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Zusatzmaterial zu Catherina Rusts Biographie »Das Mädchen vom Amazonas«

5 Fragen an Catherina Rust


Die frühe Kindheit macht uns wesentlich zu der Persönlichkeit, die wir sind. Sind Sie demnach eine „weiße Indianerin“?

Als Kind habe ich nicht darüber nachgedacht, ob ich hellhäutig oder dunkel bin, Indianerin oder Europäerin. Diese Andersartigkeit wurde mir erst viel später bewusst. Ich fühlte ich mich als Teil der Kultur, in der ich aufgewachsen bin. Sie hat mich geprägt. Fremd fühlte ich mich erst nach meiner Rückkehr nach Deutschland. Es war, als hätte man mich an einen falschen Ort verpflanzt. Äußerlich passte ich mich an, innerlich blieb eine Distanz zum schnellen und kalten Leben hier. Diesen kritischen Blick habe ich mir bis heute bewahrt.

Warum können Sie sich so gut an die Zeit im Urwald erinnern?

Die Erinnerung an den Urwald war zunächst so etwas wie eine Überlebensstrategie. Immer, wenn ich etwas als schlimm, langweilig, blödsinnig oder ungerecht empfand, habe ich mich in Gedanken zurückversetzt nach Mashipurimo. Als Teenager begann ich schließlich einiges aufzuschreiben. Und dann gab es noch meinen Vater, der für seine Studien weiterhin zu den Aparai reiste und mir viel über das Leben dort berichtete. Außerdem war ich als Studentin noch einmal am Amazonas und konnte mich davon überzeugen, dass ich das nicht alles nur geträumt habe. Damals erzählte mir meine Aparai-Familie, was ich als Kind so alles angestellt hatte. Und das habe ich dann in Tagebuchform aufgeschrieben.

Gibt es einen Grund, warum Sie Ihre Geschichte gerade jetzt veröffentlichen?

Es gab immer wieder Anläufe, die einzelnen Erinnerungsfragmente zusammen zu puzzeln. Doch dann ist das Ganze in der Schublade verschwunden, weil die Zeit oder der konkrete Anlass fehlte. Als dann meine Tochter geboren wurde, hatte ich auf einmal so eine Eingebung: Jetzt musst du das für sie aufschreiben, um es ihr für später mitzugeben. Doch erst als sie zu sprechen begann, zu fragen, wie ich aufgewachsen bin, wer meine Freunde waren und womit ich gespielt habe, schien der richtige Zeitpunkt gekommen. Und indem ich meiner Tochter von früher erzählte, konnte ich mich wieder sehr gut in das kleine Mädchen am Amazonas hineinversetzen.

Können Sie sich vorstellen, heute noch in Mashipurimo zu leben?

Wenn Mashipurimo noch genauso wäre wie früher, ja. Doch viele Aparai-Wajana sind inzwischen missioniert, ihre Traditionen sind vom amerikanisch geprägten evangelikalen Glauben verschüttet. Hinzu kommt, dass sie in einer zunehmend bedrohten Umwelt leben. Außerdem habe ich mich ja auch verändert. Es würde mir auf Dauer vielleicht zu eng werden. Und trotzdem: Die Gelassenheit der Aparai, ihre Würde und ihr Respekt vor der Natur stehen mir auch heute noch vor Augen. Ich könnte mir gut vorstellen, eines Tages etwas zu machen, das beide Welten und Lebensweisen miteinander verbindet.

Ihre wichtigste Erfahrung oder die wichtigste Botschaft der Aparai-Indianer ist …


Du bist mit nichts in diese Welt gekommen, und du wirst auch nichts mitnehmen, wenn du diese Welt wieder verlässt.