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Für diese Thrillerreihe?

Das Ermittlerteam Fuchs und Schuhmann haben es mit einigen spannenden Fällen zu tun. Für alle Fans von Thrillern mit rechtsmedizinischem Hintergrund!

Die »Fuchs & Schuhmann«-Thriller:
Totenblass (Bd. 1)
Rachekult (Bd. 2)
Morddurst (Bd. 3)

Totenblass

Unentdeckt mordet er seit Jahren, das Töten ist für ihn eine Sucht ...

Frankfurt an einem nasskalten Novemberabend: Eine nackte, mit seltsamen Wunden übersäte Frauenleiche treibt im Main. Kriminalhauptkommissar Joachim Fuchs und seine neue Kollegin, die junge Fallanalystin Lara Schuhmann, stehen vor einem Rätsel. Nach der Obduktion sind sie überzeugt, dass sie es mit einem perfiden Serienmörder zu tun haben. Als Fuchs während der Ermittlungen der Zeugin Sophia näherkommt, wird er wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen. Auf eigene Faust ermittelt er weiter – und setzt damit eine folgenschwere Ereigniskette in Gang …

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Rachekult

Eine Mordserie, so grausam wie willkürlich. Und ein Ermittler, dessen Vergangenheit ihn das Leben kosten könnte …


In Frankfurt herrscht drückende Hitze, als ein enger Freund von Kriminalhauptkommissar Fuchs an ominösen Verbrennungen stirbt. Während Fuchs gemeinsam mit der jungen Fallanalystin Lara Schuhmann in dem rätselhaften Fall ermittelt, geschieht ein weiterer Mord. Der perfide Killer arbeitet mit ebenso ungewöhnlichen wie brutalen Mordwerkzeugen, doch die Taten erscheinen willkürlich. Bis eine Spur mitten in die Reihen der Polizei führt. Fuchs muss sich dem dunkelsten Kapitel seiner Vergangenheit stellen, um weitere Morde zu verhindern – und nicht selbst zum Opfer zu werden.

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Morddurst

Ein berüchtigter Serienmörder auf der Flucht – Der dritte und persönlichste Fall für Kriminalkommissar Joachim Fuchs und Fallanalystin Lara Schuhmann.

Frankfurt am Main: Einem inhaftierten Serienmörder gelingt die spektakuläre Flucht aus dem Hochsicherheitstrakt. Von Kriminalhauptkommissar Joachim Fuchs und der Fallanalystin Lara Schuhmann gejagt, zieht der entflohene Killer eine blutige Spur durch die Stadt. Fuchs und Schuhmann sind ihm dicht auf den Fersen, als das Unfassbare geschieht: Jemand aus ihrem nächsten Umfeld wird brutal ermordet. Und alles deutet auf einen grausamen Racheakt hin …

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Leseprobe Band 1 "Totenblass"

