Ein Gruß von Henn Kim an ihre deutschsprachigen Leser*innen
Hi, ich bin Henn Kim und lebe in Seoul.
Als ich noch ein kleines Kind war, hatten wir einen Nachbarn, der Maler war. Und einige Jahre später wohnte mein Kunstlehrer aus der Schule gleich nebenan. Beide haben mir immer gesagt, dass ich ein Talent für Kunst habe, und meine Eltern haben mich darin bestärkt und gefördert.
Nach meinem Abschluss arbeitete ich als Designerin. Zu dieser Zeit hatte ich stark mit Schlaflosigkeit und Depressionen zu kämpfen. Das Zeichnen meiner Gefühle war für mich wie eine Therapie. Ich gestaltete Bilder, wie andere Menschen Tagebücher schreiben.
Gerade als ich darüber nachdachte, als professionelle Illustratorin zu arbeiten, starb meine Mutter unerwartet, und ich zeichnete noch mehr als zuvor, weil ich meine Trauer und den Schmerz zum Ausdruck bringen musste.
Dank meiner Mutter, die Kunst so sehr liebte, bin ich umgeben davon aufgewachsen. Meine Kunst war immer für mich da, sie war die Konstante und gab mir Halt im Leben, das durch so viele glückliche aber auch traurige Momente geprägt wurde.
Ich bin dann tatsächlich Illustratorin geworden. Der Auslöser dafür war Instagram. Durch diese App habe ich viele Menschen auf der ganzen Welt kennengelernt, die meine Kunst schätzen. Auch internationale Firmen wurden so auf mich aufmerksam, und es ergaben sich großartige Kooperationen.
Weil ich ein so schüchterner und emotionaler Mensch bin, fällt es mir manchmal schwer, mit anderen direkt zu kommunizieren. Wenn ich meine Kunst als Sprache verwende, fühle ich mich jedoch nie unsicher oder habe Angst vor irgendetwas. Kunst ist für mich die beste Kommunikationsmethode.
Ich nutze alltägliche Gegenstände und Situationen als Metaphern, um menschliche Beziehungen und Emotionen zu zeigen. Das führt zu wundersamen Szenen, die im wirklichen Leben natürlich nicht passieren können, aber irgendwie spricht uns das auf der Gefühlsebene an.
Ich wünsche mir, dass meine Bilder für andere genauso heilsam sind, wie sie es für mich waren, als ich sie gezeichnet habe.
Henn Kim