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Christoph Nußbaumeder

Die Unverhofften

Ungekürzte Lesung mit Thomas Loibl, Wiebke Puls
(1)
Hörbuch Download
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Über Herrschaft und Knechtschaft

Spätsommer 1899 im Bayerischen Wald. Die junge Arbeiterin Maria blickt von einer Anhöhe herab auf ihr Dorf. Die Glasfabrik, die den Menschen hier Arbeit gibt, steht in Flammen. Maria selbst hat das Feuer gelegt aus Rache für eine ungesühnt gebliebene Vergewaltigung. In dieser verheerenden Brandnacht nimmt die Geschichte einer Familie ihren Anfang, in deren Zentrum der Aufstieg Georg Schatzschneiders, unehelicher Sohn einer Magd, zum Lenker eines Großkonzerns steht. Doch wo vordergründig unbändiger Ehrgeiz und unternehmerischer Instinkt zu den Erfolgsgaranten einer atemberaubenden Karriere im erst noch geteilten, dann wiedervereinigten Deutschland werden, begleicht im Hintergrund Generation um Generation dieser Familie eine große, aus einer Notlüge entstandene Schuld, die die Vorfahren Georgs auf sich geladen haben.

In seinem ersten Roman, Die Unverhofften, erzählt der preisgekrönte Dramatiker Christoph Nußbaumeder eine packende und berührende Familiensaga über vier Generationen; ein Sozial- und Aufsteigerepos, das die Verteilungskämpfe und Widerstandsbewegungen eines ganzen Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart verhandelt und gleichzeitig den ewigen Treibstoff der großen Menschheitsdramen anschaulich macht: Liebe, Verrat und das unstillbare Bedürfnis des Menschen nach Anerkennung.


Originalverlag: Suhrkamp Verlag
Hörbuch Download, Laufzeit: ca. 21h 47min
ISBN: 978-3-8445-4059-8
Erschienen am  14. September 2020
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Familiensaga aus dem Bayerischen Wald

Von: Barbara Busch

29.12.2020

Ein Verbrechen und eine Lüge stehen im Mittelpunkt von Christoph Nußbaumeders 670 Seiten umfassendem Debütroman "Die Unverhofften", der auf seinem 2010 in Bochum uraufgeführten Drama "Eisenstein" basiert. 120 Jahre – von 1899 bis 2019 – folgt er dem Schicksal zweier Familien und zeichnet persönliche Schicksale vor dem Hintergrund großer politischer und wirtschaftlicher Umbrüche. Geografisches Zentrum der Geschichte ist die real existierende niederbayerische Gemeinde Eisenstein am Großen Arber nahe der deutsch-tschechischen Grenze. Wer nicht sein Leben lang hier bleibt, kehrt doch meist spätestens zu seinem Begräbnis zurück. Das Verbrechen… 1899 ereignet sich in Eisenstein ein Verbrechen, das vier Generationen der Familien Hufnagel und Schatzschneider prägen wird: der „Glasfürst“ Siegmund Hufnagel, Erbe der Glasherrendynastie, vergewaltigt das Stubenmädchen Maria kurz vor ihrer geplanten Auswanderung nach Amerika. Voller Rachgier und Hass auf den Fabrikanten und die verräterischen Dörfler legt die junge Frau am 26.08.1900 das Glasimperium in Schutt und Asche und flieht. Doch anstatt zum Untergang wird die Brandstiftung für die Hufnagels zum Grundstein noch viel größeren Reichtums, denn mit der Versicherungssumme wird die sterbende Glasfabrikation durch ein zukunftsträchtiges Sägewerk ersetzt. Die Glasdynastie wird zur Holzdynastie. … und die Lüge 1945 kommt die junge Erna Schatzschneider, Tochter Marias und Kriegsflüchtling aus Böhmen, nach Eisenstein. Aus Not schiebt sie ihren im Februar 1946 geborenen Sohn Georg dem amtierenden Chef der Holzfabrik, Josef Hufnagel, unter, was für Georg und Josefs nur zehn Wochen später geborene eheliche Tochter Gerlinde zum lebenslangen Verhängnis wird. Ernas Schweigen und Josefs Unwissenheit stellen die Weichen nicht nur für Georgs und Gerlindes Leben, sie sind Katalysator für berufliche Karriere und märchenhaften Aufstieg ebenso wie für wirtschaftlichen Abstieg, scheiternde Partnerschaften, gestörte Eltern-Kind-Beziehungen und Vereinsamung. So viele Themen Christoph Nußbaumeder verfolgt akribisch die Lebenswege unzähliger Figuren und verknüpft sie so konsequent, dass am Ende kein Faden lose bleibt. Allerdings sind nicht wenige Wendungen vorhersehbar und die Dramatik wird unnötigerweise durch einsetzende Gewitter oder klingelnde Telefone gesteigert. Wegen des fast durchgängig chronologischen Aufbaus in sieben Büchern („1899 bis 1900“, „1945 bis 1949“, 1964 bis 1966“, 1973 bis 1975“, „1982 bis 1984“, 1990 bis 1994“ und „2009, 2019, 1900“) – lediglich die letzten Seiten blicken noch einmal zurück auf Marias Leben nach ihrer Flucht – folgt man der Handlung fast zu leicht. Geschickt sind die Schicksale in die gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Meilensteine der deutschen Geschichte verwoben, seien es die Anfänge der Gewerkschaften, nationalsozialistische Verbrechen, Vertriebenentragödie, Aufarbeitung der Nazidiktatur, Wiederaufbau, Rassismus, Studentenbewegung oder Terrorismus bis zu den Veränderungen in der Wirtschaft hin vom persönlichen Unternehmertum zum gesichtslosen Investorentum, Globalisierung und Hartz IV. Hören und sehen Das leicht gekürzte Hörbuch mit angenehm kurzen Tracks und einer Laufzeit von 1239 Minuten, gelesen von einem souveränen Thomas Loibl und einer etwas zu pathetisch klingenden, in wütenden Szenen brilliernden Wiebke Puls, ist unterhaltsam und leicht zu erfassen. Zwischendurch habe ich mit der Vorhersehbarkeit, Zufällen und schwer nachvollziehbaren charakterlichen Kehrtwendungen gehadert und hätte mir mehr bayerische Urigkeit gewünscht. Aber als die Geschichte am Ende zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrte, konnte ich darüber hinwegsehen, denn im älteren Teil bis in die 1960er-Jahre liegt für mich die Stärke des Romans. Durch die beim Zuhören entstehenden Bilder erschien mir der Roman wie das Drehbuch zu einem Film. Ich wäre deshalb nicht erstaunt, wenn "Die Unverhofften" bald im Kino oder Fernsehen zu sehen wären.