1

»Arschkalt«, brummte Kriminalhauptkommissar Joachim Fuchs seiner Kollegin zu, als sie die Stufen der Kaimauer hinabstiegen.
Das Licht der Laternen oben an der Straße quoll über den Mauervorsprung und färbte das Bollwerk aus Sandstein orange. Unter anderen Bedingungen und bei besserem Wetter hätte die Szenerie mit Blick auf die beleuchteten Brücken der Stadt romantisch sein können, aber mit dem Wissen, was sie unten erwartete, kam höchstens ein Rendezvous mit dem Teufel in Betracht. Am Flussufer zuckten Kamerablitze auf.
Fuchs hob den Blick. »Hoffentlich ist das die Spurensicherung und keine Geier von der Presse.«
»Was wissen wir?«, nuschelte Lara Schuhmann in ihren dicken Strickschal, den sie sich bis übers Kinn gezogen hatte.
»Bisher nicht viel. Der Hund eines Obdachlosen hat eine Leiche aufgespürt und dann die Polizei verständigt.«
»Schlaues Tier.«
Fuchs bemerkte den Fehler und warf ihr einen Seitenblick zu. »Wohl noch zu Scherzen aufgelegt. Gar nicht nervös?«
Sie schüttelte den Kopf. »Kann ich mich trotzdem vorerst im Hintergrund halten?«
»Wieso?«
»Na ja«, sie sah ihn mit großen Augen an, »Welpenschutz.«
»Welpenschutz?«, entgegnete Fuchs mit erhobener Braue. »Also ich war bei meinem ersten Mordfall kaum zu bremsen …«
»Woher wissen wir, dass es sich um Mord handelt?«
»Was glaubst du denn, warum eine nackte Frauenleiche im November im Main treibt?«
»Nackt? Das hattest du nicht erwähnt.«
Am Fuße der Treppe bedeutete Fuchs ihr zu warten. Er nahm die letzten Züge seiner Zigarette und steckte sie, nachdem er in unmittelbarer Umgebung keinen Mülleimer entdeckte, in ein Filmdöschen, das er aus der Tasche seines Parkas hervorkramte. Die verschlossene Dose steckte er wieder ein und marschierte los Richtung Fundort.
Als sie den abgesperrten Bereich erreichten, duckten sie sich unter dem rot-weißen Flatterband hindurch.
Ein blutjunger Polizist eilte herbei. »Halt! Das ist eine polizeiliche Ermittlung hier.«
»Mordkommission«, klärte Fuchs ihn auf und streckte ihm seinen Ausweis entgegen.
»Oh, entschuldigen Sie bitte.« Der Jüngling errötete. »Ich dachte, Sie seien Spaziergänger.«
Spaziergänger? Fuchs blinzelte in den tiefschwarzen Himmel, der schon den ganzen Tag, vielleicht schon die ganze verdammte Woche, Regen auf die Stadt hinabsandte.
»Sie liegt da drüben.« Der Knabe deutete Richtung Ufer, wo bereits zwei Personen in weißen Overalls knieten. Auf dem Boden standen Spurentafeln. Fuchs zählte drei. Dem Anschein nach waren sie noch nicht weit gekommen.
»Der Mann, der sie entdeckt hat, wird oben im Wagen verhört.«
»Wer hatte bis jetzt die Leitung?«, fragte Fuchs.
»Kommissar Heckmann.«
Als hätte er seinen Namen gehört, löste sich ein Hüne von einem Mann aus einer Gruppe von Polizisten vor einem Einsatzwagen. Das halblange Haar struppig, der dunkelblonde Vollbart getrimmt. »Gott zum Gruße! Was für eine Überraschung! Muss eine Ewigkeit her sein.«
»Unter diesen Umständen hätte ich drauf verzichten können«, antwortete Fuchs mit einem Lächeln. »Trotzdem schön, dich zu sehen!«
»Joachim Fuchs«, sagte der Hüne, während er ihn von den Schuhen bis zum Scheitel musterte. »Siehst ja noch genauso aus wie damals. Frechheit! Wahrscheinlich rennen dir die Frauen noch immer die Tür ein. Aber was ist denn das?« Fuchs’ Schläfen fixierend trat er einen Schritt näher. »Wird da etwa jemand grau?«
