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Im Gespräch mit Fiona Blum

„Das Meer so nah“ ist Ihr dritter Liebesroman und spielt, nach Rom und Paris, im grünen Irland. Was ist bei Fiona Blum zuerst da: Der Sehnsuchtsort oder die reizvolle Story?

Ich kann das nicht so genau trennen. Beides gehört zusammen. Es ist nicht so, dass ich mich vor eine Landkarte setze und mir einen schönen Ort aussuche, oder andersherum, mir eine Geschichte ausdenke und überlege, wo sie spielen könnte. Die Geschichte und der Ort sind einfach da. Die Geschichten können nur an diesen bestimmten Orten spielen. Und Rom, Paris und Irland sind im übrigen Sehnsuchtsorte von mir persönlich. Sie haben alle drei in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt.

„Die Sehnsucht traf sie, ohne Umwege über Kopf, Hirn, Vernunft oder Verstand, mitten ins Herz“ – die brave Mathematiklehrerin Lucy S. Harper bekommt erst mit Anfang 40 eine Ahnung, was es mit dem Himmel („Skye“) in ihrem Namen auf sich hat und sie stürzt sich Hals über Kopf ins Abenteuer. Es ist also nie zu spät für einen Neuanfang…?

Niemals! Man sollte nicht nur nie aufhören zu träumen, sondern auch nicht aufhören, seine Träume in die Tat umzusetzen. Wir haben nur dieses einzige, unglaublich kostbare Leben. Wozu sollte es gut sein, wenn man im Laufe dieses Lebens nicht wenigstens versucht, sich selbst auf die Spur zu kommen? Irgendwann ist man tot und hat keine Ahnung gehabt, wer man war und wozu man eigentlich gelebt hat. Das ist doch eine traurige Vorstellung, oder?

Die Beatles spielen eine wichtige Rolle in „Das Meer so nah“, die wir natürlich noch nicht verraten. Wie finden Sie Ihre Geschichten? Oder finden die Geschichten Sie?

Ich glaube tatsächlich, sie finden mich. Ich habe anfangs nur eine sehr, sehr vage Idee von der Geschichte, die ich schreiben will. Es ist mehr ein Klang, eine Farbe, eine bestimmte Erzählstimme, die sehr viel mit Rhythmus und Melodie zu tun hat. Und mit dem Ort, an dem sie spielt. Mit diesem Klang im Ohr versuche ich, die Hauptperson besser kennenzulernen und skizziere ganz grob eine Richtung, wohin die Sache gehen soll. Dann fange ich an, Informationen über den Ort zusammenzutragen, Bilder anzusehen, mich an die Zeit zu erinnern, die ich dort verbracht habe und höre mir auch sehr, sehr viel Musik an. Ich kann mich in dieser Art von Recherche geradezu verlieren, stoße dabei dann oft auf Unerwartetes und Wunderbares, picke hier und dort etwas auf, höre eine Songzeile, sehe ein Bild, lese einen Satz, einen Zeitungsartikel. Dann kompostiere ich alles im Kopf und auf kleinen Zetteln und schließlich fange ich an zu schreiben. Oft bin ich selbst erstaunt, wohin mich die Geschichte führt. Klingt vielleicht ein wenig seltsam, aber ich kann es nicht anders beschreiben. Es ist ein Prozess, dem man vertrauen muss.

Lucy trifft in Irland auf eine ganze Menge besonderer Menschen, jeder für sich so eigen wie liebenswert. Nehmen Sie Menschen anders wahr, seit Sie schreiben? „Sammeln“ Sie Schrullen;-)?

Das ist eine lustige Vorstellung! Ja, aber man könnte schon sagen, ich bin auf eine Art und Weise eine Schrullensammlerin. Ich mag Menschen, ganz grundsätzlich. Und es interessiert mich, woher sie kommen, was sie zu der Person hat werden lassen, die sie heute sind und ob sie in der Lage sind, sich zu verändern. Das interessiert mich. Ich finde, je mehr man über die Geschichte eines Menschen weiß, desto mehr Verständnis kann man auch für seine Schrullen aufbringen. Schließlich hat jeder eine Geschichte, ein Päckchen, oder Paket, das er mit sich trägt. Nur jemand, der die Menschen sehr oberflächlich betrachtet, kann das ignorieren.

Jeder Autor hat seine kleinen Schreibrituale. Gibt es eines, das Sie noch nie jemandem verraten haben?

Ja, das habe ich tatsächlich. Wenn es mir sehr schwer fällt, anzufangen, und das tut es oft, schreibe ich ein Gedicht. Das kann ein Gedicht zum Thema des Buches sein, ein kurzer Gedankensplitter zum Tag, ein Haiku oder auch ein Lied. Ich habe schon eine jahrelange Sammlung von solchen „Anfangsgedichten“, die aber bis auf ein paar ganz wenige Ausnahmen noch nie jemand gelesen hat.

Fiona Blum, „Das Meer so nah“, erscheint am 23. April 2018 im Goldmann Hardcover.

Die Fragen stellte Susanne Grünbeck.