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SPECIAL zu Jacques Berndorf

Im Auftrag seiner Kanzlerin

Der BND-Agent Karl Müller in den Romanen von Jacques Berndorf

Neben ihm kann jeder James-Bond-Darsteller nur verblassen. Sein bevorzugter Drink ist weder geschüttelt, noch gerührt - nur was die Liebe zu den schönen Frauen angeht, kann BND-Agent Karl Müller den Herrschaften von Sean Connery bis hin zu Daniel Craig locker das Wasser reichen. Der Mann mit dem schlichten und urdeutschen Namen ermittelt seit nunmehr drei hervorragenden Romanen für den Bundesnachrichtendienst und bekämpft auf waghalsigen und geheimen Missionen rund um den Erdball die Bösen dieser Welt.

Agent Karl Müller ist “Ein guter Mann”
Der ehemalige Journalist Michael Preute (Jahrgang 1936) schreibt unter dem wohlklingenden Pseudonym Jacques Berndorf über die atemberaubenden und faszinierend authentisch wirkenden Abenteuer eines deutschen Spions der Gegenwart.
Berndorfs alias Preutes “Eifelkrimis” sind inzwischen mehr als legendär und zu Recht mehrfach preisgekrönt. Seine Fangemeinde wächst stetig – und die Bücher um Karl Müller werden den Ruhm des Autors weiter mehren.
“Ein guter Mann” war das Erstlingswerk über den damals 37jährigen Müller, der sich voller Enthusiasmus und gegen den Willen des spießbürgerlichen Lehrervaters zum Agenten ausbilden lässt. Der junge Familienvater von unscheinbarem und durchschnittlichem Aussehen - die perfekte Tarnung für einen Agenten - lebt in einem Reihenhaus in Berlin und hat eine kleine Tochter, die er abgöttisch liebt.
Spionage fordert Opfer
Doch schon im ersten Buch zerbricht die familiäre Idylle, und Müller trennt sich von seiner Ehefrau. Zu Nerven aufreibend, unzuverlässig und belastend ist der geheime Job des Mannes für die Familie, und es ist Müller selber, der die drastischen Konsequenzen zieht und die lieblos gewordene Ehe verlässt. Ihm ist klar, dass die Entscheidung für den Job eine Entscheidung gegen sein Kind ist, denn geregelte Arbeitszeiten und freie Wochenenden für entspannte Vater-Kind-Zeit kann der BND nicht bieten. Und so verkriecht sich Müller in eine grauenhaft schäbige Dienstwohnung und stürzt sich mit aller Energie in den Job.
Von Buch zu Buch legt Jacques Berndorf die brüchige Beziehung Müllers zu seiner Exfrau weiter frei. Er zeigt, wie der Agent unter der fast völlig gelösten Bindung an die Tochter leidet, die er der Staatssicherheit geopfert hat.

Geschickt mit Wort und Waffe
Müller ist ein brillanter Agent, ein begabter Spion und ein trainierter Kämpfer, der sowohl mit Worten als auch mit Waffen geschickt hantieren kann. Doch das ist es nicht, was ihn so besonders macht. Karl Müller ist lebensklug einfühlsam und vor allen Dingen mitmenschlich. Er ist kein eiskalter Hochglanz-Agent, der unberührt von Leid und Schmerz im Aston Martin um die Welt rast und kaum mit der Wimper zuckt, wenn er Menschen tötet. Müller sorgt sich um Kollegen, die im Einsatz sind, er kennt die Lebensumstände seiner Mitarbeiter und Vorgesetzen, und er kümmert sich um seine Mutter. Als im ersten Band der Vater plötzlich stirbt, ist es Müller, der während einer riskanten Ermittlung die Beerdigung organisiert und seine eigene Trauer hintanstellt.
Mutter Müller wird noch so manchen Kummer in das Leben des Agenten bringen: In “Bruderdienst” fällt sie auf einen Heiratsschwindler herein und wird im neuesten Roman “Der Meisterschüler” mit der erschütternden Diagnose Alzheimer konfrontiert.

Zuflucht bei schönen Frauen
Karl Müller gelingt es stets, sein Leben zu ordnen, Grenzlinien zu ziehen, die es ihm erlauben, weiterzumachen in einem Job, der das Private auffrisst und den ganzen Menschen fordert.
Zuflucht findet er nach dem Ende seiner Ehe kurzzeitig bei einer Geliebten, die aber den ungeheuren Druck und die permanente Angst nicht ertragen kann und ihn verlässt.
Doch Berndorf ist gütig und geschickt zugleich. Schon im ersten Band deutet sich ein enges freundschaftliches Verhältnis zur Mitagentin Svenja Takamoto an, die im Laufe der Serie konsequenterweise zur Geliebten und echten Partnerin wird.