Fuchs grinste und deutete auf Heckmanns Bauch. »Und was ist das? Wird da etwa jemand fett?«
»Das sind die Drüsen.«
»Die Drüsen?« Fuchs bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.
»Der Arzt sagt, ich hätte einen latenten Diabetes.«
»Mal daran gedacht, dass die Drüsen nur unter deinem Gewicht kapitulieren?« Er zwinkerte seinem Kollegen zu und wies auf Lara. »Darf ich dir Lara Schuhmann vorstellen? Sie ist neu in meinem Team. Lara, das ist Udo Heckmann. Wir kennen uns von der Polizeischule.«
»Sehr erfreut!«, säuselte Heckmann, schüttelte Laras Hand und bedeutete ihnen zu folgen. »Um 19:50 Uhr ging der Notruf ein. Ein verängstigter Mann hat die Polizei verständigt, dass unten am Schleusentor eine Leiche im Wasser treibt. Wir sind etwa zehn Minuten später hier eingetroffen. Der Anrufer stand zu diesem Zeitpunkt wild gestikulierend dort oben am Straßenrand.« Er deutete auf den Absatz der Kaimauer. »Er gibt sich als Hermann Rothe aus, ist wohl seit vielen Jahren ohne festen Wohnsitz. Wir prüfen das gerade.«
»Was wissen wir über die Leiche?«, fragte Fuchs.
»Weiblich, schätzungsweise zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig Jahre alt, vollständig entkleidet. Persönliche Gegenstände oder Personalien für eine Identifizierung haben wir nicht gefunden. Der Notarzt war auch schon da und hat den Tod festgestellt. Ich habe das K11 und die SpuSi verständigt, die praktisch sofort hier waren.«
Fuchs schielte auf seine Uhr. Wahrscheinlich wollte Heckmann damit andeuten, dass sie spät dran waren. Immerhin war Fuchs durch die halbe Stadt gegurkt, um Lara einzusammeln, die einen Führerschein, aber kein Auto besaß. Für gewöhnlich fuhr sie mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, doch das hatte Fuchs ihr bei diesem Sauwetter ersparen wollen.
»Dass es sich um Mord handelt, dürfte klar sein«, fuhr Heckmann fort. »Ihre Haut weist eine Reihe seltsamer Wunden und Blutergüsse auf. Ob das alles von ihrer Reise als Treibgut herrührt oder das Werk des Täters ist, kann uns hoffentlich der Gerichtsmediziner sagen.«
»Wenn die Leiche oben trieb, muss sie seit mindestens vier Tagen tot sein«, sagte Lara.
»Nicht unbedingt«, entgegnete Heckmann. »Bei diesen Temperaturen kann der Verwesungsprozess mit der Bildung von Fäulnisgasen, die der Leiche den Auftrieb verleihen, stagnieren und erst bei wärmerer Witterung wieder einsetzen. Unter Umständen erst im nächsten Frühjahr.«
»Warum trieb die Leiche dann auf dem Wasser?«, fragte Fuchs. »Lufteinschlüsse unter Kleidung scheiden ja aus.«
»Das haben wir der Druckluftsperre zu verdanken.« Heckmann deutete auf eine helle Linie, die das schwarze Wasser vor dem Wehr wie eine Narbe durchzog. »Am Grund liegt ein langes Rohr mit zahlreichen Öffnungen, aus denen Luftblasen austreten. Dadurch entsteht an der Oberfläche in beide Richtungen eine Strömung, die Treibgut von den Turbinen fernhält. Ohne diese Anlage wäre die Leiche wahrscheinlich in den Fanggittern hängen geblieben. Wer weiß, wann sie dann entdeckt worden wäre.«
Sie näherten sich der Toten. Die Plane, auf der sie lag, war zusätzlich mit einem Rechteck aus Flatterband eingezäunt. Der Nahbereich. Flutlichter auf Stativen stanzten grelle Kegel in die feuchte Luft.
»Die Kripo ist da!«, rief Heckmann den anderen Beamten zu, was auf das Treiben vor Ort aber keinen Einfluss nahm. Nur einer der Spurensicherungsbeamten sah zu ihnen auf.
