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Stephen Spotswood im Interview zu seinem Kriminalroman »Die Tote auf dem Maskenball«

Das smarteste Cosy-Crime-Debüt des Jahres: Pentecost & Parker ermitteln in ihrem ersten Fall an der Upper East Side!

Stephen Spotswood
© Daniel Corey
Bitte erzählen Sie uns etwas über sich:
Ich bin Theaterpädagoge, Theaterautor und Journalist und habe für meine Texte auch schon Preise gewonnen. Als Journalist habe ich mich in den letzten zwanzig Jahren hauptsächlich mit den Folgen der Kriege im Irak und in Afghanistan und den Auswirkungen für dort eingesetzte und verwundete Veteranen beschäftigt. Als Theaterautor stehe ich überwiegend für Stücke über traumatisierte Frauen, die in einer feindseligen Welt neu Fuß fassen müssen. Einige meiner Stücke wurden in den USA landesweit aufgeführt. Ich lebe mit meiner Frau, Jugendbuchautorin Jessica Spotswood, in Washington, D.C.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Ich habe Theaterwissenschaft und Englisch studiert und einen Magisterabschluss als Theater- und Drehbuchautor. Auch wenn ich mit den Jahren unterschiedlichste Jobs ausgeübt habe, hatte es immer mit dem Schreiben zu tun. Als Journalist arbeite ich seit zwanzig, als Theaterautor seit immerhin gut zehn Jahren. Außerdem unterrichte ich Drehbuch-Schreiben an der Uni. Eins meiner Steckenpferde ist, Studenten ganz ohne kreative Schreiberfahrung an das Drehbuchschreiben heranzuführen und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie ihren Anliegen in einem Theaterstück Ausdruck verleihen können.

Haben Sie Hobbys? Wie sieht Ihr Leben derzeit aus? Was möchten Sie noch erreichen?
Derzeit steht mein Leben natürlich im Zeichen der Corona-Pandemie; in weniger nervenaufreibenden Zeiten sind meine dauerhaftesten Hobbies Muay Thai und Jiu-Jitsu.
Was ich noch erreichen möchte? Die meisten meiner Vorsätze drehen sich um das Schreiben. Ich hoffe, weiter Romane über Will Parker und Lillian Pentecost schreiben zu dürfen – und sobald das Reisen endlich wieder möglich ist, möchte ich nur zu gern Leser*innen und Buchhändler*innen auf der ganzen Welt kennenlernen.

Was macht Sie wütend?
Vieles. Aber in Anbetracht jüngerer Ereignisse in der Welt und in meiner Heimatstadt: falsch verstandene oder rundheraus unverstandene Geschichte ins Feld zu führen, um im Hier und Jetzt Ignoranz, Hass und Gewalt zu schüren.

Fünf Dinge, die wir nicht von Ihnen wissen:
1. Ich habe ziemlich viele Tattoos und plane weitere.
2. Ich habe eine Sammlung aus mehreren Tausend Comic-Heften.
3. Was ich seit Corona am meisten vermisse, sind Livekonzerte. Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder in einen vollen Club/ins Theater zu gehen!
4. Ich zahle Mitgliedsbeiträge für ein Mixed-Martial-Arts-Fitnessstudio …
5. Meine womöglich exotischste Fähigkeit ist, dass ich Steine bearbeiten und zu Speerspitzen zuhauen kann – am liebsten Obsidiane. Das hab ich gelernt, als ich in der Highschool an einer archäologischen Ausgrabung teilgenommen habe.

Wie sieht Ihr Schreib-Alltag aus?
Ich bin eher ein Morgenmensch. Um halb acht bin ich normalerweise wach, um acht sitze ich am Schreibtisch. Vormittags scheine ich am besten zu funktionieren, daher versuche ich, bis zum Mittagessen so viel wie nur möglich zu schaffen. Nach dem Mittagessen ist es mit meiner Konzentrationsfähigkeit nämlich so eine Sache. Dann gehe ich oft in ein Café in der Nähe (zumindest wenn nicht gerade Corona grassiert), wo ich lese und überarbeite, was ich vormittags geschrieben habe.

