Ein galaktisches Tentakelmonster wird Schüler der 5. Klasse

Eines Tages kracht Tom ein rundliches Flugdings vor die Füße. Heraus wabbelt Frrk, ein glibberiger Außerirdischer, und bittet Tom, ihm bei der Reparatur seines Raumschiffs zu helfen. Die notwendige
Salpetersäure wollen sie aus dem Chemielabor der Schule klauen. Doch dabei geht so einiges schief ...

Leseprobe

„Uff!“, machte ich erleichtert, als ich endlich die Tür meines Zimmers hinter uns zumachte. Frrk pflückte Blätter von seinem Leib und guckte sich neugierig um. Mir fiel der Film E.T. ein, in dem ein Junge einen Außerirdischen findet. Er versteckt ihn in seinem Schrank und gibt ihm M&Ms zu essen. Ich dachte an die Rolle Smarties, die im Küchenschrank rumlag_– vielleicht gingen die auch?
„Hast du Hunger?“, fragte ich.
Frrk guckte interessiert. „Schon. Was hast du denn?“
Ich holte die Smarties und schüttete ein paar davon auf meinen Schreibtisch. Frrk begutachtete sie und machte ein angewidertes Geräusch.
„Nein, vielen Dank! Tmllper essen keine toten Nahrungsmittel. Wir essen nur lebende Proteine in mundgerechten Portionen.“
„Lebende_– was!?“
„Proteine. So wie das da. Es hat genau die richtige Größe für meinen Geschmack!“ Er zeigte auf eine kleine Spinne, die arglos die Wand über meinem Bett hochkrabbelte.
„Wääh!“, machte ich. „Die würdest du essen? Lebendig?“
„Sie sieht schmackhaft aus“, antwortete Frrk. „Aber wenn du es ekelhaft findest, werde ich mich beherrschen.“
„Danke!“, sagte ich und meinte es ehrlich. Andererseits, was hatte ich erwartet? Dass sie sich da draußen im Weltraum Pizzas machten?
„Wie heißt noch mal dein Planet?“, fragte ich, auch um das Thema zu wechseln.

Damit Frrk wieder nach Hause kann, beschließen sie gemeinsam Salpetersäure aus Toms Chemielabor in der Schule zu klauen. Doch Tom kann Frrk, in seiner glibberig-grünen Gestalt, schlecht mit in die Schule nehmen. Denn das würde natürlich auffallen und Tom befürchtet, dass Wissenschaftler Frrk entführen und schreckliche Untersuchungen an ihm durchführen würden. Also muss Frrk sich tarnen.

