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Die Gabe des Himmels

Der Mörder kauerte in der Finsternis und lauschte dem Heulen der Dämonen.
Es mussten Dämonen sein: Keine menschliche Kehle wäre imstande, solche Laute hervorzubringen. Schrilles Geschrei drang in das Kellerverlies, kehliges Kichern, schnaufendes Stöhnen. Zweifellos, draußen in der Nacht tanzten Luzifers Horden. Sind sie gekommen, mich zu holen? Gott hätte allen Grund, seine Seele in die Hölle zu schleudern. Der Mörder hatte ein Verbrechen begangen und den Himmel erzürnt. Noch aber weilte er unter den Lebenden. Er hätte erwartet, den Teufel erst kennenzulernen, wenn sein Kadaver mit gebrochenem Genick vom Galgen baumelte. War Satan ungeduldig und wollte nicht auf den Henker warten? Der Mörder biss die Zähne zusammen und robbte durch das faulige Stroh. Das Verlies war modrig und feucht und so niedrig, dass ein Mann darin nur gebückt gehen konnte. Bei jeder Bewegung schmerzte sein Rücken von den Malen der Folter, unter der er alles gestanden hatte: seine tatsächlichen Verbrechen und ein paar erfundene, damit die Tortur endlich aufhörte. Die Wunden verheilten schlecht. Außerdem war er schwach. Wann hatte er zuletzt etwas gegessen? Er konnte sich nicht erinnern. Wegen der Hungersnot im vergangenen Winter verschwendete man kein kostbares Getreide an einen Todgeweihten. Nur etwas Wasser gab man ihm gelegentlich. Wobei es lange her war, dass der Wächter den Eimer gefüllt hatte. Der Mörder war so durstig, dass jeder Atemzug seinen Rachen brennen ließ. Er kroch zur einzigen Stelle, an der man aufrecht stehen konnte. Ein Schacht befand sich über seinem Kopf, eine breite Spalte im Fels, die zwei Klafter steil nach oben führte und an einem rostigen Eisengitter endete, das auf den Burghof wies. Bei Tag ließ der Schacht spärliches Licht in den Kerker … und nicht nur Licht. Manchmal pissten die Kinder des Gesindes durch das Gitter, wie der Mörder am ersten Tag leidvoll erfahren hatte. Seitdem schlief er auf der anderen Seite der Zelle. Er hielt sich an der Mauerkante fest und zog sich ächzend
hoch. Der Burghof war in Fackelschein getaucht. Das Heulen und Wimmern wurde immer lauter. Ganz in der Nähe des Gitters wisperte eine Stimme. »Unrein. Sie sind unrein, nicht wahr, mein Küken?«, krächzte ein Dämon. »Ja, das sind sie. Das haben wir gleich gemerkt, du und ich. Uns entgeht nichts. Mein Küken, mein liebes kleines Küken. Wir sind so klug, so klug. Nicht wie diese Bauerntrampel. Diese stinkenden, ungebildeten Tölpel. Unrein sind sie, unrein …« Der Dämon kicherte meckernd. Der Mörder schluckte. Als sich ein Schatten im Fackellicht bewegte, duckte er sich hastig. Vielleicht, wenn er sich still verhielt, fanden ihn die Dämonen nicht. Ein törichter Gedanke. Satan sah alles, hörte alles, wusste alles. Er würde ihn aufspüren und seine Seele mitnehmen in die Hölle. Der Mörder sank zu Boden, saß mit dem Rücken an der feuchten Felswand, unfähig, auch nur einen Finger zu bewegen. Irgendwann vernahm er stolpernde Schritte.

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Ein grandioses Mittelalter-Epos

In einer Zeit von Hass und Angst kämpft Adrien de Fleury um das Leben der Menschen und das Herz einer Frau

Anno Domini 1346. Der junge Kaufmannssohn Adrien Fleury studiert in Montpellier Medizin und träumt von einer Laufbahn als Arzt. Als er nach Varennes-Saint-Jacques zurückkehrt, erkennt er seine Heimatstadt kaum wieder. Reiche Patrizier regieren Varennes rücksichtslos. Das einfache Volk rebelliert gegen Unterdrückung und niedrige Löhne. Die Juden leiden unter Hass und Ausgrenzung. Als Adrien eine Stelle als Wundarzt antritt, lernt er die jüdische Heilerin Léa kennen. Sie verlieben sich und bringen sich damit in höchste Gefahr. Doch dann wütet der Schwarze Tod in Varennes, und Adriens Fähigkeiten werden auf eine harte Probe gestellt ...

»Daniel Wolf macht sich auf, den Thron der deutschen historischen Autoren zu besteigen!« - denglers-buchkritik.de

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Der erste Teil der Fleury-Reihe

Das Salz der Erde

Herzogtum Oberlothringen, 1187. Nach dem Tod seines Vaters übernimmt der junge Salzhändler Michel de Fleury das Geschäft der Familie. Doch seine Heimatstadt Varennes leidet unter einem korrupten Bischof und einem grausamen Ritter, der die Handelswege kontrolliert – es regieren Armut und Willkür. Als Michel beschließt, Varennes nach dem Vorbild Mailands in die Freiheit zu führen, steht ihm ein schwerer Kampf bevor. Seine Feinde lassen nichts unversucht, ihn zu vernichten. Nicht einmal vor Mord schrecken sie zurück. Und schließlich gerät sogar seine Liebe zur schönen Isabelle in Gefahr ...