Wie sieht Ihr Bücherregal aus?
Mein Regal ist zuvorderst nach Genre, dann nach Autor sortiert, nicht alphabetisch. Und dann gibt’s die vielen, vielen Ausnahmen …

Wohin reisen Sie am liebsten?
Mein liebstes Reiseziel – oder zumindest der Ort, den ich regelmäßig besuchen kann – ist New York City. Mit dem Zug sind es dorthin nur ein paar Stündchen, und wenn wir es nicht gerade mit einer Pandemie zu tun haben, versuche ich, wirklich auch regelmäßig hinzufahren. Hoffentlich ist es bald wieder so weit!

Haben Sie ein Haustier?
Ich habe eine Katze namens Luna, die fünf Jahre alt ist. Aber ob ich wirklich behaupten kann, dass sie mir Gesellschaft leistet? Eher beehrt sie mich mit ihrer Anwesenheit, wann immer ihr danach ist.

Was hat Sie dazu bewogen, Autor zu werden?
Ich habe schon als kleiner Junge wahnsinnig viel gelesen. Außerdem war ich als Einzelkind oft darauf angewiesen, meine Fantasie zu bemühen, um Welten zu erschaffen, in denen ich spielen konnte. Sobald mir dämmerte, dass ich diese Welten auf Papier bannen konnte, fing ich damit an.
Ich glaube, dieses Bedürfnis treibt mich bis heute an. Ich will Welten entwerfen, die sonst nirgends existieren. Und ich will sie mit anderen teilen.

Wo finden Sie die Inspiration für Ihre Bücher?
Die meisten meiner Geschichten – sowohl Romane als auch Stücke – fangen an mit einem »Was wäre, wenn«:
Was, wenn das Mädchen von der Highschool, das von allen gemobbt wird, von einem Werwolf gebissen würde? (mein Theaterstück »In The Forest, She Grew Fangs«)
Was, wenn eine Sängerin ihre Seele an den Teufel verkauft hätte und versuchen würde, sie zurückzubekommen? (das Musical, an dem ich derzeit arbeite, »The Devil and June Gantry«)
Und wie kann man die Nero-Wolfe-/Archie-Goodwin-Dynamik neu interpretieren, sodass sie für ein modernes Publikum passt? (»Die Tote auf dem Maskenball«)

Beschreiben Sie Ihr Buch mit ein paar wenigen Sätzen:
Willowjean »Will« Parker hat die letzten fünf Jahre in einem Wanderzirkus gearbeitet und Kunst und Tücken des Messerwerfens, Jonglierens und Schlösserknackens gelernt – im Grunde alles, was irgendjemand ihr beibringen wollte. Während eines Aufenthalts in New York City setzt sie einige dieser Fähigkeiten ein, um Lillian Pentecost zu retten, die als beste Privatdetektivin der Stadt und möglicherweise des ganzen Landes gilt.
Lillian stellt Will als ihre Assistentin ein – nicht nur, weil die ihr das Leben gerettet hat, sondern vor allem, weil sie clever ist, sich zu helfen weiß und weil Ms Pentecost an multipler Sklerose erkrankt ist, sodass sie in absehbarer Zeit eine Helfershelferin brauchen dürfte.
Drei Jahre später, 1945: Familie Collins – eine Stahl-Dynastie – tritt an Ms Pentecost heran: Sie soll den Mord an der Matriarchin der Familie aufklären. Abigail Collins wurde während einer rauschenden Halloween-Party in ihren eigenen vier Wänden an der Upper West Side mit einer Glaskugel erschlagen. Ihre Leiche wurde im selben Sessel gefunden, in dem sich ein Jahr zuvor ihr Ehemann erschossen hatte – nur dass die Tür von innen verriegelt war.
Man munkelt, dass die herumfliegende Glaskugel ein Racheakt des toten Gatten war. Die Polizei kümmert sich nicht, die Aktien des Unternehmens rauschen in den Keller, und die Collins’ wollen schnellstmöglich Aufklärung.

Welche Szene war am schwierigsten zu schreiben?
Die schwierigste Passage war die Szene in Kapitel 3, als Will fünf Jahre Wanderzirkus und drei Jahre Detektivarbeit in ein paar wenigen Absätzen zusammenfasst. Da wird in wenigen Zeilen ziemlich viel Information geliefert – und es hat eine Weile gedauert, bis dieser Teil so weit war, dass er den Leser – hoffentlich! – weder langweilt noch überfordert.

