Die Idee zum Buch:
Bei meinem letzten Inselbesuch hat mich eine entzückende Helgoländer Ladenbesitzerin auf eine Tasse Tee eingeladen und in ihre „Gute Stube“ gebeten. Und weil auf Helgoland so ziemlich jeder mit jedem irgendwie verwandt ist, stellte sich schnell heraus, dass sie auch mit James Krüss weitläufig verwandt war. Als wir uns verabschiedeten, gab sie mir ein kleines Büchlein über diesen wundervollen Kinderbuchautor mit, in dem ich auf der Überfahrt nach Hamburg las. In dem Büchlein gibt es eine „autobiografische Skizze“. Krüss erzählt: „Im Jahre 1926 war die Inhaberin des einzigen Blumenladens der Insel Helgoland zugleich die einzige Hebamme am Orte. Vom 28. bis zum 31. Mai, vier volle Tage lang, musste sie ihre Zeit zwischen den Rosen, Lilien und Narzissen ihres Ladens und dem Wochenbett meiner Mutter teilen. Am letzten Maitag … kam ich verspätet, aber gern zur Welt … Weiße Segel umkreisten … die Insel, die Hebamme duftete nach Rosen, meine Mutter sang und es war Mai. Nur mein Vater weinte. Wir alle mussten uns später ein wenig seiner annehmen. Er war im November zur Welt gekommen.“
Als die Fähre in Hamburg anlangte, hatte ich das Büchlein nicht nur zu Ende gelesen, ich hatte mir auch seitenweise Notizen gemacht über die Hebamme. Auf dem Weg zum Hotel kam ich an einem Farbenladen vorbei, wo es auch „TERPENTINE“ zu kaufen gab – die „TERPEN“ waren aber von einer Lackdose verdeckt, sodass nur „TINE“ zu lesen war. Daneben ein Hauseingang mit einem altertümlichen Klingelbrett, das vielleicht sogar den Krieg überlebt hatte. „Tiedkens“ stand auf einem der Schilder.
Und als ich hungrig zu Bett ging, weil die Hotelküche schon geschlossen hatte und ich nicht noch einmal ausrücken wollte, wusste ich, welche Geschichte ich schreiben würde: Die Geschichte der Helgoländer Floristin und Hebamme Tine Tiedkens, die als Hamburger Blumenmädchen auf die Insel ausgewandert ist.