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Interview mit Amanda Eyre Ward

Interview mit Amanda Eyre Ward zu ihrem Roman »Die Urlauber«

Eine originelle, amüsant erzählte Geschichte, die einen ungeschönten Blick auf den Mikrokosmos Familie liefert

Möchten Sie uns etwas von sich erzählen?
Ich bin die Autorin von Die Träumenden, Winterschwestern, Love Stories in This Town, Vergib mir, Was im Schatten blieb, The Same Sky, The Nearness of You und Die Urlauber. Meine Bestseller-Romane wurden unter anderem im People Magazine und in der New York Times veröffentlicht. Meine Werke wurden für Film und Fernsehen adaptiert und in fünfzehn Sprachen übersetzt. Ich lebe in Austin, Texas, und Ouray, Colorado. Momentan schreibe ich jeden Morgen und verbringe die Nachmittage mit meinen Kindern.

Welche Ausbildung haben Sie absolviert? Was haben Sie studiert? Üben Sie neben dem Schreiben noch einen Beruf aus?
Ich habe Englisch am Williams College und Kreatives Schreiben an der University of Montana studiert. Ich unterrichte Kreatives Schreiben und schreibe Belletristik sowie Sachbücher. Ich bin auch Mutter von drei Kindern.

Bitte erzählen Sie uns ein bisschen über sich selbst – Ihre Hobbys, wie Ihr Leben momentan aussieht, was Sie zu erreichen hoffen.
Ich lebe mit meinem Mann und meinen drei Kindern in Colorado. Morgens schreibe ich und nachmittags unternehme ich etwas mit meinen Kindern wie Wandern und Kajakfahren. Ich lese jeden Abend so lange ich kann, und wir haben eine große Bibliothek in unserer Straße, wo ich neue Bücher holen kann.

Haben Sie ein Lebensmotto, und wenn ja, welches?
Vertrauen haben.

Leisten Sie wohltätige Arbeit oder unterstützen Sie eine Wohltätigkeitsorganisation? Falls nicht, gibt es Organisationen oder Anliegen, die Sie gern unterstützen würden?
Als ich meinen Roman The Same Sky schrieb, habe ich ein Jahr lang Kinder (»unbegleitete Minderjährige«) an der Grenze zwischen den USA und Mexiko über ihre Reisen in die USA befragt. Während meiner Recherchen fand ich in Ixtapec, Mexiko, eine Unterkunft namens Brothers of the Road, die den Kindern auf ihrer Reise Sicherheit und Nahrung bot. An diese Anlaufstelle spende ich, wann immer ich kann.

Bitte erzählen Sie uns fünf Dinge, die wir noch nicht über Sie wussten:
1. Ich arbeite mit meinem 13-jährigen Sohn Harrison an einem Projekt über den Kauf und Verkauf von Sneakern. Meine Lieblingssneaker sind die Jordan 1 Retro High Dior, aber ich besitze kein Paar davon, weil sie um die zehntausend US-Dollar kosten.
2. Ich habe einen Zwergschnauzer namens Schneffles. Sie ist nach dem Mount Sneffles benannt, einem 4.315 m hohen Gipfel in Colorado.
3. Ich trage bei der Arbeit jeden Tag einen Pyjama.
4. Die Urlauber ist meine erste Komödie und war für mich am schwierigsten zu schreiben.
5. Für die Planung meiner Romane benutze einen Stapel bunter Karteikarten.

Warum haben Sie angefangen zu schreiben?
Ich hatte keine leichte Kindheit und das Lesen von Büchern war wie eine Flucht. (Ich hatte sogar eine »geheime Lese-Ecke« in meinem Schrank mit Kissen und kuscheligen Decken). Erst im College sah ich einen Kurs über Kreatives Schreiben und dachte: »Ich könnte mein Leben lang genau solche Welten erschaffen, die mir als Kind zur Flucht verhalfen.«

Was inspiriert Sie? Wie kommen Sie auf Ihre Ideen und Geschichten?
Ich lese alles. Ich liebe es, neue Schriftsteller zu entdecken, und jedes Buch, das ich lese, bringt mich auf neue Ideen im Hinblick auf Erzählperspektive und Struktur. Ich glaube, ich lebe wie eine Touristin in meinem eigenen Leben: Seltsame Ereignisse oder Gefühle halte ich fest, weshalb ich immer neue Ideen im Hinterkopf behalte. Ich liebe auch Krimiserien und Klatschmagazine. Als ich das Bedürfnis verspürte, aus meinem Leben zu fliehen, schrieb ich Die Urlauber, einen Roman über eine Familie, die nach Europa flieht, aber, wie so oft, alle Probleme im Gepäck dabeihat.

