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Jo Eckardt: Den Kummer von der Seele schreiben

Jo Eckardt: Den Kummer von der Seele schreiben

Einführung

Wer trauert, findet sich von einem Moment zum nächsten in einer anderen Welt wieder. Nichts mehr ist so, wie es war. Routinen haben ihren Sinn verloren. Alles tut weh. Minuten dehnen sich wie Stunden. Anforderungen erscheinen unerfüllbar. Das Leben funktioniert nicht mehr.

In dieser intensiven ersten Trauerzeit will dieses Buch ein treuer und liebevoller Begleiter sein, wie ein guter Freund oder eine Freundin, weswegen ich mich für die Du-Anrede entschieden habe. Wenn jeder einzelne Tag eine Herausforderung darstellt, wenn du nicht weißt, wie du ihn überstehen sollst, ohne verrückt zu werden oder den Boden unter den Füßen zu verlieren, dann bietet dieses Buch dir einen Halt, an dem du dich von Moment zu Moment, von Tag zu Tag hangeln kannst, um überhaupt erst einmal zu überleben.

Zum einen findest du hier eine feste Struktur, die dich ein ganzes Jahr lang begleiten wird. Fragen sollen dir helfen, jede Woche zu planen, Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen, und das Erlebte zu verarbeiten. Zum anderen regst du bestimmte Regionen im Gehirn an, die bei der Verarbeitung von Erlebnissen und Gefühlen gebraucht werden, wenn du über Dinge nachdenkst und zu schreiben beginnst. Auch setzt das Schreiben kreative Impulse frei, hilft bei der Klärung von Gedanken und ermöglicht einem, sich selbst wieder als jemand zu erfahren, der Dinge entscheiden und bewirken kann. Das Schreiben öffnet Türen, die sonst möglicherweise verschlossen blieben. Mit anderen Worten, Erkenntnisse und Einsichten bringen eine Bewegung nach vorne, auch wenn man sich oft nur im Kreise zu drehen scheint. Strukturen und Rituale geben Sicherheit, wo sonst nur Leere und Dunkelheit lauern. Was zu Anfang wie eine sinnlose Beschäftigungsstrategie erscheinen mag, gewinnt mit der Zeit Bedeutung und unterstützt am Ende die Erschließung eines neuen Ansatzes für das weitere Leben. Auch findest du hier jede Woche einen kleinen Text, der gezielt Themen der Trauer aufgreift bzw. hilft, die Selbstfürsorge zu verbessern. Es sind Atem- und Achtsamkeitsübungen, kleine Meditationen, Anleitungen für kreative Projekte und Imaginationen, die dir in der Trauer helfen. So entsteht ein Gerüst, an dem du dich von Woche zu Woche vorwärtsbewegen kannst. Indem du dein inneres Erleben schriftlich festhältst und kommentierst, hilfst du deinem Gehirn, sich auf sich selbst zu besinnen und dadurch das Geschehen zu dokumentieren, dadurch zu sortieren und neue Wege zu finden.

Vielleicht überfordert dich diese kleine Einleitung bereits, weil sie viele Worte macht und von Aufgaben, Einsichten und langwierigen Prozessen redet, wo du nicht einmal weißt, wie du einen einzigen Tag überstehen sollst. Dann lass dich einfach an die Hand nehmen und sei versichert, dass du immer nur einen kleinen Schritt gehen musst, der Rest wird sich finden. Und wenn du dann doch am Ende des Jahres achtsamer mit dir umgehst und vielleicht sogar neue Stärken und Einsichten erlangt hast, dann betrachte dies als ein nachträgliches Geschenk der geliebten verstorbenen Person!

Über die Autorin

Jo Eckardt, geboren 1961, Studium der Germanistik und Sozialarbeit in den USA; 1993–2001 Tätigkeit als Dozentin, Übersetzerin, Psychotherapeutin und -analytikerin in New York; kehrte dann nach Deutschland zurück und arbeitet als Trauma- und Erziehungsberaterin in Berlin. Jo Eckardt hat im Kontext Trauer vielfach und erfolgreich publiziert.

www.joeckardt.de