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Jockel Tschiersch »Rita und die Zärtlichkeit der Planierraupe«

Jockel Tschierschs »Rita und die Zärtlichkeit der Planierraupe«

„Die Geschichten in meinem Kopf abstellen, das könnte man nur durch einen chirurgischen Eingriff im Kleinhirn!“

Jockel Tschiersch über „Rita und die Zärtlichkeit der Planierraupe“

Neben Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit haben Sie an zahlreichen Spielfilmen und über neunzig Fernsehproduktionen mitgewirkt. Einem breiten Publikum sind Sie durch die Krimiserien „Doppelter Einsatz“, „Rosa Roth“ und „München 7“ bekannt, seit September 2011 stehen Sie für die neue Vorabendserie „Fuchs und Gans“ und die Krimiserie „Kommissar Kluftinger“ vor der Kamera. Was reizt Sie trotz Ihrer Filmerfolge daran, immer wieder auf die Bühne zurückzukehren?
Weil es einen saumäßigen Spaß macht. Weil die Menschen dran Freude haben. Weil es, wie man heute sagt, meine Roots sind: raufgehen auf die Bühne und abrocken. Und ich gebe zu: Der Applaus, der im Gegensatz zum Film sofort nach Vorstellungsende ausbezahlt wird, tut gut. Außerdem fühle ich mich durch diese Arbeit, allein auf der Bühne Geschichten zu erzählen, sehr geerdet. Das ist übrigens das älteste Gewerbe der Welt: Zuerst war einer, der am Lagerfeuer Geschichten erzählt hat. Und DANN ERST hat ein anderer gefragt, ob er sich mal dessen Frau ausleihen könnte, für drei Feuersteine...
Außerdem ist es in der Zeit der totalen Vermedialisierung und Digitalisierung doch toll, wenn da ein analoger Kerl auf der Bühne steht und gemeine Schoten erzählt, dass der Saft dampft, oder? Der nächste Soloabend ist schon in der Mache.

Ihre enorme Wandlungsfähigkeit stellen Sie in Ihrem aktuellen Bühnenprogramm „Pubertät mit 50“ unter Beweis. Bei dieser kabarettistischen One-Man-Show stehen Sie zwei Stunden lang mit einem Monolog vor dem Publikum und schlüpfen in unterschiedlichste Rollen. Kommt diese Wandlungsfähigkeit, dieser schnelle Wechsel von Perspektiven auch Ihrem Schreiben zugute?
Nein, eigentlich nicht. Beim Schreiben muss man nicht ständig Perspektiven wechseln, man muss einfach eine Geschichte erzählen. Je klarer, desto besser. Da halte ich gar nicht so viel von falsch verstandener Virtuosität. Die möge dann lieber im Irrsinn der Geschichte begründet liegen als im Wechseln von Perspektiven.

Wenn Sie blitzschnell von einer Rolle zur anderen springen, ändern Sie dabei auch den Zungenschlag. „Jockel Tschiersch, der Mann mit den tausend Stimmen“, hat man Sie deshalb schon genannt. Auch in Ihrem neuen Buch „Rita und die Zärtlichkeit der Planierraupe“, lassen Sie die Menschen sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Was lässt sich für Sie im Dialekt besonders gut ausdrücken?
Im Roman ist es schwierig, im Dialekt zu schreiben. Aber man muss im Dialekt denken. Als Schauspieler denke ich sowieso in meinen Figuren, ich spreche auch laut beim Schreiben (zur Freude meiner Mitmenschen). Dabei ist es dann im gesprochenen Dialekt oft viel mehr auf den Punkt gebracht als im elaborierten aseptischen hannoverischen Neuhochdeutsch. Man muss dann allerdings das, was im Dialekt auf den Punkt kommt, natürlich so hinschreiben, dass auch der Mensch in Norddeutschland das versteht. Aber so weit sind der Allgäuer Bauer und der Mecklenburger Landwirt gar nicht auseinander...