Bitte beschreiben Sie Ihr aktuelles Buch in wenigen Sätzen.
Die Urlauber ist die Geschichte einer Mutter und ihrer erwachsenen Kinder, die sich auf einer Kreuzfahrt im Mittelmeer wiederfinden. Sie alle haben Geheimnisse voreinander und Erinnerungen, die sie daran hindern, glücklich zu sein. Über zehn Tage lernen sie, einander – vielleicht zum ersten Mal – richtig wahrzunehmen.

Welche Szene war am schwierigsten zu schreiben?
Es war schwer, den Prolog zu schreiben. Mir war klar, dass ich eine Familie beschreiben würde, die schwierige Zeiten durchlebt hat, und es war nicht leicht, sich näher mit diesen Erinnerungen zu befassen. Ich war froh, als die Kinder größer wurden und diese Zeit hinter sich lassen konnten.

Haben Sie eine Lieblingsszene?
Ich liebe die Szene mit Paros und Charlotte, als sie sich endlich für die Liebe öffnet.

Haben Sie einen Lieblingscharakter?
Ich liebe die ganze Perkins-Familie, aber ich glaube, meine Lieblingsfigur ist Giovanni. Er ist freundlich, hoffnungsvoll und urkomisch.

Gibt es Orte in dem Roman, zu denen Sie einen besonderen Bezug haben?
Meine Mutter lebt in Savannah, Georgia, wo auch Charlotte Perkins lebt. Daher kenne ich diese Gegend sehr gut. Und ich liebe jeden Hafen, an dem das Splendido Marveloso anlegt ... Vielleicht ist Barcelona meine Lieblingsstadt.

Gibt es in Ihrem aktuellen Buch autobiografische Elemente? Zehren Sie beim Schreiben von persönlichen Erfahrungen? Basiert Ihr Buch auf wahren Begebenheiten?
Die Urlauber basiert nicht auf wahren Begebenheiten, obwohl ich mit meinen Kindern durchaus schon Mittelmeerkreuzfahrten unternommen habe. Generell schöpfe ich aber absolut aus persönlichen Erfahrungen ... In gewisser Hinsicht bin ich jede Figur.

Welche Recherchen haben Sie für Ihr aktuelles Buch angestellt?
Mit meinen Kindern habe ich drei Kreuzfahrten unternommen, während derer ich mir die ganze Zeit Notizen gemacht habe. Es war eine unglaubliche Zeit, in der ich andere Reisende kennenlernen und die Welt erkunden konnte.

Was sollen Ihre Leser*innen durch die Lektüre Ihres Buches lernen und verstehen und verstehen?
Für mich geht es in dem Buch darum, nach dem Erleben eines Kindheitstraumas wieder Freude zu finden. Ich glaube, dass wir unsere Traurigkeit von einst heilen und ein ruhiges, schönes Leben führen können.

Haben Sie Preise oder andere Auszeichnungen für Ihre Arbeit erhalten? Falls ja, welche Preise haben Sie gewonnen?
Ja, ich habe den Violet Crown Book Award erhalten und wurde Buch des Jahres im Elle Magazine und Kirkus Magazine.