Das Szenario, das sich dem Leser daraufhin bietet, ist kaum zu übertreffen: zwei Liebende unterwegs in der Welt, jeder auf sich allein gestellt, ohne Netz und doppelten Boden inmitten der tödlichen Gefahren der internationalen Spionage. Geeint nur durch das hehre Ziel der Sicherung des Landes, des Auftraggebers – und der Liebe. Nie wissen Svenja und Müller, ob und wann sie sich wieder sehen werden. Und selbstverständlich ist die Beziehung zweier Agenten streng untersagt … Atemlos verfolgt der Leser daher das Leben von Karl Müller und taucht immer tiefer in die Welt der Hochspionage ein.
Terror, Tod und Tauschgeschäfte
Es ist gewaltig, was Berndorf da bietet: Vom internationalen Terrorismus, der seine explosive Macht bis hin nach Berlin ausstreckt, gefördert von skrupellosen Geschäftsleuten und fanatischen religiösen Eiferern, (“Ein guter Mann”), über das erschreckend realistische Szenario einer Atombombe in den Händen von Fanatikern, die nicht immer automatisch staatslose Killer sind (“Bruderdienst”), bis hin zu hoch aktuellen Geschehnissen wie dem Terroranschlag in Mumbai, um den Berndorf die gelungene Geschichte eines Einzeltäters spinnt, der sich als Gotteskrieger auf dem Feldzug gegen Andersgläubige wähnt und dabei alle tötet, die sich ihm in den Weg stellen (“Der Meisterschüler”).

Recherchehilfe vom BND
Konkurrierende Geheimdienste, Konflikte zwischen Europa und den USA, die Angst vor unberechenbaren Staaten wie Nordkorea, blühende Agenten-Tauschgeschäfte wie auf einem Viehmarkt und vor allen Dingen die ungeheure Ohnmacht gegenüber fanatischen Terroristen bilden eine explosive Mischung. Die verschiedenen Handlungsstränge greifen logisch und grausam ineinander. Der BND höchstpersönlich unterstützte Berndorf bei den Recherchen für seine Bücher – in Kombination mit Berndorfs wunderbar flüssigem Schreibstil entsteht daraus eine einzigartige Mischung.

In den Karl-Müller-Thrillern tummeln sich schillernde Persönlichkeiten. Müllers Chef Dr. Krause, ein studierter Theologe und Philosoph, überzeugt als alternder Feingeist und Schreibtischmensch, dem das Wohl seiner Agenten wirklich am Herzen liegt und der immer nur den Sieg über das Böse zum Ziel hat. Goldhändchen, der eitle und schrille Computerfachmann, ist ein Genie auf seinem Gebiet und rettet die Agenten so manches Mal durch einen entscheidenden Mausklick. Sein Büro ist allerdings ein finsterer Kellerraum, in dem er exotische Blumen unter Blaulicht züchtet. Ein Privatleben scheint er nicht zu haben. Der Jungagent Thomas Dehner hingegen verdient sich so langsam seine Sporen als Spion, macht dabei aber viele Anfängerfehler.

Karl Müller – Topagent und Mensch
Karl Müller und Svenja Takamoto sind die Lichtgestalten in Jacques Berndorfs BND. Die beiden erfahrenen Topagenten sind selbstsicher und auch zu schwierigsten Einsätzen bereit, dabei aber auch verwundbar und menschlich. Berndorf scheut nicht davor zurück, die menschlichen Schwächen der Agenten zu zeigen. Der Leser wird so Zeuge von Unsicherheit, Angst und Tränen, wenn Müller oder Svenja der Gefahr und sogar dem Tod ins Auge blicken.
“Der Meisterschüler” - ein Meisterwerk
In “Der Meisterschüler” schwingt sich Berndorf zu absoluter Höchstform auf: Die Suche nach einem Einzeltäter, der ohne jegliche Skrupel durch die Welt zieht und unerkannt mordet, wird so mitreißend und brillant erzählt, dass der Leser kaum Zeit hat, Atem zu holen.
Geschickt spinnt Berndorf den Plot rund um aktuelle Gegenwartsszenarien, taucht tief in politische Konflikte ein und jagt seine Agenten durch die Welt. Von Mumbai nach Karatschi, über New York, Bogota und Berlin bis hin die Eifel führt die rastlose Hatz. Svenja und Müller geraten nicht nur einmal in tödliche Gefahr und schließen mit dem Leben ab. In einem genial erzählten und unheimlich rasanten Showdown, der wahrhaft aus dem Dickicht der Kriminalliteratur herausragt treffen der selbsternannte “Meisterschüler” und die beiden Spitzenagenten schließlich aufeinander.

Jacques Berndorf recherchiert detailgenau und vermischt geschickt knallharte Fakten mit Fiktion. Wer nach der Lektüre eines der Karl-Müller-Bücher nicht stundenlang googelt, um mehr über Terrorismus, den BND und das politische Weltgeschehen, Indien, Pakistan oder Nordkorea zu erfahren, ist entweder zu müde von der aufreibenden Lektüre - oder selber Agent des BND und Kollege von Karl Müller …
Bianca Reineke
Cuxhaven, November 2009