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Gavin Extence im Interview zu seinem neuen Roman »Libellen im Kopf«

Wussten Sie, dass der Ehering von Gavin Extence aus einem Meteoriten gefertigt wurde?

Eine kurze Biografie von Gavin Extence:
Ich bin in einem kleinen Dorf in Lincolnshire aufgewachsen und lebte dort, bevor ich zum Studium nach Sheffield zog. Hier machte ich meinen BA-Abschluss in Englischer Literatur und promovierte 2009 im Fach Filmwissenschaften.

Ich lebe immer noch in Sheffield, mit meiner Frau, unserer 20 Monate alten Tochter und einer Katze. Zu meinen Hobbys zählen Kochen und Amateur-Astronomie.

Wie kamen Sie zum Schreiben?
Ich habe das Schreiben schon in sehr jungen Jahren geliebt und wusste immer, dass ich Schriftsteller werden möchte, aber erst nach meinem Universitätsabschluss begann ich, dieses Ziel wirklich zu verfolgen. Die Wirtschaftskrise gab mir den Anstoß, den ich brauchte – ich konnte keine Festanstellung finden, deshalb beschloss ich, all meine Energie ins Schreiben zu investieren. Ich dachte, eine bessere Gelegenheit werde ich nicht bekommen, um herauszufinden, ob ich einen Roman schreiben und jemanden finden kann, der ihn veröffentlicht.

Wie finden Sie Ihre Themen?
In der Welt um mich herum, in persönlichen Erfahrungen und durchs Lesen. Ich merke außerdem, dass Inspiration kommt, wenn ich nicht danach suche – wenn ich etwas anderes mache, beispielsweise Joggen oder Musikhören.

An welchem Buch arbeiten Sie gerade?
Ich habe gerade meinen dritten Roman abgeschlossen. Er handelt von einem Banker, der ein Soziopath ist und an einem Gehirntumor erkrankt, der langsam seine Persönlichkeit verändert. Der Roman spielt kurz nach der globalen Finanzkrise zur Zeit der Occupy-Bewegung.

Wer sind ihre Lieblingsautoren?
Kurt Vonnegut, John Irving, Haruki Murakami und David Mitchell – ich mag skurrile Autoren, die ihren eigenen einzigartigen Stil haben. Vonnegut und Irving schätze ich besonders, weil sie so lustig sein können, während sie über sehr düstere, ernste Themen schreiben.

Welche Bücher haben Sie in letzter Zeit gelesen?
Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima von Naomi Klein, Devotion von Ros Barber, Everyone Brave is Forgiven von Chris Cleave

Haben Sie ein Lebensmotto?
1. Sei freundlich.
2. Es zu versuchen und zu scheitern ist besser, als es gar nicht erst zu versuchen.

Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade schreiben?
Im Moment kümmere ich mich in meiner freien Zeit hauptsächlich um meine Tochter. Sie ist noch sehr jung, daher braucht sie viel Aufmerksamkeit. Das ist einer der großen Vorteile meines Jobs: Ich kann zu Hause sein und verpasse ihre ersten Worte und Schritte nicht. Darüber hinaus macht es mir Spaß, jeden Tag zu kochen. Und wenn ich ein bisschen Zeit für mich selbst habe, lese ich oder höre Musik. Ich jogge und schwimme auch gerne, wenn ich die Zeit dafür finde.

Fünf Dinge, die wir noch nicht über Sie wissen:
1. Als Kind war ich englischer Schachmeister in meiner Altersklasse.
2. 2004 wäre ich fast an einem Blinddarmdurchbruch gestorben. Im Krankenhaus hing ich zwei Wochen lang an einem Tropf mit Glukoselösung, weil ich nichts essen konnte. Das war zum Teil die Inspiration für das zweite Kapitel von Das unerhörte Leben des Alex Woods.
3. Ich habe den Großteil von Das unerhörte Leben des Alex Woods mit einer Fellmütze und in Decken eingewickelt geschrieben, weil ich es mir nicht leisten konnte, die Zentralheizung einzuschalten.
4. Mein Ehering wurde aus einem Meteoriten gefertigt.
5. Das ist alles, es gibt nur vier interessante Dinge über mich zu wissen.

Wie würden Sie Ihren Roman Libellen im Kopf zusammenfassen?
Der Roman handelt von einer jungen Frau mit bipolarer Störung, deren Leben aus den Fugen gerät, nachdem sie die Leiche ihres Nachbarn entdeckt.

Was hat Sie zu Ihrem Roman inspiriert?
Der Roman basiert auf meiner eigenen Erfahrung mit einer psychischen Erkrankung. In den Anmerkungen am Ende von Libellen im Kopf berichte ich davon, die Kurzversion ist: 2009 durchlebte ich anhaltende Phasen von Hypomanie und Depressionen. Der Roman ist ein Versuch, diese Erfahrung zu verarbeiten und zu beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn man betroffen ist.

Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Abby. Sie ist nicht so sympathisch wie Alex Woods, der Erzähler in meinem ersten Roman – aber ich fühle mich ihr persönlich mehr verbunden. Sie ist in mancherlei Hinsicht ziemlich kaputt, ziemlich verkorkst und hat mit dem alltäglichen Leben zu kämpfen. Ich glaube, das ist etwas, das viele von uns nachempfinden können.

Welche Szene war am schwierigsten zu schreiben?
In gewisser Weise war es die Eingangsszene – einfach weil ich so lange gebraucht habe, um rauszufinden, wie ich das schreiben soll. Als ich den ersten Satz hatte, war es okay, aber der Weg dorthin hat Monate gedauert.

Welche Leser würden Ihrer Meinung nach Freude an Ihrem Buch haben?
Ich hoffe, dass die Leser, die an meinem ersten Roman Freude hatten, auch diesen hier mögen werden. Das Thema und die Figuren sind sehr unterschiedlich, aber ich glaube, der Erzählton ist ähnlich. Es ist dieselbe Mischung aus Tragik und Humor.

Möchten Sie ein paar Worte an Ihre deutschen Leser richten?
Hallo liebe Leserinnen und Leser in Deutschland,

Sie haben meinen Debütroman Das unerhörte Leben des Alex Woods so wunderbar aufgenommen, und mein Besuch in Köln auf der Lit.Cologne, wo ich den Roman persönlich vorstellen konnte, gehört zu meinen schönsten Erinnerungen seit meine Bücher veröffentlicht werden.

Es tut mir leid, dass es ein bisschen gedauert hat, bis Sie meinen zweiten Roman lesen können, aber ich hoffe, dass sich das Warten gelohnt hat!

Mit herzlichen Grüßen,
Gavin

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