»Wir brauchen hier nicht mehr lange«, sagte er und richtete sich auf. Sein weißer Anzug flackerte im Blaulicht der Einsatzfahrzeuge rhythmisch auf. »Es gibt wahrscheinlich nur wenige konkrete Hinweise. Erwartungsgemäß liegt hier am Flussufer jede Menge Müll rum«, erklärte er und hielt drei durchsichtige Beutel in die Höhe. Ein Taschentuch, ein Zigaretten-stummel und ein Schnürsenkel. »Ob überhaupt irgendwas davon mit dem Fall zu tun hat, ist fraglich. Aber da diese Stelle hier als Fundort gilt, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als den ganzen Mist einzusammeln. Vermutlich hat man die Tote flussauf-wärts entsorgt. Sie hat Schleifspuren an den für Flussleichen üblichen Stellen: Fußspitzen, Handrücken, Knie und Stirn. Die Stelle könnte ein paar Kilometer entfernt liegen, wobei ich nicht glaube, dass sie sehr weit getrieben ist. Wir hatten ja schon Fälle, bei denen Wasserleichen extrem lange Strecken zurückgelegt haben, und die sahen anders aus. Bei einer war der Schädel so heruntergeschliffen, dass das Gehirn herausgespült worden war. Na ja, wie dem auch sei – vielleicht findet ein Fährtenhund die Stelle. Max macht jetzt noch ein paar Untersuchungen und präpariert dann alles für den Transport.« Er reckte das Kinn zu seinem Kollegen, der neben der Leiche hockte. »Ich nehme an, Sie möchten sich gerne selbst ein Bild machen, bevor sie abtransportiert wird?«
Fuchs nickte.
»Die Spurengasse verläuft dort drüben.« Er zeichnete einen Pfad in die Luft, der von der Öffnung in der Absperrung bis an die Tote heranführte. »Schutzkleidung können Sie sich aus meinem Koffer dort nehmen.«
Lara und Fuchs schlüpften in Overalls, zogen Latexhandschuhe sowie Überschuhe aus raschelndem Kunststoff an und klemmten sich die Schlaufen des Mundschutzes hinter die Ohren. Dann stiegen sie vorsichtig die rutschige Böschung hinab. Das Stauwerk im Hintergrund wirkte wie eine kleine, plumpe Ausgabe der Londoner Tower Bridge. Ein Metallsteg, der über zwei aus dem Wasser ragende Betonpfeiler führte, verband die beiden Ufer miteinander. Der verglaste Kontrollraum auf der anderen Seite weckte Erinnerungen an die Grenztürme der DDR. Kurz vor dem Ufer bogen sie links ab und passierten den freigegebenen Zugangsweg.
»Die Spurengasse wurde bereits auf Beweisstücke untersucht«, sagte Fuchs, »und ist somit freigegeben.«
»Ich weiß«, antwortete Lara.
Ihre Stimme klang eindeutig anders, bemerkte er. Leiser. Dünner. Sie war also nervöser, als sie zugab. Sie griff in den Overall und zog ein Diktiergerät aus ihrer Manteltasche. Trotz aller Bemühungen zitterte ihre Hand, und sie sah, dass es auch ihrem Vorgesetzten aufgefallen war.
»Es ist wirklich schweinekalt«, presste sie hervor.
Fuchs schmunzelte. Er wusste nur zu gut, dass die erste Begehung eines Mordschauplatzes mit höchster Anspannung verbunden war. Selbst nach all den Jahren als Ermittler bei der Mordkommission verspürte er jedes Mal ein mulmiges Gefühl, und er hatte sich von der Hoffnung verabschiedet, dass es jemals verschwinden würde. Trotzdem würde er seine junge Kollegin nicht in Watte packen. Jetzt konnte sie zeigen, was sie draufhatte. Nur wenige Wochen zuvor hatte er ihre Bewerbungsmappe auf dem Tisch liegen gehabt und zunächst das Foto der braunhaarigen Frau mit der