man hat einen Stamm von Stimmen und da gibt es mehrere Möglichkeiten. Man hat konkrete Leute vor Augen, die man einfach nachmacht. Calli Calmund mache ich zum Beispiel sehr gerne. Und dann gibt es die Möglichkeit, wie man physisch die Stimme verändert durch Verschiebung, (Unterkiefer nach links, Unterkiefer nach rechts, etc.) oder verschiedene Tonhöhen. Natürlich ist man, wenn ein Mann Frauen sprechen muss, in der Range etwas eingeschränkt. Nun habe ich das Glück, dass ich in meinem Leseprogramm, das ich gerade abgeschlossen habe, einen Text habe, bei dem ich 15 Tierstimmen und einen Mensch auf engstem Raum und in rasendem Wechsel bedienen muss. Das hat mir natürlich sehr geholfen, die 16 Stimmen hatte ich schon mal. Und den Rest hat man aufgefüllt. Wo ich wirklich ins Schleudern gekommen bin, ist wenn Lüpke auf Helge trifft und dann noch der Autor Hamburger [hinzukommt], das war eine sportliche Herausforderung.
Und die hast du wunderbar gemeistert. Mir fiel auf, du hast nur Dialekte nördlich des Weißwurstäquators benutzt. Es gibt bei dir kein Bayerisch, kein Fränkisch, kein Schwäbisch.
Fränkisch wäre Lothar Matthäus: „Der Gürtel muss zu die Schuh passen“. Aber über dieses Zitat hinaus geht es nicht, Schwäbisch auch nicht. Ich würde es sehr gerne können, allein schon wegen Jogi Löw. „Tschhh“. Also das Einziehen. „Tschh, es is högscht, es isch högscht gefährlich.“ Man könnte sich das drauf schaffen, aber das hat damit zu tun, dass ich in mehreren Büchern von einem Autor, den ich sehr schätze, einen Wiener Kellner sprechen musste und da habe ich einen Coach gebraucht, der mir jeden Satz vorbetet. Also Bayrisch, das geht a bisserl, aber nicht doll. Da gibt es natürlich Kollegen, allen voran Frankenfeld, der nach wie vor ungeschlagen ist. Mit der Wetterkarte war das, oder?
Ne, ich bedauere das. Ich würde schon gerne sämtliche Dialekte haben, aber es ist mir halt nicht gegeben. Vielleicht kann man es sich mal erarbeiten, aber es ist natürlich viel leichter, wenn man tatsächlich mal in der Gegend ist.
Abschlussfrage: Es gab zwei berühmte deutsche Hits, „Nackt im Wind“, von einer Gruppe, die sich damals „Künstler für Afrika“ nannte und „Stimmen im Wind“ von Juliane Werding. Jetzt erwarten wir natürlich alle, wie im Roman angedeutet, „Nudel im Wind“. Wann kommt der Song raus und würdest du gerne mit Peter Maffay als Duett-Partner dabei auftreten?
Ich würde mir auch noch andere Duett-Partner wünschen wollen. Die Titelwahl für „Nudel im Wind“, das kann ich jetzt schon sagen, war eine sehr glückliche, weil ich durch die Ankündigung bei Facebook weiß, was das in den Köpfen der potenziellen Käufer anrichtet. Ein Mädchen schrieb: „Jürgen, was hast du getan? Ich krieg das Bild nicht mehr aus dem Kopf“. Was auch immer sie meint. Aber die Spekulationen darüber sind sehr viele und sehr lustige. In der Tat würde ich selbst es nicht machen [einen Song aufnehmen], aber wenn jemand kommt oder mehrere kommen, dann könnte man überlegen, ob man Stefan Raab fragt, ob er nicht einen Song-Contest machen möchte, mit 10 eingereichten Nudel-Liedern, die er produziert. Und dann kann er auch moderieren. Ich würde es als Ehrengast in Hermelinmantel und Krone in einem eigens ausgeleuchteten Sitz verfolgen. Das wäre schon sehr schön.
Dann drücken wir die Daumen, dass es dazu kommen wird und sagen ganz herzlichen Dank und viel Spaß für alle, die sich das Hörbuch dann demnächst anhören dürfen.
Ja, ich danke dir.