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Iris Berben im Interview

»Und jetzt lass uns tanzen« – Iris Berben & Karine Lambert im Interview

Über Karine Lamberts Roman »Und jetzt lass uns tanzen«

Karine Lamberts Roman »Und jetzt lass uns tanzen« erzählt von Marguerite und Marcel, die sich auf einer Kur in den Pyrenäen kennenlernen. Beide haben ihre Partner verloren und versuchen, in ihrem Leben wieder eine Richtung zu finden. Obwohl sich die beiden sehr unterschiedlichen Charaktere erst fremd sind, beginnen sie sich bald zu vertrauen. Doch können sie sich auch noch einmal verlieben?

Iris Berben

Sie spielte schon in mehr als 300 Kino- und Fernsehfilmen und ist eine der erfolgreichsten deutschen Schauspielerinnen. Für ihr Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus erhielt sie u.a. 2003 den Verdienstorden der Bundesrepublik.

Im Tonstudio hat Iris Berben mit der Hörbuch-Regisseurin Karin Weingart auch über die Liebe, das Älterwerden und das Einlesen gesprochen. Wir durften das Gespräch mitschneiden, viel Vergnügen beim Lesen oder Zuhören!

1) Frau Berben, ich weiß, dass Sie sehr viele Anfragen für Hörbücher und alle möglichen anderen Arbeiten bekommen. Sie haben sofort zugesagt, „Und jetzt lasst uns tanzen“ von Karine Lambert einzusprechen. Was hat Sie so spontan dazu bewogen?

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Das Erste, was mir einfällt: Was man vom letzten Drittel des Lebens kennt in der Literatur, im Film und überall, sind immer sehr traurige, zum Ende führende Geschichten. Aber dieses Buch ist so voller Hoffnung, so voller Leben und einer Unmöglichkeit einer Liebe. Es macht einfach gute Laune dieses Buch zu lesen!
Da ist ein wunderbarer, leiser Humor drin und eine sehr genaue, kluge Art, zwei ältere Menschen zu beobachten. Und es wird nichts verraten - die Trauer, die man über einen Verlust hat, gerät nicht in den Verrat oder in Vergessenheit, sondern ganz im Gegenteil! So erwachsen und so klug ist dieses Buch. Ich habe mich in die Geschichte verliebt.

Vielleicht hat das ein bisschen damit zu tun, dass man selber in einem Alter ist, indem man sich immer mehr Gedanken darüber macht, was das eigentlich bedeutet, das Alleinsein im Alter - und was es bedeutet, das gelebte Leben noch einmal Revue passieren zu lassen. Und ich kann nur sagen, ich bin mit einem sehr schnellen und sehr überzeugten „Ja“ bei diesem wunderbaren Buch gewesen.

2) Wie haben Sie sich auf das Einlesen selbst vorbereitet? Ich stelle mir vor, so ganz einfach war es dann doch nicht?

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Ja, es gibt einfachere Bücher …
Man versucht ja beim Hörbuch, die Fantasie des Zuhörers zu bedienen. Die wird einmal sehr stark durch den Text bedient, das ist klar. Aber wenn man liest, hat man die schauspielerischen Mittel, um ein bisschen in diese Figuren zu gehen. Jetzt muss man bei den beiden Hauptfiguren - es sind ja beides ältere Menschen, ein Mann, eine Frau - nicht mit einer ganz alten Stimme reden und einer tiefen, aber dass man so was Brüchiges gibt. Gerade bei der Frau habe ich das versucht, etwas Gebrochenes reinzubringen. Dann gibt es die Tochter, da versucht man das Frischere, dann der Sohn … es waren relativ viele, kürzere Auftritte von Menschen und da muss man dann aufpassen.
Das ist meine eigentliche Arbeit: damit man sich nicht in einer Stimmlage verfängt, die man eigentlich für jemand Anderen schon haben möchte – und das auch nicht zu sehr bedient! Da suche ich selbst, wenn ich das zu Hause lese: in welche Stimmlage gehe ich, in welcher Tonalität möchte ich dieses Buch haben? Ich fand das ein ruhiges Buch – dann ist man auch von der Stimmlage her in einer unaufgeregten Art, und die Momente, die aufregend sind und die dann eine Veränderung brauchen, die sind sehr genau beschrieben, die kann man sich ein bisschen vorarbeiten.

3) Haben Sie sich selbst bei Ihrem Einlesen dann im Studio nochmal überrascht?

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Es ist eigentlich wie bei Rollen, die man im Film spielt: Alles ist Theorie zu Hause. Man lernt die Texte, man macht sich mit einer Figur vertraut, man versucht, diese Figur zu begreifen, zu erarbeiten, sie zu sich zu nehmen, sie zu sich zu holen. Dass man eben nicht als Schauspieler hinter dieser Figur immer hervorguckt und sagt „Guck mal, was ich alles kann“, sondern dass man versucht, dieser Mensch zu werden. Das ist das, was man als Schauspieler können sollte und das ist auch das, was reizvoll an einem Hörbuch ist.

Natürlich ist das Eine immer die Theorie - aber dann hat man jemanden wie Sie, Sie machen die Regie, dann hören zwei Leute zu und dann kommt man auch in Zweifel und man fragt den anderen: „Findet ihr das richtig? Ist die Tonlage richtig? Ist die Figur getroffen?“. Ich komm da nicht mit einem bestimmten, fertigen Konzept rein und sage „So wird es gemacht“, sondern ich will hören: wie ist das, was sagt mein Gegenüber dazu? Und könnte man etwas anders machen? Insofern ist das ein Prozess, der dann auch im Moment des Studios auch immer noch mal neu überdacht wird.

4) Jetzt sind wir fertig mit der Aufnahme. Was nehmen Sie mit? Was haben Ihnen Marcel und Marguerite mitgegeben, was Sie inspiriert oder was Ihre Hörer und Hörerinnen inspirieren könnte?

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Ich muss sagen: Von dem Moment an, als ich diese Geschichte las und mich dann darauf vorbereitet habe, da haben die beiden mich ja begleitet, aber sie haben mich, sagen wir mal, ganz professionell begleitet. Sie haben mich begleitet, ich musste sie professionell umsetzen.
Jetzt ist es mehr oder weniger gelungen und es ist fertig, und jetzt begleiten sie mich tatsächlich weiter! Es sind zwei Figuren, die sehr lebensnah sind, und es hat nichts Märchenhaftes, aber ihre Geschichte hat etwas Warmes, Weiches, Beruhigendes - und etwas, glaube ich, was die Sehnsucht vieler Menschen stillen würde, wenn man so leben könnte. Und ich glaube, dass es möglich ist, so zu leben, das hat mit Vertrauen zu tun und auch mit dem eigenen Loslassen.

Aber da sind so kluge Sätze drin, ich werde einen wunderbaren Satz mitnehmen, wo beschrieben wird, wie unterschiedlich beide sind und dann steht da geschrieben: Das wird man nicht mehr ändern. Nicht mehr in diesem Alter. Dass man das zulassen muss und dass ein Mensch sich in diesen langen Jahren zu etwas gebildet hat. Da sind zwei Menschen, die sagen: „Gehen wir das beide miteinander nochmal ein.“
Ich glaube wirklich, dass ich voller Freude bin, es gibt mir was Leichtes, Flirrendes, wenn ich an Marguerite und Marcel denken werde.

GENRE