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Rowling - Harry Potter - Hörverlag - Felix von Manteuffel - Lesung

Willkommen in der Welt der Zauberer – Felix von Manteuffel liest Harry Potter

145 Stunden Harry Potter

Der größte Bestseller aller Zeiten in einer faszinierenden Komplettlesung: Mit Felix von Manteuffel wird Harry Potter noch einmal zu einem ganz eigenen Hörerlebnis! Zum Finale der fünf Jahre andauernden, streng geheimen Hörbuch-Aufnahmen trafen wir Felix von Manteuffel im Juni 2009 in einem Münchner Tonstudio zum Interview.
Hören Sie hier Ausschnitte aus dem Gespräch und lesen Sie das Interview in voller Länge:
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Die Geschichte dieser Hörbuchproduktion des Hörverlags klingt selbst wie ein Zauberkunststück der spannendsten Art – denn bis auf wenige Eingeweihte wusste niemand davon. Sie, Herr Manteuffel, haben fünf Jahre lang – abgeschieden von der Öffentlichkeit und vollkommen verschwiegen natürlich – an einem Geheimprojekt gearbeitet, das zeitweise den Decknamen „Musil“ trug, in Wahrheit aber eine neue Harry-Potter-Lesung war. Wie haben Sie sich dabei gefühlt?

Wie ein Auserwählter. Man fühlte sich schon irgendwie besonders, wir alle eigentlich. Auf der einen Seite war es natürlich wichtig, dass man die Schnauze hielt, auf der anderen Seite hat genau das einem so ein Gefühl des Hervorgehobenseins verschafft, was eigentlich sehr schön war: „Ich weiß was, das ihr nicht wisst“. Natürlich wurden wir alle, auch Sven Stricker, der Regisseur, auch immer gefragt: „Was machst denn du, wenn du da andauernd nach München fährst?“ Teilweise haben wir tatsächlich „Musil“ oder „Márquez“ oder irgendetwas gesagt, teilweise hab’ ich gesagt: „Ich bin vertraglich zum Stillschweigen verpflichtet.“ Damit macht man sich ja auch sehr interessant. [Lacht.]
Haben denn wirklich alle dichtgehalten? War das nicht manchmal allzu schwer?

Also für mich war das überhaupt nicht schwer, es haben ja einige Leute gewusst: meine Frau, mein Sohn und meine Schwiegertochter. Auch die waren natürlich aufgefordert zu schweigen und haben das auch gemacht.
Auf der anderen Seite hilft es einem vielleicht auch dabei, die Geschichte dieses kleinen Zauberlehrlings zu erzählen, wenn man sich dabei selbst auf geheimer Mission befindet …

Vielleicht, ja. Es sind zwar zwei verschiedene Paar Schuhe: das eine ist Beruf, das andere sind die Begleitumstände … Aber wer weiß, vielleicht hat das auch etwas beigetragen, ja.
Kannten Sie Harry Potter, als das Angebot des Hörverlags kam?

Nein. Ich hatte weder etwas gelesen noch hatte ich einen Film gesehen noch hatte ich die andere, von Rufus Beck erstellte Fassung gehört. Ich wusste also gar nichts und habe gesagt, ich müsse erstmal etwas lesen. Damals waren die ersten vier Bände erschienen, da habe ich darum gebeten, dass man sie mir schickt, das hat man gemacht, und es hat mir sehr, sehr gut gefallen. Es war mir dann auch sehr bald klar, dass das etwas ist, das man wahrscheinlich nur einmal im Leben macht. Das ist schon ein Opus magnum. Und das freut einen natürlich sehr, ich fühle mich sehr geehrt, dass ich das machen darf … durfte muss ich jetzt sagen. [Lacht.]
Haben Sie die ersten vier Bände laut oder leise gelesen?

Ich habe sie leise gelesen. So, wie man bei der Vorbereitung immer erstmal leise liest, sozusagen um es kennenzulernen – und dann anfängt es laut zu lesen, um es zu erarbeiten.
Und worin lag dann für Sie – liegt immer noch – der spezielle Reiz von J.K. Rowlings Harry Potter?

Also ich finde, diese Frau hat einen unglaublichen Fundus an Fantasie, aber auch Menschenkenntnis. Denn auch wenn es in einer anderen Welt spielt, ist es ja auch ein Spiegelbild unserer Welt, und da sind so fantastisch genaue Beobachtungen auch unserer Realität abgebildet, dass es ein ganz großes Vergnügen ist. Wie sie Plots knüpft und wieder entwirrt, wieder zusammenzieht und loslässt und irgendwann, zwei Bücher später diesen Faden wieder aufgreift und den Knoten wieder knüpft, das ist schon eine große Leistung! Es geht gar nicht darum, vom Sprachlichen her die ganz große Literatur zu sein. Der Plot und die Geschichten und die Fantasie: Das ist schon ganz große Klasse. Wunderbar.
Anders als Rufus Beck, der mit seiner Lesung der Harry-Potter-Bände ja immer erst bis zum Erscheinen eines neuen Buches warten musste, haben Sie begonnen, als bereits vier Bände erschienen waren. Inwiefern, glauben Sie, war das von Vorteil oder auch von Nachteil, dass man die Entwicklung des Buches schon ein bisschen kannte?