spitzen Nase betrachtet. Nachdem er sie unwillkürlich für durchschnittlich attraktiv befunden hatte, war er die restliche Mappe mit dem Empfehlungsschreiben eines Schweizer Professors der forensischen Psychiatrie durchgegangen. Lara Schuhmann hatte die ersten drei Stufen der Ausbildung zur Fallanalystin mit Bravour bestanden und eine herausragende Abhandlung über das Generieren von Täter-profilen verfasst. Das Schmuckstück in ihrem Lebenslauf war aber zweifelsohne ihre Schulung beim FBI in Quantico. Ungeachtet Frankfurts Spitzenstellung als kriminellste Stadt Deutschlands hatte Fuchs daher befürchtet, dass sich Lara bei den weitaus weniger spektakulären Verbrechen hierzulande langweilen könnte. Doch schon an ihrem ersten Arbeitstag war ihm klar geworden, dass ihr Wissen vor allem theoretischer Natur war, woraufhin sich seine Sorge gelegt hatte. Und spätestens jetzt, als sie vor dieser grausam entstellten Leiche standen, waren auch die letzten Bedenken verpufft.
»Guten Abend«, sagte Max, als er die beiden bemerkte. »Ich nehme an, mein Kollege hat Sie schon über alles informiert?«
»Zum Teil«, antwortete Fuchs.
»Wenn Sie noch Fragen haben – nur zu!«
»Gibt es schon eine Einschätzung bezüglich des Todeszeitpunkts?«
In der Nähe setzte ein gedämpftes Piepen ein.
»Moment …« Der Spurensicherungsbeamte zog ein Thermometer aus dem After der Leiche und linste aufs Display. »Die rektale Temperatur beträgt einundzwanzig Grad. Wir wissen nicht, ob sie noch gelebt hat, als sie ins Wasser geworfen wurde, oder ob ihr Körper bis dahin schon eine Weile ausgekühlt war. Die Außentemperatur liegt aktuell bei vier Grad über null.« Er blickte auf seine Uhr und legte den Kopf in den Nacken. »Viertel vor neun, minus ein bis zwei Stunden Plateauphase … ein Temperatur­abfall von 0,5 Grad pro Stunde … obwohl … bei dieser Kälte vielleicht sogar mehr. Ein Grad. Tagsüber war es jedenfalls deutlich wärmer …« Nach einer Weile schaute er zu Fuchs auf. »Bei all den Faktoren, die Einfluss auf die Leichentemperatur genommen haben könnten, will ich mich ungern zu voreiligen Schlüssen verleiten lassen. Mit den klassischen Gleichungen komme ich hier nicht weiter. Ich werde alle Daten notieren, und der Rechtsmediziner kann Ihnen später bestimmt mehr sagen. Aber bei einem bin ich mir fast sicher: Dass die Frau heute Morgen noch gelebt hat.« Er stand auf, trat beiseite und machte eine Geste, als würde er ein Buffet eröffnen. »Bitte sehr. Wenn Sie möchten, dürfen Sie die Leiche jetzt in Augenschein nehmen.«
Fuchs ging neben der Toten in die Hocke, während Lara sich nur ein Stück vornüberbeugte, die Handballen auf ihre Knie gestützt.
Im Scheinwerferlicht wirkte die Haut der Toten wie Alabaster. Ihre Hände steckten in Plastikbeuteln, die auf Höhe der Handgelenke mit Gummibändern fixiert waren. Spuren unter den Fingernägeln des Opfers waren somit vor Kontamination oder Verlust geschützt. Auf dem Rücken und an den Flanken der Leiche prangten seltsame Striemen, die Fuchs unwillkürlich an Bilder vom geschundenen Leib Jesu Christi denken ließen. Bei den meisten schien es sich nur um Blutergüsse zu handeln, doch bei einigen klaffte das Fleisch zentimeterweit auseinander.
»Was sind das für Verletzungen?«, fragte Fuchs den Beamten.
»Kann ich Ihnen nicht sagen. Auf mich wirken sie jedenfalls nicht wie Schleifspuren.«

