Therapie ist ihr Hobby, Chaos ihr Lifestyle.

Zwei Schwestern, drei Tanten und ein Todesfall – willkommen im Leben von Cressida Catterberg!

Cressidas Probleme lassen sich schnell aufzählen: zu wenig Geld, zu viele Dates, zu viele anstrengende Familienmitglieder. Dazu noch Mika, der One-Night-Stand ihrer Mitbewohnerin, der sich in ihrer WG einquartiert hat. Ganz oben auf der Liste steht allerdings Cressis Mutter Eveline. Genauer gesagt deren Beerdigung und letzter Wunsch: Ihre Asche soll illegalerweise im Englischen Garten verstreut werden, außerdem hat sie Cressi auch noch ein altes Bistro hinterlassen. Kein Wunder, dass Cressi ständig ihren Therapeuten, Herrn Lindholm, anrufen muss. Ihr Leben ist ein einziger Notfall! Aber womöglich könnte Mika ihr dabei helfen, das Leben und ihr Herz in den Griff zu bekommen ...

ORIGINALAUSGABE
Taschenbuch, Klappenbroschur, 352 Seiten, 12,5 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-49170-4

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#havealook

#Inlovewiththetherapist


Mein Therapeut Samuel Lindholm meinte, es wäre hilfreich, wenn ich niederschreiben würde, was mir den ganzen Tag so durch den Kopf geht. Damit ich mir selbst näherkomme und verstehe, wie die Zusammenhänge funktionieren. Herr Lindholm meint, er selbst wüsste das ganz genau, aber in Wahrheit hat er keine Ahnung. Trotzdem beginne ich heute damit, alles aufzuschreiben, einfach, weil ich Herrn Lindholm gerne glücklich mache, und er ist wahnsinnig glücklich, wenn man seine Anweisungen befolgt.
Vielleicht hat das Ganze ja auch etwas Gutes. Und zwar, dass er begreift, wie schwierig es ist, eine ausgeglichene Person zu sein, wenn man ein Leben führt wie ich. Nicht nur, dass ich mich generell in die falschen Männer verliebe und mit den falschen Männern Sex habe, nein, ich habe auch mit zu vielen Männern Sex, weil ich nicht Nein sagen kann, und weil ich meine eigenen Grenzen nicht kenne. Wie soll dann jemand anderes meine Grenzen kennen. Ganz logisch. Deswegen soll ich den Kontakt zu Männern während meiner Therapie meiden. Außer natürlich zu Samuel Lindholm. Ganz klar.
Ich kam aus seiner Praxis und checkte meine Mails, während ich zur U-Bahn lief.
Samuel Lindholm zwingt mich, mein iPhone während der Sitzungen abzustellen, was zur Folge hat, dass ich mich nachher durch einen Wust von WhatsApps ackern muss. Einige waren von Phil, dem Make-up-Artist mit dem ich zusammenarbeite (»Wo bleibst du Babyyy???«), aber die meisten Mails waren von meinen Schwestern Anna und Eva. Wir sind uns generell sehr nah und haben viel Kontakt. Oft mehr Kontakt, als ich selbst für gesund halte, aber es ist wirklich schwer, sich gegen meine Schwestern, meine Mutter und Tanten zu wehren. Sie sind wie eine einzige riesige mehrköpfige Schlange, die einen ständig verschlingt und danach gut durchgekaut wieder ausspuckt. Ich lief also zügigen Schrittes zur U-Bahn und scrollte mich durch die WhatsApps:
»Cressi, diesmal ist es ernst, wir sind alle bei Mama.«
»Warum ist dein verdammtes iPhone nicht an.«
»Wenn du gerade deinen Therapeuten vögelst, dreh ich dir den Hals um.«
»Sie hat gesagt, sie stirbt nicht, ehe du da bist, also leg einen Zacken zu.«
»Cressi, Tante Violetta hat gesagt, es ist eine Schande, wenn man nicht mal kommt, wenn die eigene Mutter im Sterben liegt.«
»Mutter sagt, du bist enterbt und Eva und ich bekommen das Haus. Also dalli, dalli.«
Ich stopfte das Telefon zurück in die Tasche. Manchmal habe ich das Gefühl, ich kriege von solchen Nachrichten einen Orgasmus. Herr Lindholm sagt, das ist meine Reaktion auf wirklich großen Stress, und ich glaube, er hat ausnahmsweise recht. Ich kann einfach nicht mit Adrenalin umgehen, zumindest nicht mit den Mengen, die mein Körper in solchen Momenten produziert. Dazu muss ich sagen, dass Mutter die letzten Jahre immer wieder gestorben ist. Sie hat ein schwaches Herz, und ihr Hausarzt hat uns darauf hingewiesen, dass es jederzeit vorbei sein kann, vor allem, weil Mutter keine Medikamente nimmt, sondern sich mit Kräutertees selbst therapiert. Er hat gesagt, wir sollten uns nicht wundern, wenn wir sie eines Tages tot in der Küche finden. Das sind keine beruhigenden Aussichten. Zudem kündigt Mama auch selbst immer wieder ihr bevorstehendes Ableben an, vorzugsweise, wenn eine von uns dreien eine Urlaubsreise bucht oder geschäftlich unterwegs ist. Am liebsten ruft sie an, wenn man gerade im Taxi auf dem Weg zum Flughafen sitzt.
Sie: »Liebes, lass dich nicht aufhalten, ich wollte nur noch einmal mit dir reden.«
Ich (alarmiert): »Was ist los?« Sie: »Ach, nichts.«
Ich: »Mama!«
Sie: »Es ist wieder das Herz. Dr. Moser wollte mich in das Städtische einliefern. Aber ich habe abgelehnt.«
Ich: »Warum in Gottes Namen?« Sie: »Ich will zu Hause sterben.«
Schweigen. Ich gebe dem Taxifahrer ein Zeichen, dass er am Straßenrand anhalten soll, was er nur unter Protest tut. Er flucht irgendetwas auf Indisch, und ich bin froh, dass ich ihn nicht verstehen kann.
Sie: »Ich wollte dir nur noch einmal sagen, dass ich dich liebe, Cressida.«
Ich hasse das. Ich hasse das wirklich.
Ich: »Ich bin auf dem Weg zum Flughafen.«
Sie (verschnupft): »Ist schon gut, Cressi, wenn dir dein Job wichtiger ist.«
So läuft es immer. Das Ende vom Lied ist, dass wir bei ihr auf der Matte stehen. Alle. Lindholm sagt, das Verhalten meiner Mutter sei zutiefst manipulativ, und ich sollte mich möglichst bald aus dieser ungesunden Verstrickung lösen. Ich glaube, Herr Lindholm hat keine Mutter.