Triumphierend zog Frrk seinen schwarzen Fernbedienungskasten hervor. „Überhaupt kein Problem“, sagte er. „Mein Bordcomputer verfügt über ein Tarnprogramm, das sich mit diesem Gerät hier aktivieren lässt. Es kann einen Körper bis zu 48 Stunden lang in jeden beliebigen anderen Körper transformieren. Ich werde mich selbst umwandeln. In so einen wie dich. Damit ich in deiner Schule niemandem auffalle.“
„Das funktioniert?“, staunte ich.
Frrk nickte. „Na klar. Ich muss es sorgfältig programmieren, aber dann sehe ich genauso aus wie du. Allerdings nur für 48 Stunden, danach wird die Tarnung aufgehoben.“
„Aber das geht doch nicht!“, rief ich. „Wenn du so aussiehst wie ich, wundern sich doch auch alle. Nur eineiige Zwillinge sehen absolut gleich aus, und ich hab noch nicht mal einen Bruder!“
„Ihr unterscheidet euch voneinander?“, fragte Frrk ungläubig. Interessant, das war mir nicht klar. Für mich sieht ein Mensch genauso aus wie der andere.“ Er glitt zu meinem Schreibtisch hinüber und betrachtete das Foto, das dort stand. „Bist das nicht du?“, erkundigte er sich.
Ich lachte. „Natürlich nicht! Das ist meine Uroma Gerlinde!“
Frrk blubberte gedankenvoll in sich hinein. „Ich könnte mich in deine Uroma Gerlinde transformieren!“, schlug er vor.
„Uroma Gerlinde ist vor drei Jahren gestorben“, antwortete ich. „Wenn die plötzlich in der Schule rumspukt, fallen alle in Ohnmacht. Hör zu, Frrk: Das klappt höchstens, wenn du dich in ein anderes Kind verwandelst. In der Schule laufen Hunderte Kinder rum, da wird sich keiner über noch eins wundern.“ In meinem Kopf entwickelte ich bereits einen Plan: Wenn Frrk sich in ein Kind transformierte, brauchte ich ihn nicht mal vor meiner Mutter zu verstecken. Ich würde einfach sagen, dass er ein Schulfreund war, der bei mir übernachten wollte. In der Schule konnte ich ihn als meinen Cousin ausgeben und fragen, ob er für einen Tag bei unserem Unterricht mitmachen durfte. Das hatte Lina Hoffmann neulich mit ihrer Freundin aus Österreich auch so gemacht. Nach der letzten Stunde würden wir uns dann verstecken und in der Schule einschließen lassen_– und endlich zum Chemielabor schleichen! Irgendwie würde Frrk die Tür schon aufkriegen, immerhin war er von Beruf Raumschiffkonstrukteur! „Ist gut, dann verwandle ich mich in ein anderes Kind“, sagte FRRK. „Aber ich brauche dazu ein Bild von einem Kind. Sonst funktioniert der Transformationsprozess nicht.“
Ich überlegte kurz und lief ins Wohnzimmer. Auf dem Couchtisch lag der Katalog, aus dem meine Mutter immer Hosen und T-Shirts für mich bestellte. Ich blätterte durch die
Seiten voller sportlicher, grinsender Jungs. Wenn Frrk sich in so einen verwandelte, würde es morgen sicher keine Probleme geben. Zurück in meinem Zimmer drückte ich Frrk den Katalog in die Hand. „Such dir einen aus“, sagte ich. „Okay“, sagte er. „Du musst weggucken, es wird gleich einen Blitz geben.“ Gehorsam drehte ich mich weg. Frrk blätterte kurz. Dann drückte er lange auf den Knöpfen seines schwarzen Kastens herum. Ich stand neben ihm und hibbelte vor Spannung auf den Zehenspitzen. Kurz darauf schoss ein blendendes Licht durchs Zimmer. Vor meinen Augen tanzten bunte Flecke. „Du kannst dich jetzt wieder umdrehen“, sagte eine Stimme. Sie klang ganz anders als die von Frrk. Sehr hell und kein bisschen blubberig. Ich fuhr herum. Was ich erblickte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
„Wie findest du mich?“
„Ich fass es nicht! Bis du das, Frrk?“
„Wer soll ich sonst sein? Aber jetzt sag schon: Hat es geklappt?“
Ich nickte ruckartig. „Ja“, murmelte ich. „Aber ich … bin mir nicht sicher, ob ich dich so mit zur Schule nehmen kann!“
„Wieso?“, fragte Frrk. „Ich habe mich in einen Menschen umgewandelt. Das ist genau das, was du vorgeschlagen hast.“
Ich packte Frrk an den Schultern, die er seit Neuestem hatte, und schob ihn vor den Spiegel am Kleiderschrank. Er betrachtete sich zufrieden. „Ich sehe genauso aus aus wie der Mensch in dem Katalog“, stellte er fest.
Da hatte er recht. Das Problem war nur: Dieser Mensch war keiner von den lässigen Typen, die im Katalog die neuesten Jeans vorführten. Der Mensch, der Frrk jetzt war, hatte lange blonde Zöpfe und trug ein rosa Dirndl mit Kniestrümpfen und Lackschuhen. Frrk war– ein Mädchen!

