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SPECIAL zu Constanze Wilken »Die Malerin von Fontainebleau«

Rosso Fiorentino

Da Rosso Fiorentino (1494-1540) keine Lebenserinnerungen hinterlassen hat, wie etwa sein Künstlerkollege Cellini, sind die Informationen über sein Leben spärlich und basieren fast ausschließlich auf Giorgio Vasaris (1511-1574) Künstlerbiographien, die 1550 veröffentlicht wurden. Rossos Arbeiten zeugen schon früh in Komposition und narrativem Detail von seiner außergewöhnlichen Originalität und seiner Fähigkeit zu unkonventionellen Lösungen. Bis zum sacco di roma arbeitete Rosso unter dem Einfluß von Michelangelo und Raphael in Rom, danach in Venedig. 1530 wurde Rosso durch die Fürsprache von Aretino nach Frankreich gerufen und bald nach seiner Ankunft zum Leiter über alle Bauprojekte, Malereien und Dekorationen gemacht. Vasari betont in seiner Vita Rossos Universalität und beschreibt ihn als perfekte Verkörperung des cortegiano, des Hofmannes, nach Baldassare Castiglione, dessen gleichnamiges Buch Rosso besaß. Desweiteren wird erwähnt, dass Rosso in Frankreich das Leben eines Fürsten führte, eine Tatsache, die auch von Antonio Mini, einem Schüler Michelangelos, berichtet wird, der sich in den 1530ern am Hof aufhielt. Immer wieder betont Vasari den ausgesprochen ehrenhaften Charakter Rossos, der bei allen Mitarbeitern sehr beliebt war. Rosso wird als Malerphilosoph charakterisiert, dem Horaz, Aristoteles und Empedokles vertraut waren und er schuf kurz vor seinem Tod die Zeichnung einer männlichen Figur im Pilgergewand, bei der es sich um Empedokles handeln könnte. Da Suizid seit den Schriften des Augustinus mit Mord gleichgesetzt wurde und als Todsünde galt, erscheint Rossos Freitod umso bemerkenswerter.

Francesco Primaticcio

Francesco Primaticcio (1504-1570) kam 1532 an den französischen Hof, nachdem Giulio Romano nicht angeworben werden konnte. Sicher hat auch Primaticcio Anregungen aus seiner Zeit im Palazzo del Te in Mantua mit eingebracht und die in Venedig aufkommende Mode der aufgerollten Wappenschilder hat Einfluß auf die Gestaltung des plastischen Rollwerks genommen, doch die alles entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Galerie hatte Rosso Fiorentino, der Lieblingskünstler von König Franz I. Die beiden Männer verband gegenseitige Achtung und Bewunderung. Beide liebten das luxuriöse Leben und die Kunst über die Maßen.

Franz I.

Franz I.
Franz I. (1494-1547) wurde von seiner dominanten Mutter Luise von Savoyen zum ritterlichen Herrscher erzogen. Seine Regierungszeit war geprägt von der Rivalität zu Karl V. Ab 1519 war Franz I. davon besessen, Kaiser Karl V. zu besiegen und italienisches Gebiet zu erobern, wobei er seine dynastischen Ansprüche bezüglich Mailands auf seine Urgroßmutter Valentine Visconti und in Hinsicht auf Neapel bis zu Karl I. zurückführte. Weder finanzieller Ruin, noch verlustreiche Kriege gegen Karl V. oder die Feindschaft der christlichen Welt, aufgrund seines Paktes mit den Osmanen, konnten Franz von seinem Ziel abhalten. Italien war der Sitz der römischen Kaiser und verkörperte den Schauplatz der als Wiedergeburt der Antike verstandenen Renaissance. Vasari stellte fest, dass Franz sich in Fontainebleau fast „ein neues Rom“ schaffen ließ, ein Satz, der zur Floskel wurde. Als kriegführender Herrscher erfolglos, war Franz in Kunst und Kultur der führende Fürst seiner Zeit. Mittels der Druckgraphik wurden das Schloss und seine Kunstschätze publiziert und Fontainebleau bekannt als das, was es war – ein lebendiges Gesamtkunstwerk. Für Meister des 17. Jahrhunderts, wie Poussin oder Rubens, wurde diese druckgraphische Quelle unentbehrlich und es entstand der Begriff der „Schule von Fontainebleau“.

Fontainebleau war Lustschloß und Residenz und blieb im Unterschied zu Versailles und zum Louvre über 700 Jahre lang der typischste Ausdruck französischen Herrschaftsverständnisses. Nur in Fontainebleau fanden kontinuierlich Baumaßnahmen statt und machten das Schloss zum „maison des siècles“ und zum „ersten Schloss Frankreichs“.

Bis zur „Plakataffäre“ 1534 galt Frankreich in Bezug auf die Protestanten als tolerant. Schwankend in seiner Haltung den Lutheranern gegenüber und unter dem Einfluß seiner den Humanisten zugeneigten Schwester Marguerite, eher offen, veränderte sich die Einstellung von Franz I. erst danach. Solange die Reformation die öffentliche Ordnung nicht gefährdete, hatte er still gehalten, doch nachdem ein Plakat, indem die katholische Messe als Götzendienst verurteilt wurde, an der königlichen Schlafzimmertür zu hängen kam, setzte der König eine Unterdrückungskampagne in Gang. Nach jener ersten Verfolgung von Ketzern in den 1530ern, erließ der König 1535 das Edikt von Concy. Der Religionskonflikt äußerte sich 1537 in weiteren Regressionen gegen Waldenser und Misshandlungen von Lutheranischen Predigern. Königliche Briefe gerieten in Umlauf, welche die Jurisdiktion in Häretikerfällen an Sekundärgerichte, baillis und sénéchaux, übergaben. Diese Briefe wurden 1540 Auslöser für den Erzbischof in Aix, zusammen mit dem parlement die Verfolgung der Häretiker zu betreiben. Die Ereignisse spitzten sich zu und gipfelten im Frühjahr 1545 im Massaker an den Waldensern des Luberon.

Die Waldenser, die sich selbst „Arme Christi“, „Arme von Lyon“ oder nur Brüder nannten, wurden von ihren Verfolgern als Ketzer und Waldenser (in Frankreich vaudois), nach dem Namen ihres geistigen Vaters, Petrus Valdes, bezeichnet. Charakteristisch für die Waldenser war die Ablehnung der Todesstrafe, des Lügens, des Eids, der Beichte, der Heiligen und der Eucharistie. Sie erkannten die Macht der Kirche nicht an und erlaubten Laienprediger. Sie verweigerten Reliquienkult, arbeiteten an Festtagen, machten keine Wallfahrten und stellten Frauen den Männern gleich. Im Piemont trafen sich die Waldenser, weil die schwer zugänglichen Schluchten guten Schutz boten.

Marguerite de Navarre

Marguerite de Navarre (1492-1549), die Schwester des Königs, ist eine wichtige Figur des französischen Humanismus. Ihre Werke „Miroi de l'âme pécheresse“, „Cantiques spirituels“ oder „Marguerites de la Marguerite des princesses“, zeigen sie als Mystikerin und Dichterin. Als Christin und Platonikerin, die bereits zu ihren Lebzeiten nicht richtig verstanden wurde, zeichnet sie sich im „Heptameron“, dem aufschlussreichen und ernüchterndsten Text der französischen Renaissance aus. Leider schwand ihr Einfluß auf Franz, nicht zuletzt durch intrigante Männer wie Montmorency.

Fotonachweis Franz I.: rechtefrei lt. Wikipedia Commons.