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Vita

Christoph Nußbaumeder

Christoph Nußbaumeder, 1978 im niederbayerischen Eggenfelden geboren, ist Dramatiker und Autor. Nach Abitur und Zivildienst arbeitete er in einer Automobilfabrik in Pretoria/ Südafrika und studierte Rechtswissenschaften, Germanistik und Geschichte in Berlin. Seine Stücke wurden u.a. bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen, an der Berliner Schaubühne, am Schauspielhaus Bochum und am Schauspiel Köln uraufgeführt. Christoph Nußbaumeder lebt in Berlin.

Zum Autor

Thomas Loibl

Thomas Loibl, 1969 in Brüggen geboren, absolvierte seine Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Danach folgten Engagements, u. a. in Düsseldorf, Stuttgart, Köln und München. Neben zahlreichen Fernsehfilmen spielte Thomas Loibl in Kinoproduktionen wie »Sommer in Orange«, »Sommerhäuser« und dem oscarnominierten Film »Toni Erdmann«. Für den Hörverlag las er u. a. »Die Unverhofften« von Christoph Nußbaumeder, »Die rothaarige Frau« und »Die Nächte der Pest« von Orhan Pamuk sowie »Der Morgenstern« und »Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit« von Karl Ove Knausgård.

Zum Sprecher

Wiebke Puls

Wiebke Puls, geboren 1973 in Husum, ging nach ihrer Ausbildung an der Hochschule der Künste in Berlin 1997 ans Schauspiel Hannover und wechselte 2000 ins Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Seit 2005 ist sie Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Sie erhielt zahlreiche renommierte Preise, u. a. 2003 den Boy Gobert-Preis und 2005 den Alfred Kerr-Preis. »Theater heute« wählte sie 2005 außerdem zur Schauspielerin des Jahres, 2018 erhielt sie den 3sat-Preis für ihre darstellerische Leistung in der Inszenierung »Trommeln in der Nacht«. Für den Hörverlag las sie zuletzt u. a. von Isabel Allende »Dieser weite Weg« und »Der Fremde aus Paris« von Isabella Hammad.

Zur Sprecherin