Nachdem Frrk einigermaßen laufen gelernt hatte, trichterte ich ihm noch schnell die wichtigsten menschlichen Benimmregeln ein: Bitte und Danke sagen, nicht in der Nase bohren und während Schulstunden nur reden, wenn man sich vorher gemeldet hatte. „Und dann noch was ganz Wichtiges“, schärfte ich ihm ein. „Zu Kindern sagt man du und zu Erwachsenen Sie. Und die Kinder müssen den Erwachsenen gehorchen oder wenigstens so tun. Daran musst du vor allem morgen in der Schule denken. Unsere Lehrer sind zwar fast alle nett, aber sie können echt sauer werden, wenn man nicht spurt.“
„Was genau sind eigentlich Kinder?“, wollte Frrk wissen.
„Das weißt du auch nicht?“, fragte ich erstaunt. „Na, ich bin natürlich ein Kind! Und du bist auch eins_– oder jedenfalls siehst du jetzt so aus. Kinder sind Menschen, die noch
ganz jung sind. Erwachsene sind groß und alt.“
„Warte, das muss ich mir aufschreiben“, murmelte Frrkund tippte auf seinem Computer herum. „Das bedeutet also, wenn ein großer, alter Mensch etwas von mir will, dann muss
ich es machen. Aber wieso?“
Das konnte ich ihm nun wirklich nicht erklären. „Tu’s einfach“, seufzte ich. Das konnte ja heiter werden, wenn Frrk nicht einmal die einfachsten Sachen wusste! Ich konnte nur
hoffen, dass wir wenigstens das Abendessen mit Mama und Lilly überstehen würden, ohne dass sie etwas merkten.
„Tom, Friederike! Essen!“, rief da auch schon Mama aus der Küche.
„Am besten, du überlässt mir das Reden. Sprich nur, wenn
sie dich etwas fragen. Und zwar möglichst kurz!“, schärfte ich ihm ein.
Frrk nickte und stakste hinter mir her durch den Flur.
„Da seid ihr ja!“, sagte Mama. Sie stellte eine Riesenschüssel Spaghetti auf den Tisch und einen Topf mit Hackfleischsauce daneben.
„Lecker!“, kreischte Lilly, die schon auf ihrem Platz saß, natürlich mit Feenflügeln auf dem Rücken. Normalerweise wäre mir auch das Wasser im Mund zusammengelaufen. Aber jetzt war ich viel zu aufgeregt, um Appetit zu haben.
„Du hast bestimmt großen Hunger, oder, Friederike?“, fragte Mama und nahm Frrks Teller. „Ihr wart ja bestimmt in den letzten Tagen im Umzugsstress und hattet keine Zeit,
richtig zu kochen.«
„Sehr großen Hunger!“, bestätigte Frrk. „Ich habe seit Tagen nichts gegessen.“
Mama nickte verständnisvoll und füllte ihm reichlich Nudeln und Sauce auf. „Dann iss dich mal richtig satt_– hier, bitte schön!“
Sofort beugte sich Frrk über den Teller. Mit einem gewaltigen Schlürfer sog er sämtliche Spaghetti auf einmal in seinen Mund und verschluckte sie mit einem dumpf klingenden
„Gulp“. Als er breit lächelnd den Kopf hob, tropfte ihm Hackfleischsauce vom Kinn. Mama und Lilly starrten ihn fassungslos an. Still bereute ich, Frrk nicht auch einen Crashkurs in menschlichen Tischmanieren verpasst zu haben.
„Freut mich, dass es dir schmeckt, Friederike“, sagte Mama
langsam. „Aber du hättest ruhig die Gabel benutzen können. Möchtest du vielleicht … einen Nachschlag?“
Frrk schüttelte den Kopf und schob den Teller weg. „Nein, vielen Dank“, sagte er höflich, genau, wie wir es vorhin in meinem Zimmer geprobt hatten. „Ich finde Kohlenhydrate und totes Protein im Grunde widerwärtig und verzehre sie nur in Notsituationen. Mein Energiebedarf ist jetzt gedeckt. Aber haben Sie Wasser? Ich brauche viel Feuchtigkeit.“
Ich kicherte gekünstelt. „Friederike macht andauernd Witze, wisst ihr. Sie bringt mich schon den ganzen Nachmittag zum Lachen!“
Lilly, die Frrk bisher stumm angestaunt hatte, richtete sich kerzengerade in ihrem Stuhl auf und verkündete ihr Urteil:
„Du bist komisch! Und du siehst auch komisch aus!“
„Lilly, benimm dich bitte! So spricht man nicht mit Gästen.“

FRRK! Mein Alien und ich

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