Leserstimmen

Lesbar, aber kein Muss

Von: Antonia
19.10.2022

Das Cover und der Klappentext spiegeln auch den Inhalt und weiteren Verlauf der Handlung sehr gut wieder.
Es handelt sich um ein kurzweiliges Gute-Laune Buch zum einfachen zwischendurch lesen ohne jeglichen Anspruch oder Tiefe. Dies hatte ich auch nicht erwartet, doch viele Szenen und Situationen empfand ich dann doch als zu übertrieben und nicht wirklich witzig. Die Hauptprotagonistin Cresinda wirkt ziemlich naiv und Pupertät. Ich könnte mich nicht in sie hineinversetzen und nur wenige Handlungen von ihr nachvollziehen. Trotz allem habe ich das Buch sehr schnell durchgelesen und ich kann es insgesamt dennoch als unterhaltsam betiteln. Zum einfachen Zwischendurch abschalten und lesen ist das Buch durchaus geeignet und auch empfehlenswert. Die Leserin darf nur kein besonders nachhaltiges Lesevergnügen erwarten.

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Total lustig, aber auch berührend

Von: Lea
19.07.2022

Ich fand’s toll!
Der Schreibstil der Autorin ist humorvoll und flüssig. Ich fand die Grundidee des Buchs super! Das Leben der Protagonistin könnte verkorkster nicht sein und doch lässt sie sich nicht unterkriegen und macht immer das Beste aus ihrer Situation. Ich musste ganz oft lachen und wollte einfach immer wissen wie es weitergeht.
Die Dinge, die Cressida passiert sind waren teilweise so absurd, dass man nicht anders konnte, wie zu lachen. Aber trotzdem ist das Buch sehr lehrreich. Das Buch vermittelt dem Leser niemals aufzugeben und immer nach vorne zu blicken. Nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch.
Es lohnt sich auf jeden Fall mal ein Blick auf das Buch zu werfen.

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Mimi Steinfeld
© Juliane Zitzlsperger

Mimi Steinfeld

Mimi Steinfeld ist das Pseudonym für Beate Teresa Hanika, geboren 1976 in Regensburg. Für ihre Jugendbücher wurde sie u.a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Bei btb erschienen ihre Romane »Das Marillenmädchen«, das in sechs Sprachen übersetzt wurde, und »Vom Ende eines langen Sommers«. Zusammen mit ihrer Schwester Susanne Hanika bildet sie das Autorenduo Kristy und Tabita Lee Spencer, das bereits zahlreiche Fantasy-Romane verfasst hat. »Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)« ist ihr erstes Werk als Mimi Steinfeld. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg.

6 Fragen an Mimi Steinfeld

1. Cressida Catterberg ist die Hauptfigur in Ihrem Roman „Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)“. Können Sie Cressi mit 3 Worten beschreiben?

Direkt, chaotisch, therapieresistent

2. Mit welcher dieser Eigenschaften Ihrer Protagonistin können Sie sich am meisten identifizieren? Und mit welcher am wenigsten?

Ich kann mich mit allen ihren Eigenschaften sehr gut identifizieren. Am meisten wahrscheinlich mit ihrer chaotischen Art. Und leider bin ich auch sehr therapieresistent und dickköpfig. Gerne wäre ich auch direkter, so wie Cressi, aber oft fehlt mir dazu noch der Mut.

3. Wir steigen in Ihren Roman und in Cressida Catterbergs zugegebenermaßen nicht unkompliziertes Leben während einer Sitzung bei ihrem Therapeuten ein. Finden Sie, wir sollten alle öfter mit einem Therapeuten, einer Therapeutin reden?

Ja. Jeder wirklich jeder würde von einer Therapie profitieren. Wenn es die Richtige beim richtigen Therapeuten oder bei der richtigen Therapeutin ist. Ich würde mir wünschen, dass viel mehr Menschen offen für eine Therapie sind, doch leider mache ich immer wieder die Erfahrung, dass gerade die, die Psychotherapie am nötigsten brauchen, sie am deutlichsten ablehnen.

4. Bei der Lektüre Ihres Romans muss man auch bei ernsten Themen immer wieder lachen. Warum ist es wichtig, dass wir einen leichteren Umgang mit bestimmten Themen lernen?

Ich habe irgendwann festgestellt, dass Humor ein gutes Mittel ist, belastenden Themen zu begenen. Natürlich funktioniert das nicht immer, aber es erleichtert das Leben ungemein.

5. Als Autorin sitzt man vermutlich viel am Schreibtisch? Was ist Ihr perfekter Ausgleich zu dieser Arbeit?

Mein zweites Standbein ist tanzen. Ich arbeite als Trainerin für Poledance in Regensburg. Dort kann ich mich körperlich auspowern, wenn mein Kopf zu voll ist. Die Musik und der kreative Umgang mit anderen Menschen bereichert mein Leben ungemein.

6. Und zu guter Letzt: Gibt es ein Wiedersehen mit Cressida Catterberg?

Ja, es gibt gute Neuigkeiten! Es wird einen zweiten Cressi-Band geben. Gerade ist er in Arbeit, was wieder unglaublich viel Spaß macht!

Vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Katrin Cinque, Goldmann Verlag.

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