Fragen an die SPIEGEL-Bestseller-Autorin Claire Winter zu ihrem neuen Roman »Kinder ihrer Zeit«
Was hat Sie inspiriert, diesen Roman zu schreiben? Claire Winter: Mich hat die Ära des Kalten Krieges schon immer sehr fasziniert, vor allem die 1950er-Jahre. Spontan fallen einem vielleicht typische Begriffe wie Wirtschaftswunder, Petticoat und Rock ’n’ Roll ein, aber es war auch eine Zeit, in der noch die Nachwehen des Dritten Reichs zu spüren waren und sich endgültig eine neue politische Weltordnung manifestiert hat. Und das war nirgends so sichtbar wie in Berlin, wo man sich bis zum Mauerbau noch frei zwischen dem West- und dem Ostteil hin- und herbewegen konnte. Diese Situation fand ich für einen Roman ungeheuer spannend: Dass es in einer Stadt zwei unterschiedliche und dazu noch so verfeindete Systeme gegeben hat, Berlin aber gleichzeitig innerhalb seiner Grenzen durch die wirtschaftlichen und menschlichen Verflechtungen trotzdem so untrennbar verwoben war. Die Menschen haben in dem einen Teil gewohnt und in dem anderen gearbeitet, sie haben in West-Berlin eingekauft und sind in Ost-Berlin zum Friseur gegangen und haben ihre Freunde und Familie über die Sektorengrenzen hinweg besucht. Mit dem Mauerbau 1961 fanden diese Verbindungen dann ein jähes und dramatische Ende. Es sind die menschlichen Geschichten und Schicksale dieser Zeit, die mich vor allem zu »Kinder ihrer Zeit« inspiriert haben.