Buch 5, 6 und 7, wo es dann wirklich in die Düsternis geht, kannten auch wir nicht. – Also ich weiß nicht, ob das unbedingt ein Vorteil ist, ein Nachteil sicher nicht. Bei einigen Figuren konnte man halt schon absehen, dass sie wieder auftauchen werden. Bei anderen hat man gedacht, das ist vorbei, und die kamen dann doch noch einmal, irgendwann.
Die Figuren haben sich entwickelt – und Sie selbst?

Man geht so mit, genau. Hier im Studio sagen sie, dass meine Stimme sich verändert hätte in den fünf Jahren. Das kann man selber natürlich überhaupt nicht beurteilen, aber es wird schon stimmen.
Hat man auch ein bisschen Angst vor so einem Mammut-Projekt?

Nein, ich habe keine Angst gehabt, ich habe mich eigentlich nur gefreut. Ich fand das toll, eine riesige Herausforderung! Ein bisschen geschluckt haben wir, als wir gemerkt haben, dass die Bände immer länger und umfangreicher werden. Aber nein, Angst nicht, nein, eigentlich Freude.
Als Schauspieler sind Sie es gewohnt, in nur eine Rolle zu schlüpfen, normalerweise. Wie nähert man sich einem so riesigen Ensemble von Figuren und damit natürlich auch Stimmen?

Eigentlich so, wie man sich auch einer einzelnen Figur nähert, nämlich Schritt für Schritt. Wenn sie näher kommt, muss man anfangen, sich etwas zu überlegen. Da waren wir ein sehr gutes Team. Manchmal hat Sven [Stricker, der Regisseur] einen Vorschlag gemacht, manchmal hab‘ ich einen Vorschlag gemacht, und dann haben wir einen dritten Weg gefunden oder so. Es ist natürlich anstrengend, vor allen Dingen, wenn drei, vier oder fünf verschiedene Leute Dialoge haben. Wir haben uns schon bemüht, jeden Charakter durchzuziehen durch alle Bände. Aber im Grunde ist es nicht so viel anders, als wenn man nur eine Figur hat. Es ist vielleicht mehr Arbeit, aber die Arbeit ist im Grunde die gleiche.
Und wie erinnert man sich dann an die vielen unterschiedlichen Stimmen?

Wir haben hier ein großartiges Archiv im Computer angelegt. Daraus haben sie mir die Stimmen eingespielt, ich habe ein bisschen zugehört und dann versucht, sie zu wiederholen, in der veränderten Situation natürlich. Manchmal ging das nicht, weil die Figur in der Archiv-Aufnahme furchtbar aufgeregt war und jetzt war sie total deprimiert. Dann musste man halt nochmal arbeiten, um das zu finden. Aber dieses Archiv war schon toll, ohne das wäre es nicht gegangen. So gesehen muss man sagen, wenn man analog aufgenommen hätte wie früher, mit Schnipsel-Schnipsel, hätten wir noch viel länger gebraucht.
Und welche Rolle haben für Sie bei dieser Arbeit mit den Stimmen die Figurenbeschreibungen der Autorin J.K. Rowling, gewissermaßen als Regieanweisungen gespielt?

Die wesentliche, die entscheidende. Es war uns schon wichtig zu versuchen, das, was sie angelegt hat in den Figuren, zu erfüllen.
Ihre Zusammenarbeit mit dem Regisseur Sven Stricker, kann man sich die wie im Theater vorstellen?

Nee, es ist natürlich schon etwas anderes. Im Theater ist es so, dass der Regisseur eine ganz andere Vorgabe gibt dadurch, dass er gemeinsam mit dem Bühnenbildner oder der Bühnenbildnerin einen ästhetischen Rahmen setzt, noch bevor der erste Schauspieler überhaupt aufgetaucht ist. Hier ist es eher umgekehrt: Der Interpret macht einen Vorschlag und der Regisseur hört sich’s an und sagt, das vermittelt sich nicht so oder das ist zu traurig oder das ist jetzt zu laut oder zu exzessiv oder so. Das ist die Aufgabe, die aber genauso wichtig und genauso schwer ist. Das kann man eigentlich nicht vergleichen.
Und es ist eine wahnsinnige Feinarbeit an Ihrer Stimme …

Ja, es ist – wie auch im guten Fall am Theater – eine gemeinsame Arbeit. Hier kommt auch noch die Technik dazu, also eine Arbeit von Dreien: die technische Seite, die Regie und der Interpret.
Sie haben vorhin gesagt, dass Sie die Potter-Hörbücher von Rufus Beck gar nicht kannten. Wie sieht es mit den Lesungen von Stephen Fry in der Originalsprache aus?

