Für mich geht es um Isolation. Um Menschen, die sich vom wahren Leben isoliert fühlen und die das, was sie online finden, nutzen, um wieder Verbindung aufzunehmen. Ich will aber nicht zu viel verraten. Das zentrale Thema ist die Anomie, also ein Zustand ohne verbindliche soziale oder moralische Normen. Im Grunde geht es um diese Thematik. Das ist eine sehr moderne Malaise, obwohl der Begriff Anomie schon lange kursiert, er entstand während der Industrialisierung. Die Menschen sahen keinen Sinn mehr in ihrem alltäglichen Leben und fühlten sich nicht mehr als Teil der Gesellschaft. Nicht mehr als Teil eines Ganzen. Es ist ein weites Thema, aber es wird auf sehr aktuelle Weise behandelt.

Ich habe meine Bücher nie deshalb geschrieben  – und dieses Buch beruht ganz sicher nicht auf meinen eigenen Erfahrungen  -, weil ich über mein Leben schreiben wollte. Das heißt natürlich nicht, dass keine eigenen Erfahrungen in diesem Buch stecken. Was dieses Buch angeht: Ich hatte das Buch schon lange geplant, und seither sind einige Dinge, die in diesem Buch geschehen, auch mir passiert. Ich möchte aber ganz deutlich klarstellen, dass ich dieses Buch nicht als Reaktion auf etwas geschrieben habe, was mir widerfahren ist. Doch als mir dann etwas Ähnliches passierte, meinten die, die das Manuskript schon gelesen hatten: Kannst du hellsehen? Nein, kann ich nicht, das war einfach eine extrem merkwürdige Fügung. Manchmal imitiert das Leben die Kunst mehr, als es einem gefällt. Es geht in „Das tiefschwarze Herz“ nicht um meine Erfahrungen als Künstlerin. Wenn ich über meine Erfahrungen schreiben würde, würde das Buch ganz anders aussehen. Und ich muss sagen – weil ich glaube, dass Leser*innen das fragen werden –, die Potter-Fans sind zum größten Teil wirklich toll. Sie sind unglaublich positiv, ich werde von meinen Potter-Fans immer noch mit Liebe überschüttet. Die Fangemeinde in diesem Buch ist also kein Porträt von Fangemeinden überhaupt. Sondern von einer, sagen wir, einer sehr speziellen Art von Fangemeinde.

Ich schreibe so gern über diese beiden Charaktere, weil ich sie beide als Figuren und ihre Freundschaft so liebe. Und natürlich mag ich es sehr, die sexuelle Spannung zu beschreiben, von der ich weiß, dass sie manchen Leser*innen viel bedeutet. Aber mein Gefühl war immer, dass beide Figuren sich stark verändern und wachsen mussten. Selbst Strike, der zehn Jahre älter ist als Robin. Wie Sie wissen, hat er eine ungewöhnliche Vergangenheit und dadurch Schwierigkeiten, deren Ausmaß er noch nicht wirklich erfasst hat. Und ich habe das Gefühl, dass man in den Büchern fünf und sechs – dies ist Buch Nummer sechs – sieht, wie er das allmählich begreift. Er hat allerdings noch einen langen Weg vor sich. Genau wie Robin, die keine typisch romantische Vergangenheit hat, weil sie ein Trauma durchleben musste – und die in diesem Buch eine für die Leser*innen wahrscheinlich ziemlich überraschende Seite zeigt. Für mich verbindet die beiden eine echte Freundschaft, wobei sie sich manchmal gegenseitig zum Wahnsinn treiben. Aber sie ergänzen sich gut als Persönlichkeiten, finde ich. Ihr gemeinsames Ziel ist die Basis für ihre gegenseitige Wertschätzung, und ich glaube, in diesem Buch, vor allem am Ende, wo etwas ziemlich Symbolisches passiert, kann man sehen, wie sie erkennen, dass sie das ohne einander nie geschafft hätten. Und es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man gemeinsam etwas erreicht, und das kann ich sehr gut nachfühlen.