Ein Zauber für Schutz und Segen in aussichtslos scheinenden Situationen
Manchmal gibt es Situationen, in denen man einfach nichts mehr an der Richtung einer Entwicklung ändern kann. Vielleicht ist jemand unheilbar erkrankt, vielleicht muss man sich eingestehen, dass eine Insolvenz unausweichlich ist, oder eine Ehe geht unwiederbringlich in die Brüche. Man kann nichts am Verlauf der Dinge ändern, aber das bedeutet zum Glück nicht, dass man nichts tun kann.
Wir verstehen Rituale heute oft als eine Möglichkeit, die Dinge zum Positiven zu beeinflussen, und das können sie natürlich auch sein. Rituale gehen aber noch viel weiter, sie können auch eine Hilfe und Stütze sein, wenn sich an den Umständen nichts ändern lässt. Es ist nicht unwichtig, wie wir durch eine Krise und schwere Zeiten hindurchkommen.
In solchen Zeiten kannst du dich an die Nornen wenden, die Schicksalsfeen oder das Schicksal. Wende dich an die Kraft, die bei dir innerlich ein Glöckchen klingeln lässt, bei der du eine Resonanz spürst. Ich verwende im Folgenden den Begriff Nornen, damit sind aber auch alle anderen Schicksalskräfte gemeint, mit denen du arbeiten kannst.
Die Nornen sind mächtige, ehrwürdige Kräfte. Mächtiger noch als die Götter, deren Schicksal sie ebenfalls weben und bestimmen. Manche Fäden in unserem Leben weben sie straff, diesen Dingen können wir nicht entgehen. Manche Fäden sind locker und beweglich, diese Fäden können wir nehmen und so verflechten, wie es uns gefällt.
Dein Schicksalsgeflecht
→ Nimm für diesen Zauber rote Wolle, sie kann auch mehrfarbig rot sein, beispielsweise pink, rot und orange, das sieht besonders schön aus. Ganz einfaches Rot geht natürlich auch. Nimm vier Äste, ideal wären typische Weltbäume wie die Esche, die Eiche, die Lärche oder die Birke. Es geht aber auch jede andere Form von Zweig oder Ast, auch kleine Bambusstangen, wie man sie in Blumentöpfen verwendet.
→ Binde die Äste wie einen Rahmen zusammen, sodass sich in etwa ein Quadrat ergibt. Das kann die Größe eines Notizzettels haben, es kann aber auch ein großes Geflecht sein, das einen Quadratmeter umspannt. Du kannst jederzeit nacharbeiten, wenn sich dein Empfinden verändert, dies ist ein dynamisches Ritual, das immer weiterwächst und nicht mit einem Mal abgeschlossen ist.
→ Nun verwebst du die rote Wolle in diesem Rahmen zu einem Geflecht. Mach das nach Gefühl, es geht nicht darum, wie es optisch aussieht, sondern dass du mit den Kräften der Nornen in Verbindung kommst. Die Magie liegt im Tun.
Wenn dein Geflecht fertig ist, kannst du es samt Rahmen aufhängen oder an eine passende Stelle legen. Wann immer du magst, hänge Symbole, Wunschzettel oder auch offizielle Papiere, Diagnosen oder Ähnliches hinein. Du kannst dazu aussprechen, was du denkst und fühlst, du kannst aber auch ganz ruhig sein, wenn es so für dich stimmiger ist.
Dein Tun muss nicht »heilig« sein, du befindest dich gerade in einer Krise, da dürfen dich auch mal die Emotionen übermannen. Es sollte einfach ehrlich sein. Wenn du zum Beispiel die ersten zehn Tage lang all deinen Kummer und Frust aussprichst, ist das auch in Ordnung. Du musst für diesen Zauber nichts darstellen, nichts krampfhaft ins Positive ziehen, im Gegenteil: Er hilft dir dabei, das Unabwendbare so stehen zu lassen, wie es ist, und trotzdem hindurchzugehen.
Dieses Ritual ist eine Kommunikation mit den Schicksalskräften des Lebens über Symbole. In schweren Zeiten ist einem nicht immer nach Reden zumute, manchmal lässt es sich auch gar nicht in Worten ausdrücken – und dann können die Hände reden, indem sie die Verbindung zu den spirituellen Kräften herstellen.
Jederzeit kannst du neue Dinge hineinflechten, andere Dinge wieder herausnehmen und dabei möglichst intuitiv vorgehen. Wie gesagt, das ist kein »heiliges« Ritual, sondern ein ehrliches. Du sprichst mit den Nornen, mit Worten, aber auch mit den Händen durch das, was sie tun.
Du kannst diesen Zauber so lange weiterführen, wie du möchtest. Manche wandeln ihn nach einer Weile ab, wenn es leichter wird, und flechten nach der schwierigsten Zeit ein neues Geflecht. Manche lassen es nach einer Zeit los und nehmen alles wieder auseinander. Wichtig ist nur, dass dich dein Schicksalsgeflecht über diese Zeit hinwegträgt.
(aus Claire: »Heimische Hexenkunst«)