Frederic Hecker
© Vicy Hecker

Der Autor Frederic Hecker

Frederic Hecker wurde 1980 in Offenbach am Main geboren. Er studierte Medizin in Frankfurt und hat nach seiner Promotion im Institut für Rechtsmedizin zwei chirurgische Facharztbezeichnungen erlangt. Heute lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Hunden in Hannover, wo er als Plastischer Chirurg tätig ist. Seine Freizeit widmet der große Krimi-Fan dem Schreiben. Mit seinem Debütroman »Totenblass« begeisterte er sofort viele Leser*innen. Über das Ermittlerpaar Lara Schuhmann und Joachim Fuchs hat er bislang drei Thriller mit medizinischem Hintergrund geschrieben. Weitere Bände sind in Vorbereitung.

Über den Autor und das Schreiben

Wie bist du zum Schreiben gekommen??

Ich habe schon immer lieber geschrieben und gelesen als gesprochen oder zugehört, was ich zum Beispiel im Alltag merke, wenn ich lieber zur Tastatur als zum Telefon greife. Nachdem ich in der Mittelstufe im Deutschunterricht notenmäßig nie wirklich vom Fleck kam, entschied ich mich in der Oberstufe dennoch für Deutsch als Leistungskurs und mutierte plötzlich zum Einserschüler. Meiner quirligen Deutschtutorin gelang es dann rasch, ein Feuer für Literatur in mir zu entzünden. Erste Anläufe, selbst ein Buch zu schreiben, unternahm ich mit 23 während einer dreimonatigen Australienreise. Zudem dokumentierte ich meine eigene Reise in einer Art Blog. Mit 26 gewann mich Simon Beckett mit „Die Chemie des Todes“ schließlich endgültig für die Spannungsliteratur. Es folgten Dutzende anderer Krimis und Thriller. Langsam begann ich mich dafür zu interessieren, wie solche Geschichten im Kern funktionieren und wie man sie schreibt. Daher kaufte ich mir ein ziemlich theoretisches Buch über das Schreiben als Handwerk. Während ich darin las, fiel ein Flyer von der „Schule des Schreibens“ heraus, wo ich mich kurzerhand für ein Fernstudium einschrieb. Während des Moduls „Romanwerkstatt“ wuchs die Geschichte meines späteren Erstlingswerks „Totenblass“ sukzessive auf mehrere hundert Seiten an, so dass es mir später, nun ausgestattet mit den nötigen Fertigkeiten, gelang, das Manuskript zu vollenden und über eine renommierte Münchner Agentur an meinen Traumverlag Blanvalet zu verkaufen.

Wie sieht dein Leben als Autor aus??

Während sich viele das Leben als Autor womöglich romantisch vorstellen, ist die Wahrheit oft ernüchternd, denn: Ein Buch schreiben ist harte Arbeit. Bei mir kommt erschwerend hinzu, dass ich nicht hauptberuflich als Autor tätig bin und daher in meiner Freizeit schreibe. Das fällt mir besonders schwer, wenn ich gerade mal keine Lust, aber eine näher rückende Deadline im Nacken habe. Gerate ich wegen des Abgabetermins unter Zeitdruck, stelle ich mir schon mal um fünf oder sechs in der Frühe den Wecker, um zu schreiben, bevor ich zur Arbeit gehe. Da ist mein Kopf schön klar und noch nicht so vom Lärm der Alltagsgedanken vernebelt. Abends oder generell nach der Arbeit kann ich dagegen schlecht schreiben. Ich werde oft gefragt, warum ich mir diesen Stress neben meinem Hauptberuf als Chirurg überhaupt antue. Tja … es gibt da diese Triebfeder in mir, die mich immer wieder nötigt, ein begonnenes Projekt auch zu Ende zu bringen. Doch natürlich ist nicht alles an meinem Autorenleben mühsam. Würde mir das Schreiben gar keinen Spaß machen, hielte ich es vermutlich kaum über eine so lange Strecke aus, am Ball zu bleiben, die ein Roman nun mal benötigt. Vielleicht treibt mich auch die Aussicht auf dieses großartige Gefühl an, das man erleben darf, wenn man endlich das fertige Buch in Händen hält oder – was mir persönlich noch mehr gibt – dem professionell eingesprochenen Hörbuch lauscht.

Woher nimmst du deine Ideen??

Meine Ideen stammen aus unterschiedlichen Quellen. Mal fällt mir ganz spontan etwas ein, sei es beim Autofahren oder beim Duschen; manchmal regt eine ganz bestimmte Situation meine Phantasie an. Dies können durchaus Alltagssituationen sein, in denen ich mich frage: Was würde wohl passieren, wenn … Besonders leicht kommen mir gute Ideen natürlich in abstrusen Situationen, in die man ja hin und wieder hineingerät. Ansonsten stellen die sozialen wie auch öffentlichen Medien, aber natürlich auch Filme, Hörbücher oder Werke anderer Autoren inspirative Quellen dar. Was ich allerdings nie mache, ist, mir bewusst reale Personen als Vorlage für meine Figuren zu nehmen. Diese entspringen zu einhundert Prozent meiner Phantasie. Natürlich werden unbewusst ganz automatisch durch mich beobachtete Merkmale von Mitmenschen in meine fiktiven Charaktere einfließen, seien es Vor- oder Nachnamen, optische Besonderheiten oder sonstige Eigenschaften, doch es gibt tatsächlich keine von mir erschaffene Figur, in der ich selbst eine Person aus dem wahren Leben sehe. Eher könnte man sagen, dass jede meiner Figuren zu einem gewissen Teil mich selbst verkörpert – sei es, indem sie mir ähnelt oder Allüren aufweist, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann.

Wie entsteht ein Roman??