Toller Schauspieler, den ich auch sehr schätze. Ich habe den ersten Band von ihm gehört, das hat mir auch sehr, sehr gut gefallen. Aber er macht das sehr auf diese englische, ironisch distanzierte Art. Wir sind schon ein bisschen mehr in die Figuren und in die Situation gegangen. Bei ihm ist es sehr zurückgenommen. Wir haben gedacht, wir lassen‘s ein bisschen mehr krachen. [Lacht.]
Als Sie 2003 mit der Aufzeichnung angefangen haben, war Ihr Schauspielerkollege Rufus Beck gerade bei Band 4 angelangt. Haben Sie dieses ganze Projekt einer zweiten Harry-Potter-Lesung im Hörverlag jemals in irgendeiner Weise als Konkurrenzprojekt empfunden?

Nein, überhaupt nicht. Das wäre, glaube ich, furchtbar, wenn man das machen würde. Am Theater ist das ja ununterbrochen der Fall: Da wird in Hamburg ein Hamlet gegeben, in Düsseldorf, in München. Die empfinden sich ja auch nicht als Konkurrenz, sondern sagen, es ist immer eine Möglichkeit. Es gibt auch nie die endgültige Interpretation eines Stückes. Nicht umsonst gibt es manche Stücke, die eben 500 Jahre funktionieren am Theater, weil sie immer wieder neu überprüft werden, in einer neuen Welt, in einem neuen Umfeld, in einer neuen gesellschaftlichen Situation, mit anderen Schauspielern et cetera et cetera. Nein, das sind zwei Sachen, die nebeneinander stehen, es ist vielleicht ungewöhnlich, aber ich finde es okay, das zu machen, weil man so eine Auswahl hat, und das ist ja schön.
Also ein Hörbuch, verschiedene Interpreten – ein wichtiger Schritt?

Ja, das ist absolut okay, ja.
Hatten Sie beim Lesen ein bestimmtes Publikum im Kopf?

Nein, das hat man grundsätzlich nicht. Meine Aufgabe ist, dass man auf jeden Fall versucht, die Leute, die da zuhören, zu fesseln.
Sehen Sie sich eher als Vorleser oder als Erzähler, auch in diesem speziellen Fall?

Ich hoffe, als Erzähler. Natürlich liest man vor, klar. Aber es geht darum, eine Geschichte zu erzählen, plausibel zu machen, spannend zu machen, interessant zu machen: hörenswert zu machen.
Welche Figur werden Sie nun am meisten vermissen?

Eine Figur, die ich sehr mag, ist Hagrid natürlich, aber das war immer eine Qual, der geht halt immer auf die Stimme und das ist mit großer Mühsal und eventuell Heiserkeit und so weiter verbunden. Natürlich ist Harry die Identifikationsfigur, die ist einem naturgemäß am nächsten, aber auch Hermine und Ron sind tolle Figuren. Gilderoy Lockhart ist schon ein besonderer Typ gewesen, den wir sehr mochten, und so gibt es einige.
Wie ist jetzt das Gefühl, wenn man nach fünf Jahren fertig ist und das letzte Buch zuklappt?

Es ist so eine Mischung: Natürlich ist es eine Erleichterung, dass man’s geschafft hat, zumal wir ja jetzt auch noch mit einer schweren Erkältung meinerseits zu kämpfen hatten … Es ist ganz gut, dass man dieses Gefühl hat. Auf der anderen Seite wird sicher demnächst auch ein Loch kommen, denn es ist schon ein Riesending gewesen, und wenn man dann weiß, so, das war’s jetzt, dann ist es traurig.
Lernt man bei einer solchen Produktion auch etwas Neues über sich als Schauspieler?

Ja, klar. Man lernt immer, wenn man versucht, nicht einfach nur das, was man kann, abzuspulen, sondern sich Sachen zu stellen, die einem Mühe machen. Das ist ja hier der Fall, schon alleine durch den Umfang, durch dieses gewaltige Volumen. Dann lernt man natürlich sehr viel, klar.
Bei einem Werk wie Harry Potter, das Millionen von Lesern, Kindern wie Erwachsene, auf der ganzen Welt begeistert hat – kann es da überhaupt einen idealen Vorleser geben?

Nein, natürlich nicht. Insofern ist das ja auch ganz richtig, dass der Hörverlag das macht. Es wird sicher Leute geben, die sagen, was wir da gemacht haben, das ist ja gar nichts gegen das, was Rufus Beck macht. Und wahrscheinlich auch umgekehrt. Im Grunde wäre es sogar noch besser, es wären fünf, sechs, sieben, acht [Vorleser]. Gerade bei einer so irrsinnig umfangreichen Sache, wo es ganz viele Möglichkeiten der Interpretation gibt! Die Geschmäcker, das wissen wir, sind verschieden, und so fühlt sich der Eine von dem und der Andere von dem mehr angesprochen. Insofern sind zwei Interpretationen eigentlich die unterste Grenze! [Lacht.]

Harry Potter - Die Gesamtausgabe - gelesen von Felix von Manteuffel

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