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Judith Hermann

Daheim

Ungekürzte Lesung mit Judith Hermann
(2)
Hörbuch Download
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Der neue Roman von Judith Hermann, von ihr selbst gesprochen

Ihre Tochter ist eine Reisende, unterwegs in der Ferne. Ihrem Ex-Mann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in diesem neuen Leben am Meer und im Norden. Sie richtet sich ein Haus ein, schließt vorsichtige Freundschaften, versucht eine Liebe, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll.

Judith Hermann erzählt von einer Frau, die vieles hinter sich lässt, Widerstandskraft entwickelt und in der intensiven Landschaft an der Küste eine andere wird. Sie erzählt von der Erinnerung. Und von der Geschichte des Augenblicks, in dem das Leben sich teilt, eine alte Welt verlorengeht und eine neue entsteht.


Originalverlag: S. Fischer
Hörbuch Download, Laufzeit: 4h 41min
ISBN: 978-3-8445-4002-4
Erschienen am  28. April 2021
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Endlich wieder im Judith Hermann-Space

Von: Marina Büttner

25.08.2021

Wie gut, dass ich hier das Hörbuch gewählt habe. Judith Hermann hat ihren neuen Roman „Daheim“ selbst eingelesen und ihre dunkle Stimme trägt den Text ganz wunderbar und schafft die passende Atmosphäre. Ich habe mich regelrecht in diese Stimme verliebt. Da es zur Zeit ja noch kaum echte Lesungen gibt, ist diese ungekürzte Lesung über mehr als 4 Stunden ein echtes Highlight gewesen. Hochinteressant ist, und das fällt mir erst ganz am Schluss auf, dass der Titel „Daheim“ irgendwie so gar nicht auf den Inhalt der Geschichte zutrifft. Ich empfinde alle in dieser Geschichte als heimatlos, obwohl die meisten der Protagonisten schon seit ihrer Geburt an diesem Ort zuhause sind. Vielleicht finde ich mich einfach zu sehr in der Heimatlosigkeit der Heldin. Vielleicht kenne ich einen solchen Ort, wie den, an dem diese Geschichte spielt, viel zu gut, nur war er für mich nie Heimat. Das Nächste, was mir auffällt: Alle in dieser Geschichte haben Namen, nur die Hauptfigur nicht. Da ist der Bruder Arild, in dessen Kneipe sie arbeitet. Die Kneipe am Seglerhafen eines Dorfes an der Nordsee. Von ihm nur gepachtet, vielleicht nur für eine Saison. Das kleine Haus der Heldin angemietet für eine unbestimmte Zeit, nebenan wohnt Mimi, die Malerin, die zur Freundin wird. Die einmal kurz Geliebte des Bruders war. Doch der Bruder hat sich in eine wesentlich jüngere Frau verliebt, Nike, die wie eine Verlorene erscheint und die der Bruder retten will. Und selbst der weit entfernt lebende Exmann der Heldin Otis, mit dem sie immer noch in Briefkontakt steht, ist in seiner Sammelleidenschaft, die vielleicht schon messieartig ist, gefangen, aber nicht beheimatet. Auch die Tochter der beiden, gerade erwachsen geworden, hat ihre Zuhause aufgegeben und ist in der Welt zu Wasser und zu Land unterwegs wie eine Nomadin. „Neulich war eine Amsel in der Falle, ganz am Anfang eine dicke Katze.“ „So ist das“, sagt Onno, „du fängst selten das, was du fangen willst. Du fängst mitunter was ganz anderes. Dann musst du sehen, was du damit machst.“ Die Protagonistin ist eine, die sich treiben lässt, sich meist auf ihre Intuition verlässt, die jedoch weiß, was sie nicht will. Zum Bespiel wollte sie als junge Frau, die in einer Zigarettenfabrik arbeitete, nicht wie alle anderen zur Mittagszeit „Mahlzeit“ sagen. Und sie wollte dann auch nicht auf das Angebot eines Zauberers eingehen, sich als seine Assistentin auf einem Kreuzfahrtschiff in zwei Teile zersägen zu lassen. Und sie wollte irgendwann nicht mehr Ehefrau sein, als die Tochter ihrer eigenen Wege ging. Nun lebt sie an der See und lebt weitestgehend in den Tag hinein. Bis auf die Arbeit in der Kneipe ist ihr Tag kaum strukturiert. Mal kommt Mimi auf einen Kaffee oder holt sie ab zum Schwimmen. Mimi, die Künstlerin, die mit dem großen Selbstvertrauen. Auch Mimis Bruder, der seit jeher nur auf dem Bauernhof der Eltern lebt und der immer das gleiche tut, taucht auf im Leben der Protagonistin. Mit ihm hat sie eine Affäre, die auch einfach zu geschehen scheint, ohne eigenes Zutun. Ihren Bruder versucht sie ein wenig in die Spur zu bringen, doch außer Nike zählt bei ihm meist gar nichts. Wir erleben eine dörfliche Geburtstagsfeier, auf der sich alle kennen, nur sie ist die Neue. Ein Schuhkarton. Otis hat auf den Deckel geschrieben: Meine Liebe, ich versuche das Archiv aufzulösen, weil die Welt sich auflöst. Es gibt Sachen, die du gebrauchen kannst, die wir gebrauchen werden, damit wir uns nicht aus den Augen verlieren. Und ich klappe den Deckel auf. Er hat mir einen Weltempfänger Salut 001 Made in UDSSR geschickt, der so aussieht, als wäre er ungefähr so alt wie ich.“ In Hermanns Roman geschieht sehr wenig, es wird auch wenig gesprochen. Doch minimalistisch ist das Buch nicht. Es lebt von einer großen Fülle an Ideen und Vorstellungen, von Möglichkeiten und von Hinweisen und natürlich von seiner wunderbaren Sprache. Das Eingesperrtsein taucht mehrmals als Motiv auf: Fallen, Kartons und Zauberkisten. So ist es kein Wunder das gleichzeitig auch der Wunsch nach Befreiung zählt. Befreiung aus einem falschen Leben? Doch was ist ein/das richtige Leben? Dem geht die Autorin und gleichzeitig unweigerlich die Leser*innen auf die Spur. Eine Suche, die auch am Ende des Buches noch nicht abgeschlossen ist. Was bleibt, ist die Atmosphäre, diese besondere Form der Melancholie, die mich umfängt, so bald ich an das Buch zurückdenke, dieser typische Judith Hermann-Space, den es schon ganz am Anfang in ihren Erzählungen gab. Ein besonderes Leuchten!