Möchten Sie Ihren Leser*innen noch etwas mitteilen?
Folgenden Essay habe ich über das Buch geschrieben:
In meiner Jugend ging meine Mutter, die für die Ehe mit meinem Vater ihre Modelkarriere aufgegeben und sechzehn Jahre lang nicht mehr außer Haus gearbeitet hatte, in einen Copy Shop, um Partyeinladungen zu bestellen und ihren Lebenslauf auszudrucken. Damit bewarb sie sich auf einen Job als Restaurantkritikerin für eine lokale Zeitschrift in meiner New Yorker Vorstadt, und dann sagte sie me¬inem alkoholkranken, lieblosen Vater, dass sie genug hatte. Meine zwei jüngeren Schwestern und ich packten unsere Sachen und zogen von dem großen Haus, in dem wir aufgewachsen waren, in ein winziges gelbes Haus hinter dem YMCA, direkt neben den ehemaligen Golf-Caddie meiner Mutter aus dem Club, dem sie als alleinstehende Frau nicht mehr angehören durfte.
Ich denke oft über den Mut meiner Mutter nach ... Wie viel Kraft es sie gekostet haben muss, ihren Lebenslauf an jenem Tag auszudrucken, was sie gefühlt haben muss, als sie sich eingestand, dass sie das Leben, das sie sich aufgebaut hatte, ändern musste und ihre Geschichte doch nicht so sein würde, wie sie es sich immer vorgestellt hatte.
In unserem neuen Zuhause hatte vor uns ein Vater mit seinen Söhnen gewohnt – Jungen, die in der ganzen Stadt bekannt waren. Die Freunde meiner Mutter kamen, um die kahlen Wände mit Laura-Ashley-Tapeten zu tapezieren, die Böden mit korallenfarbigem Teppich auszulegen und die Küche mit Topfpflanzen und Lachen zu erfüllen. Unser winziges Haus wurde zum glücklichsten Ort, an dem ich je gewesen war. Um die Ecke gab es ein Takeout-Restaurant von Boston Chicken und bis heute bringt mich der Geruch von Hähnchen zum Lächeln.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich an meinem ersten Morgen in dem kleinen gelben Haus aufwachte und die vertraute Angst über mich hereinbrach (am schlimmsten war es an den Wochenenden, wenn mein Vater zu Hause war), aber dann spürte ich eine unglaubliche Freude: Wir waren entkommen. In diesem neuen Haus gab es nur uns, meine schöne Mutter, meine geliebten Schwestern und mich. Wir hatten es geschafft und waren frei.
Allerdings fiel es uns bei diesem Neuanfang auch sehr schwer, uns an das Leben am anderen Ende der Kleinstadt anzupassen. Doch in den Ferien gab es weder Platz für Traurigkeit noch für das Gefühl des Scheiterns, das manchmal unsere Tage trübte. An dem neuen Ort konnten wir all die dunklen Erinnerungen vergessen.
Meine Mom liebte das Reisen und wollte uns eine gewisse Normalität bewahren. Mit der Hilfe meiner Großeltern sparte sie, um uns auf Abenteuer mitzunehmen und die Welt zu erkunden.
Ich erinnere mich an eine magische Reise nach Florenz. Aufgrund ihres knappen Budgets stieg meine Mutter mit uns drei Töchtern in einem Doppelzimmer ab. Wir mussten uns durch die Hintertür hineinschleichen, damit der Besitzer nichts merkte, und teilten uns morgens die Frühstücksbrötchen. Doch als wir durch die Uffizien schlenderten, uns die Werke von Leonardo da Vinci, Botticelli und Michelangelo ansahen und danach Nudeln aßen, fühlten wir uns wie Millionäre.
Auch wenn Charlotte Perkins eine fiktive Figur ist, inspiriert meine Mutter alle meine starken weiblichen Charaktere. In ihren Zwanzigern hatte sie sogar eine Schiffsromanze mit einem italienischen Portier auf der Queen Mary, doch als ihr unglücklicher Verehrer sie in New York besuchte, wies sie ihn zurück. „Er trug so glänzende Schuhe!“, erinnert sie sich. Abgesehen von den oberflächlichen Ähnlichkeiten bewundere ich an meiner Mutter und an Charlotte jedoch vor allem ihren Mut. Ich werde immer dankbar dafür sein, dass meine Mutter stark genug war, ihren goldenen Käfig zu verlassen, auch wenn sie dafür jahrelang ermüdende Jobs annehmen, ihr Wohnzimmer mit Sperrmüll einrichten und bei Sidewalk Sales einkaufen musste, anstatt bei Saks Fifth Avenue.
Meine Mutter ist nun seit zwanzig Jahren mit meinem netten, gutaussehenden Stiefvater verheiratet. Ich staune über den langen Weg, den sie zurückgelegt hat, von dem Tag, an dem sie ihren ersten Lebenslauf ausgedruckt hat, bis hin zu ihrem glücklichen Leben als Golfcart-fahrende Rentnerin in Savannah, Georgia.
Obwohl meine Mutter Sicherheit und Geld hinter sich gelassen hatte und ihre Träume zerplatzt waren, hat sie sich die Fähigkeit bewahrt, meinen Schwestern und mir ein reiches, magisches Leben zu ermöglichen – sei es eine Reise nach Europa oder an ferne Küsten oder ein Umzug ans andere Ende der Stadt. Sie hat mich gelehrt, dass ein neues Abenteuer viel Veränderung mit sich bringen kann, und inspiriert mich bis heute dazu, verletzlich, liebevoll und mutig zu sein, und – wenn ein Tag grau und trostlos erscheint – ein Ticket zu buchen, eine Tasche zu packen und einen Flieger aus der Stadt zu nehmen.

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