Haben Sie eine Lieblingsszene?
Die Szene, in der Will die Hellseherin Ariel Belestrade quer durch New York City verfolgt. Ich fand es großartig, wie Belestrade mit ihr am Ende mehr oder weniger die Rollen tauscht und es Will dämmert, dass sie die ganze Zeit an der Nase herumgeführt wurde.

Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Es liegt irgendwie auf der Hand – Will. Sie ist nicht nur klug und lustig und überhaupt eine hervorragende Detektivin, sondern sie ist auch noch nicht ganz erwachsen und lernt ständig dazu. Ich könnte Hunderte Bücher über sie schreiben! Ich hoffe, das darf ich auch tun!

Gibt es Stellen im Buch, die eine besondere Bedeutung für Sie haben?
Es gibt eine Szene, in der Ms Pentecost ganz nüchtern feststellt, dass Will sie eines Tages beerben wird. In diesem Moment muss Will eine Menge Zweifel beiseiteschieben und akzeptieren, dass sie einen Weg finden muss, um diese enorme Herausforderung anzunehmen.
Mit dieser Szene können sich wohl viele – auch ich – identifizieren: Wir alle wissen, dass es – auch wenn wir an uns selbst zweifeln – immer gewisse Herausforderungen geben wird, die erfordern, dass wir über uns hinauswachsen.

Gibt es in Ihrem Buch autobiografische Bezüge?
Nicht so richtig … Fragen Sie mich noch mal, wenn wir über das zweite Pentecost-und-Parker-Buch reden. :)

Wie haben Sie für Ihr Buch recherchiert?
Hauptsächlich habe ich online recherchiert, aber es gibt ein paar Bücher, die hilfreich waren, vor allem »When Brooklyn Was Queer« von Hugh Ryan sowie »Reporting at Wit’s End« von St. Clair McKelway.

Was kann der Leser Ihrem Buch Nützliches entnehmen?
Mein oberstes Ziel ist, dass ich eine längere Serie schreiben kann, in der Pentecost und Parker an einem »kulturellen Scheideweg« in den Nachkriegs-USA Fälle lösen, und damit die Art von Geschichten erzähle, die für gewöhnlich nicht im Geschichtsbuch stehen. Das zeitliche Setting wird bis heute als »Golden Age« des amerikanischen »Way of Life« beschrieben: Es ist die Geburtsstunde des »American Dream« – der Durchschnittsfamilie mit 2,5 Kindern, einem weißen Gartenzaun etc. Es ist aber eben auch die Zeit von McCarthy und des »Lavender Scare« – des »Schreckgespensts« Homosexualität – sowie eine Zeit, in der Frauen aus ihren Berufen verdrängt und zurück an den Herd verwiesen wurden. Unzählige Menschen und ethnische Minderheiten sind dem »American Dream« zum Opfer gefallen, und auch das ist eine Sache, die ich in meinen Büchern ausleuchten will.

Ein kurzer Gruß an Ihre Leser*innen:
Danke, dass Sie zu »Die Tote auf dem Maskenball« gegriffen haben – dem ersten Buch einer Serie, wie ich hoffe, mit Willowjean »Will« Parker und Lillian Pentecost in den Hauptrollen. Dieses Buch ist das Ergebnis meiner Liebe zu Kriminalgeschichten und zum Zeitalter des sogenannten Hardboiled-Krimis sowie meinem Wunsch, diese Zeitspanne zu auszuleuchten und die Menschen und Geschichten ins Scheinwerferlicht zu rücken, die sonst gern vernachlässigt oder vergessen werden. Hauptsächlich aber hoffe ich, mir ein spannendes Rätsel ausgedacht und eine packende Geschichte geschrieben zu haben und Ihnen eine Welt zu eröffnen, die sowohl eine Liebeserklärung an den Hardboiled-Ermittler als auch seine literarische Weiterentwicklung ist. Ich hoffe, Sie haben bei der Lektüre genauso viel Spaß wie ich beim Schreiben!

Die Tote auf dem Maskenball

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