Für wen ist dieses Buch?
Für viele ist die Bibel als das »Grund-Buch« des christlichen Glaubens eher ein verschlossenes »Buch mit sieben Siegeln«. Wie kann sie zu einem offenen vielfältigen Bilderbogen der Botschaft von der heilsamen Beziehung zu Gott und der Hoffnung, die aus dieser Beziehung erwächst, werden? Das Buch will eine Antwort auf diese Frage sein.
Es ist auf das Erzählen im Kindergarten und in der Grundschule, in Kindergottesdiensten und Kindergruppen und auch in den Familien ausgerichtet. Es bietet reichhaltige Anregungen für die Kinder und für die Erwachsenen, für die Kleinen in ihren Erstbegegnungen mit der Bibel und für die Großen in ihrem Neu- und Wiederentdecken der Welt der Bibel und des christlichen Glaubens.
Von der Kinderbibel zum Vorlesebuch
Das Angebot an Kinderbibeln ist umfangreich. In großer Nähe zum biblischen Original formulieren sie die für Kinder oft unverständlichen Begriffe und Sätze kindgemäß um. Sie treffen aus der Fülle der biblischen Texte eine geeignete Auswahl und richten sich in der Abfolge ihrer Geschichten in der Regel nach dem biblischen Original. So wollen sie ein erstes Bibelbuch sein. Über Schul-, Jugend-, Mundartbibeln bis hin zu den vielfältigen Übersetzungen in aktueller Alltagssprache führt der weitere Weg zu den offiziellen und möglichst textgenauen Übersetzungen aus der hebräischen bzw. griechischen Sprache des Urtextes.
Dieses Buch will keine bessere Kinderbibel sein, sondern verfolgt andere Ziele. In breiter angelegten, ausführlicheren Erzählungen wird die biblische Vorlage auf Lebenssituationen und Bedürfnisse der Kinder – in der sich durchaus auch Erwachsene wiederfinden können – ausgerichtet. Es geht darum, das Alte der Bibelsprache und -inhalte in das Neue unserer heutigen Zeit in die Erfahrungswelt der Kinder hinüberzutragen. Altes und Neues stehen gleichrangig nebeneinander. In diesem Sinne haben die Erzählungen durchaus den Charakter von kleinen Erzählpredigten.
Begleitung auf dem Weg durch das Kirchenjahr
Die notwendigerweise getroffene Auswahl der Erzählungen orientiert sich am Kirchenjahr und setzt dementsprechende Akzente. Dieser Erzählweg entspricht sicherlich den treffendsten Anlässen zum Erzählen vom Glauben und seiner Darstellung in der Bibel. Damit ist auch die Konzentration auf neutestamentliche Bibelgeschichten gegeben. Darüber hinaus werden gelegentlich noch weitere zentrale Erzählungen zum Alten und Neuen Testament sowie zu Nikolaus und Sankt Martin angeboten. [...]
Hilfen zum Bewältigen von vielfältigen Herausforderungen des Lebens
In allen Erzählungen geht es nicht nur um die auf den Jahreskreis ausgerichteten Themen. In ihnen stecken auch Antworten auf die elementaren Fragen, mit denen alle und zu jeder Zeit konfrontiert sind. Es geht um Vertrauen und Anerkennung, um Enttäuschungen und deren Überwindung, um das Zusammenleben mit den anderen, um den Umgang mit Konflikten und die Übernahme von Verantwortung – und in all dem um eine Gottesbeziehung, die stark macht für all die Aufgaben, die das Leben stellt. Es geht um die große Frage, wie das Reden von Gott glaubwürdig sein kann, und um mögliche Antworten, die zugleich immer wieder zu neuen Fragen anregen. [...]
Die Zielsetzung und Botschaft
Biblische Berichte und Erzählungen haben kaum nur eine einzige Zielsetzung. In die Vielfalt unserer Gegenwartserfahrungen treten unterschiedliche Auslegungen von biblischen Texten. Es ist immer wieder anregend, mitzuerleben, wie Menschen in der Begegnung mit biblischen Texten ihren persönlichen »roten Faden« finden, der sich von denen anderer Personen unterscheidet. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Vorüberlegungen die gewählte Ausrichtung erläutern und sie begründen mit ihrem wiederkehrenden Dreischritt von »Biblischer Zusammenhang«, »Zugänge zu eigenen Erfahrungen« und »Zur Erzählung«. und damit dazu einladen, sich auf die für die Erzählung gewählte Möglichkeit einzulassen. Das entscheidende Kriterium, dem alle Auslegungen standhalten müssen, ist immer, ob die Botschaft der Geschichte insgesamt der »Frohen Botschaft«, dem Evangelium, entspricht – aber nicht, ob alle möglichen Auslegungen aufgenommen und erkennbar sind. [...]
Wie es nach dem Erzählen weitergehen kann
Gesprächsanregungen
Die Aufforderung zum nacherzählenden Wiederholen hat ihr Recht im Blick auf die äußere Gestalt der Bibelgeschichte, auf Namen, Orte, vor allem auch auf zentrale Aussagen, auf die Botschaft des Erzählten. Dazu sollten aber unbedingt Impulse treten, mit denen zur Sprache kommen kann, wie die Kinder die Geschichte gehört haben, was ihnen zu Herzen gegangen ist. An das (Vor)Lesen anschließende Fragen sollen Türen öffnen zur je individuellen Welt der inneren Bilder, zur je persönlichen Aneignung, zu eigenen Gedanken und Eindrücken, auch zu weiteren Fragen, Vermutungen und Ideen.
Wie haben die Hörenden den Erzählweg mitverfolgt?
Was ist dabei bei ihnen selbst wach geworden?
Wie hat die Botschaft des Erzählten auf sie gewirkt?
Was fordert zum Weiterdenken auf?
Gestaltungsanregungen
Sie laden dazu ein, mit Augen, Mund und Händen in der Geschichte zu verweilen und den Kindern die Zeit zu gönnen, sich die Geschichte über das Tun anzueignen.
Das Betrachten von Bildern regt dazu an, den Malern auf ihrem Weg mit der Geschichte und den Haltestationen auf die Spur zu kommen und mit den eigenen Wegen zu vergleichen. Im absichtslosen Malen kann der eigene Wanderweg durch die Geschichte weitergehen.
Kreative Aufgaben stellen das Erzählte in einen neuen Zusammenhang und fordern zu einer weiteren Auseinandersetzung mit ihm auf.
Gruppenaufgaben fordern dazu heraus, eigene Eindrücke und Wirkungen der Geschichte zu teilen.
Dieses Vorlesebuch unterstützt auf vielfältige Weise dabei, die Bedeutung des in der Bibel Überlieferten für unsere Gegenwart zu entdecken: in den Suchhilfen zum Finden der geeigneten Bibelgeschichten für bestimmte Situationen; beim Vorlesen in Kindergruppen und Schulklassen, beim Bereichern der Festrituale mit zugehörigen Festgeschichten in Kita, Schule, Gemeinde und Familien, auch zum absichtslosen Stöbern im Buch und Hängenbleiben an einzelnen Geschichten, als Wegweiser zu Entdeckungsreisen in die Welt der Bibel – und nicht zuletzt auch zum Finden von Anregungen für das eigene, selbstständige Weitererzählen biblischer Geschichten.