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Die Katz-Westin-Serie von Carl-Johan Vallgren

Carl-Johan Vallgren im Interview zur Krimiserie mit Danny Katz und Eva Westin

Wie kommt ein »literarischer« Autor auf die Idee, eine Krimiserie zu schreiben? Was war die größte Herausforderung?
Ich verspürte einen gewissen Überdruss bei dem Gedanken, noch einen »literarischen « Roman zu schreiben. Ich brauchte etwas Neues, um mich selbst zu überraschen, um weiterzukommen als Autor, um neue Freude zu empfinden beim Schreiben. Und weil ich das Krimigenre liebe (in Film und Buch), bot es sich an, in diese Richtung zu gehen. Die größte Herausforderung war, weniger »literarisch« zu schreiben, mit höherem Tempo, ohne dabei an Tiefe zu verlieren. Mehr an den Plot zu denken, das Ambiente aber nicht zu vergessen.

Gibt es Spannungsautoren, die Sie besonders gern lesen oder die Ihnen als Inspiration gedient haben?
Neue und alte Noir-Autoren natürlich, von Chandler bis Ellroy, aber ich wollte es moderner schreiben, für Leser unserer Zeit.

Der skandinavische Krimiboom hat die letzten Jahre international hohe Wellen geschlagen, wie sehen Sie die Entwicklung?
Ich messe mich nicht mit anderen skandinavischen Autoren, sondern versuche mein eigenes Ding zu machen. Und nicht vergessen: Es gibt auch sehr schlechte Krimis aus Skandinavien, die Tatsache ist, dass das meiste, was herauskommt, Mist ist. Die Konkurrenz ist knallhart, was sein Gutes hat; man muss etwas Neues bieten, um Leser zu gewinnen.

Ihre beiden Hauptfiguren Danny Katz und Eva Westin haben beide einige dunkle Zeiten in ihrem Leben hinter sich. Was hat Sie an diesen gebrochenen Figuren gereizt?
Erstens: Sie sind Facetten von mir, man kann nicht Literatur schreiben, ohne sich selbst als Baumaterial zu benutzen. Aber diese Art von Hauptfiguren gehört auch zum Genre. Es muss schwarz und bitter sein. Gewalttätige Menschen. Schattenseite des Lebens. Nacht. Dunkelheit. Drogen. Leiden. Leben am Boden der Gesellschaft. So schafft man Stimmung. Danny und Eva interessieren mich sehr, beide sind sehr einsam, passen nicht in die Gesellschaft. Aber sie sind sehr begabte Menschen,und mit ihrem kriminellen Hintergrund und ihrer Streetsmartness lässt sich viel anstellen in einem Krimi.

Sie sind auch als Singer/Songwriter aktiv, worin besteht der größte Unterschied zwischen dem Schreiben eines Songs und eines Romans?
Musik ist mein Hobby, genau wie andere Schach spielen oder Aquarelle malen – zufälligerweise habe ich auch ein bisschen Erfolg damit gehabt. Aber Romane zu schreiben ist mein Beruf und mein Leben. Ich würde die beiden Dinge niemals vergleichen.

Von 1993 bis 2003 haben Sie in Berlin gelebt. Wie haben Sie die Veränderung dort erlebt?
Es war einfach fantastisch, als Augenzeuge dabei zu sein, wie die Stadt zusammenwuchs und Europa, mit Berlin als eine Art symbolischem Mittelpunkt, sich in das neue Jahrtausend katapultierte. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit in meinem Leben, sie inspiriert mich immer noch, all die Menschen, die ich traf, all die Veränderungen. Ich erlebte die Ideen, die damals in Umlauf waren, die seltsame Freiheit, die man in Ostberlin erfuhr.

Die Hauptfiguren

Danny Katz

Danny Katz, 44, einziger Sohn der jüdischen Eltern Benjamin und Anne, beide Lehrer. Wohnhaft in Traneberg.

Danny ist schon früh ein Problemkind, durch häufige Anstellungswechsel des Vaters besucht er innerhalb von zehn Jahren sechs verschiedene Schulen. Seinen ersten Ladendiebstahl begeht er mit elf. Er hat ein aufbrausendes Wesen und neigt zu Gewaltausbrüchen.

Nach dem Tod seiner Eltern kommt er in ein Jugendheim in Hässelby, schließt sich einer Gang Gleichaltriger an, die Einbrüche begehen und als Drogenkuriere fungieren. Er wird selbst heroinabhängig. Lernt Jorma Hedlund und Eva Dahlman kennen, verliebt sich in Eva.

Als sie auf einer Jacht einbrechen, werden Danny und Eva verschleppt und mit Heroin vollgepumpt. Eva wird brutal verletzt. Danny wird der Tat beschuldigt, kann sich aber an nichts erinnern. Er kommt in eine Jugendstrafanstalt, wo er den naturwissenschaftlichen Zweig des Gymnasiums absolviert und sich selbst das Programmieren beibringt.

Mit 18 Jahren Wehrdienst, dann Besuch der Dolmetscherschule (beim Militär), danach diplomatischer Dienst, arbeitet bei den Streitkräften in Helsinki als Russischübersetzer.

Anschließend ist er bis 1992 beim Generalkonsulat in St. Petersburg tätig, danach in Stockholm beim Abschirmdienst des Militärischen Geheimdienstes als Dolmetscher und Computerexperte. 1993 wird er ans Generalkonsulat Berlin geschickt, wo er wieder mit Heroin anfängt.

Sein alter Mentor Julin hilft ihm in Stockholm beim Entzug und beim Aufbau eines Übersetzerbüros.

Eva Westin

Eva Westin (geb. Dahlman), 42, geschieden, zwei Kinder, Arvid (5) und Lisa (7), Ex-Mann Ola.

Sie verlebt eine verkorkste Jugend mit einem Alkoholiker in der Familie, gerät auf die schiefe Bahn, nimmt Drogen, lernt Katz und Jorma kennen, mit denen sie gemeinsam auf Diebestouren geht.

Sie kommt nach einem Vorfall in Grubbholmen, bei dem Katz beschuldigt wird, Eva nach einer Überdosis misshandelt und mit Bissen am Hals verletzt zu haben, in eine Entzugsklinik in Vilhelmina. Dort macht sie am Gymnasium das Abitur und studiert Jura.

Mittlerweile ist Eva seit 12 Jahren bei der Polizei als Staatsanwältin im Wirtschaftsdezernat.

Nach ihrer Scheidung von Ola lebt sie ein selbstzerstörerisches, von sinnlosen und kurzfristigen Affären geprägtes Leben und läuft ständig Gefahr, das Sorgerecht für die von ihr über alles geliebten Kinder zu verlieren. Gleichzeitig hat sie das Gefühl, Katz helfen zu müssen, und vernachlässigt ihre Kinder noch mehr.