»Ein grandioses Mittelalter-Epos … um Liebe, Freiheit und das weiße Gold!« - Radio Arabella

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Der zweite Teil der Fleury-Reihe

Das Licht der Welt

Eine Stadt, drei Menschen, drei Schicksale. Der Buchmaler Rémy Fleury träumt von einer Schule, in der jedermann lesen und schreiben lernen kann. Sein Vater Michel, Bürgermeister von Varennes, will seine Heimat zu Frieden und Wohlstand führen, während in Lothringen Krieg herrscht. Die junge Patrizierin Philippine ist in ihrer Vergangenheit gefangen und trifft eine folgenschwere Entscheidung. Sie alle eint der Wunsch nach einer besseren Zukunft, doch ihre Feinde lassen nichts unversucht, sie aufzuhalten. Besonders der ehrgeizige Ratsherr Anseau Lefèvre hat geschworen, die Familie Fleury zu vernichten. Niemand ahnt, dass Lefèvre selbst ein grausiges Geheimnis hegt ...

»Ein opulenter historischer Roman – sehr lesenswert.« - Ruhr Nachrichten

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Der dritte Teil der Fleury Reihe

Das Gold des Meeres

Varennes-Saint-Jacques 1260: Die Gebrüder Fleury könnten verschiedener nicht sein. Während Michel das legendäre kaufmännische Talent seines Großvaters geerbt hat und das Handelsimperium der Familie ausbaut, träumt Balian von Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihm. Nach dem Tod seines Bruders muss Balian die Geschäfte plötzlich allein führen. Es kommt, wie es kommen muss: Bald steht die Familie vor dem Ruin. Balian sieht nur noch eine Chance: Eine waghalsige Handelsfahrt soll ihn retten. Das Abenteuer führt ihn und seine Schwester Blanche bis ans Ende der bekannten Welt – und einer seiner Gefährten ist ein Mörder

»Das Buch schildert plastisch das pralle mittelalterliche Leben.« - Die Rheinpfalz

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Varennes-Saint-Jacques

Die Karte aus der Fleury-Reihe

"Ohne Kaffee geht bei mir gar nichts"

Was fasziniert Sie am Genre des Historischen Romans?

Unsere Vergangenheit ist das ideale Material für Geschichten, die man in anderen literarischen Genres so nicht erzählen kann. Im Mittelalter war das Leben ganz anders als heute, alles war rauer, unsicherer, gefährlicher. Das Christentum war allgegenwärtig, die Gesellschaft funktionierte nach vollkommen anderen Regeln, Traditionen und sittliche Vorstellungen hatten einen viel höheren Stellenwert. Das sorgte für Konflikte; die deutschen Kaiser rangen mit den Päpsten um die Macht im Heiligen Römischen Reich, in den Städten begehrten Bürger und Kaufleute gegen die Kirche auf. So etwas fasziniert mich, es regt meine Fantasie an, bis mein Unterbewusstsein schreit: Mach einen Roman daraus! Was natürlich nicht heißt, dass ich gerne im Mittelalter gelebt hätte. Tatsächlich weiß ich die Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts sehr zu schätzen.


Wie kamen Sie auf die Idee einen Roman zu schreiben, der im 12. bis 13. Jahrhundert spielt?

Der Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert war eine Zeit großer politischer Umbrüche. Im Nahen Osten tobten die Kreuzzüge, die staufischen Kaiser mussten sich gegen diverse Rivalen durchsetzen, die Kirche festigte ihre weltliche Macht – alles hochinteressante Themen, die sich gut für einen historischen Roman eignen. Außerdem war das die große Zeit der Bürgerkämpfe in den Städten. Da das das zentrale Thema von "Das Salz der Erde" ist, musste ich den Roman um das Jahr 1200 herum ansiedeln.


Wie lange haben Sie an Ihrem aktuellen Roman „Das Salz der Erde“ geschrieben?

Alles in allem rund 20 Monate, wobei ich nur etwa die Hälfte dieser Zeit tatsächlich geschrieben habe. Der Rest entfiel auf Recherche, Plotarbeit, Überarbeitung – und noch mehr Recherche.

Das ganze Interview gibt es hier

Buchtrailer zu "Das Salz der Erde"

Daniel Wolf
© Klaus Venus

Der Autor der Fleury-Reihe

Daniel Wolf

Daniel Wolf ist das Pseudonym von Christoph Lode. Der 1977 geborene Schriftsteller arbeitete zunächst u.a. als Musiklehrer, in einer Chemiefabrik und in einer psychiatrischen Klinik, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Mit den historischen Romanen „Das Salz der Erde“ und „Das Licht der Welt“ gelang ihm der Sprung auf die Bestsellerlisten. Er lebt mit seiner Frau und zwei Katzen in Speyer.

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