Ich brauche als erstes eine geistige Initialzündung. Das kann eine grobe Richtung für die Geschichte, ein Thema oder die Prämisse sein. Sobald ich diese gefunden habe, springt für gewöhnlich die Gedanken-Maschine in meinem Kopf an. Ideen können dann völlig unvermittelt aufpoppen, so dass ich – sofern sie sich gut anfühlen – schon mal schnell aus der Dusche springe oder beim Autofahren rechts ranfahre, um sie mittels Sprachaufzeichnung festzuhalten. Diese gehe ich zu einem späteren Zeitpunkt durch, um zu prüfen, was davon ich verwenden möchte. Diese Phase der Ideenfindung erlebe ich oft als anstrengend, da mir teils ziemlich viele Einfälle in kurzer Zeit kommen, die ich unmöglich alle verwenden kann und zudem oft Probleme habe, mich zu entscheiden. Sobald aber die wesentlichen Meilensteine meiner Geschichte gefunden sind, erstelle ich ein grobes Gerüst und lege fest, an welcher Stelle der Storyline welches Ereignis stattfinden soll. Man könnte sagen, dass ich in dieser Phase die größten Knochen des Skeletts der Geschichte an ihre entsprechenden Positionen auf dem Obduktionstisch platziere. Im Anschluss beginnt die Feinplanung. Dafür fülle ich die Räume zwischen den dramaturgischen Meilensteinen mit kleineren Ereignissen, bevor ich zur detaillierten Planung einzelner Kapitel übergehe, die Geschichte also beginnt, Fleisch anzusetzen. Hierfür formuliere ich in jeweils wenigen Sätzen eine Inhaltsangabe, in welche ich Dialogfetzen, Hinweise für mich selbst sowie alternative Ideen für den Handlungsverlauf einstreue. Dabei entsteht eine Kapiteltabelle, die ich solange überarbeite, bis die Geschichte steht. Je besser und ausführlicher ich diese Planung mache, umso leichter fällt mir später das Schreiben. Auch wenn dann jener Teil der Arbeit beginnt, den ich als Handwerk bezeichne, handelt es sich dabei keinesfalls um bloßes Runterschreiben von Text, da auch hier jede Menge Kreativität gefordert ist. Schließlich soll der Text am Ende nicht nur mit dem Plot, sondern genauso bei den Dialogen, Beschreibungen, Vergleichen, sprich dem ganzen Stil überzeugen. Ist die Rohfassung des Manuskripts irgendwann fertig, geht es zum dritten Teil über, der Überarbeitung. Diese beinhaltet bei mir in der Regel zwei bis drei vollständige Durchgänge des Textes, bei denen ich Sätze umstelle, Formulierungen ändere, Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler behebe und den Inhalt auf logische Schwächen prüfe. Im letzten Abschnitt wird das Manuskript in regem Austausch mit den Lektorinnen aufpoliert. Dieser Teil der Arbeit macht mir besonders viel Spaß, weil es mir bei der sonst ziemlich einsamen Tätigkeit des Schreibens ein Gefühl von Teamwork vermittelt. Gerade mit meinen Lektorinnen macht das große Freude, da sie nicht versuchen, dem Text auf Biegen und Brechen ihren eigenen Stempel aufzudrücken, sondern diesen durch wertvolle Tipps stets aufzuwerten wissen. Und während aus dem satzfertigen Manuskript im Verlag ein richtiges Buch hergestellt wird, habe ich endlich mal wieder Zeit, selbst eines zu lesen oder mich den anderen Dingen des Lebens zu widmen.

Was für ein Schreibtyp bist du??

Wie der Serienmörder aus meiner Thriller-Reihe bin ich ganz klar ein Planer. Im Gegensatz zum „Drauflosschreiber“, der vielleicht nur eine vage Idee oder ein rudimentäres Gerüst der Geschichte im Kopf hat, bevor er mit dem Schreiben beginnt, plane ich meinen Plot konsequent durch, was im Krimi- und Thriller-Genre aber vermutlich verbreitet ist. Schließlich muss so ein Mord sowie dessen Aufklärung durchdacht werden, damit der Leser zwar die nötigen Hinweise zur Lösung des Falls erhält, im Idealfall am Ende aber dennoch überrascht wird.