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Heiner Koch: zu Gott ums Eck

Heiner Koch: Zu Gott ums Eck. Wie Kirche zu den Menschen kommt

Ein neues Abenteuer

Immer wieder erlebe ich es, dass Menschen, die in einer religionsfernen Atmosphäre groß geworden sind, nicht verstehen können, dass es Menschen gibt, die an einen Gott glauben: »Wie kann man nur?« Vielleicht kann man ja noch verstehen, dass Gott eine Formel ist für den Wunsch, dass das Leben irgendwie unter einem guten Stern stehen möge. An einen allmächtigen Gott zu glauben, mit dem ich in Gemeinschaft lebe und von dem ich mich herausfordern lasse, von dem ich mich in allem getragen weiß, das ist für viele eine völlig abstruse Angelegenheit. Vielleicht können viele noch akzeptieren, dass Atheismus und Christentum philosophische Weltanschauungen sind, zwischen denen der Mensch wählen kann. Für den Durchschnitts-Berliner aber spricht weit mehr für die Nicht-Existenz als für die Existenz Gottes.

Sich zu verändern und zu lernen, fällt uns oft schwer. Schon das Abgewöhnen des Rauchens und die Veränderung der Essgewohnheiten sind für viele eine große Leistung. Jede noch tiefer gehende Veränderung der eigenen Persönlichkeit stellt viele Menschen vor noch viel größere Herausforderungen, bedarf einer noch viel größeren Entschiedenheit – und vor allem braucht es Mut. Wer als Erwachsener aus seiner gottfreien Sozialisation heraustritt und gläubig wird, vollzieht in diesem Schritt nicht nur eine Veränderung eines Teilbereichs seines Lebens, sondern er verändert durch den Eintritt in die Beziehung mit Jesus Christus sein Denken und Handeln in allen Dimensionen. Es gibt keinen Bereich im menschlichen Leben, der von diesem Eintauchen in Christus unberührt bliebe.

Schon allein diese Erkenntnis macht deutlich, warum so viele Menschen sich dagegen sperren, den Sprung zum christlichen Glauben zu wagen. Er ist ein bewusster Schritt, der gegen zahlreiche gegenwärtige wie eben auch im Osten über Generationen tradierte gesellschaftliche Trends gesetzt wird. Von daher war und ist ein motivierender und begleitender »Flankenschutz « für das Durchbrechen der Normalität zum christlichen Glauben nicht gegeben.

Was gegen die Veränderung spricht, ist zudem das Gesetz der Trägheit, das eben nicht nur in der Physik gilt: Ich bleibe lieber beim Altgewohnten, das mir in Fleisch und Blut übergegangen ist. Es mag ja seine Unzulänglichkeiten und Grenzen haben, aber es ist das Gewohnte, das von mir nichts Besonderes mehr abverlangt. Im Westen ist das nicht selten auch der Grund, warum Menschen, die sich eigentlich äußerlich wie innerlich von Glaube und Kirche verabschiedet haben, trotzdem nicht den letzten Schritt machen und aus der Kirche austreten. Bei manchem mag noch mitschwingen: »Das kann ich meinen Eltern nicht antun.« Auf jeden Fall gibt es eine Hemmschwelle, offen und entschieden aus dem herauszutreten, was ich als »normal« empfinde.

Gläubig zu werden und zu sterben im paulinischen Sinne, seine Identität gleichsam neu auszurichten, ist dagegen ein anstrengender Sprung in eine ungewohnte und ungewisse Zukunft. Es setzt die Bereitschaft voraus, loszulassen, und den Mut, sich auf neue, unbekannte Wege einzulassen. Solch eine Kehrtwende zum Glauben wird ein Abenteuer, aber auch: ein gesegneter Weg.

Was ist schon normal? Die späte Taufe der alten Dame Mut zur Veränderung Neugierig geworden?