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Ereignisse und Erinnerungsschichten

Von: Dagmar

06.08.2021

Eine feine Geschichte, in der die Ereignisse verwoben werden mit Erinnerungsschichten und sich überlagernden Bildern. Die wichtigen, die entscheidenden Lebensmomente geschehen wie beiläufig und stellen sich im Nachhinein als die großen Momente mit prägender Kraft heraus. So wie das Leben eben ist. Die Erzählung von Judith Hermann ist manchmal sparsam in der Wortwahl, in der Ausschmückung. Keine zu großen Worte. Aber gerade deshalb berührt diese Geschichte. Es ist eine Geschichte über das Weggehen, das Ankommen, das Dableiben - vielleicht. Und es passt so gut zu dieser Geschichte, dass die umschließende Klammer die Begegnung mit einem Zauberer in jungen Jahren ist und mit dem Zaubertrick der zersägten Frau. Diese Kiste hat mehrere Formen in dieser Geschichte, sie taucht immer wieder auf, auch als Marderfalle, aus der die Protagonistin am Ende den Gefangenen wieder in die Freiheit entlässt. Gerade weil kein Wort zu viel, keine Inszenierung zu groß wird im Erzählen, lässt es den Raum, dass ein eigener Zauber in dem/der LeserIn entstehen kann. Die Ereignisse, die die Wendepunkte markieren, kennt man. Mimi weiß nicht, dass ich seit einiger Zeit Angst vor dem Schwimmen im tiefen Wasser habe, ich habe nie zuvor Angst vor tiefem Wasser gehabt, und ich vermute, es könnte etwas mit Ann zu tun haben, mit ihrem Auszug, mit ihrem Abschied von Otis und mir. S.99 Ein erwachsen gewordenes Kind zieht aus und lässt die Eltern zurück, in einem neuen Raum, der sich zu zweit nicht mehr füllen lässt. Die Frau zieht aus, in eine andere Gegend, in eine herbe Landschaft im Norden an der Küste. Sie stellt ihr Leben in neue Zusammenhänge und weiss noch nicht, ob diese Zusammenhänge sie tragen können. Im Hörbuch wird die ganze Eigenart von Judith Hermanns Erzählen noch viel deutlicher. Die Wiederholungen bei den Satzanfängen, die oft einfachen Beschreibungen und vor allem: sie hebt die Stimme am Ende des Satzes, als wäre jeder Satz eine Frage. Das passt zur Erzählung. Aber das ist Geschmacksache. Als würde sie ihren eigenen Sätzen nicht glauben. Für mich war das Buch viel zauberhafter als das Hörbuch. S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2021 Hörbuch, ungekürzte Lesung mit Judith Hermann

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Vita

Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Ihrem Debüt »Sommerhaus, später« (1998) wurde eine außerordentliche Resonanz zuteil. 2003 folgte der Erzählungsband »Nichts als Gespenster«. Einzelne dieser Geschichten wurden 2007 für das Kino verfilmt. 2009 erschien »Alice«, fünf Erzählungen, die international gefeiert wurden. 2014 veröffentlichte Judith Hermann ihren ersten Roman, »Aller Liebe Anfang«. 2016 folgten die Erzählungen »Lettipark«, die mit dem dänischen Blixen-Preis für Kurzgeschichten ausgezeichnet wurden. Für ihr Werk wurde Judith Hermann mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Kleist-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. Im Frühjahr 2021 erschien der Roman »Daheim«, der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde, und für den Judith Hermann mit dem Bremer Literaturpreis 2022 ausgezeichnet wurde. Die Autorin lebt und schreibt in Berlin.

Judith Hermann

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