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Brief von Stina Jackson an ihre Leser

Brief von Stina Jackson an ihre Leser

Stina Jackson
© Stefan Tell
Es ist kein Zufall, dass ich einen Roman über das Verschwinden geschrieben habe, weil auch ich eine von denen bin, die verschwunden ist. Eine, die eines Tages gegangen ist und nie wieder zurückkehrte.
Als ich von Schweden in die USA zog, erklärten mich meine Freunde und meine Familie für verrückt. Ich war zweiundzwanzig Jahre alt und davon überzeugt, die Liebe meines Lebens gefunden zu haben. Er hatte mir einen Antrag gemacht, und ich hatte Ja gesagt. Was sollte schon schiefgehen? Alle waren sich sicher, dass ich nach ein paar Monaten zurückkommen würde – geknickt, aber vielleicht ein bisschen klüger. Zwölf Jahre sind seitdem vergangen, ich lebe immer noch in den Staaten, und er ist immer noch die Liebe meines Lebens.
Aber der Weg vom dünn besiedelten, schwedischen Norden in eine amerikanische Stadt war nicht immer leicht. Ich wurde an einem Ort am Rande der Welt geboren, einem Ort, an dem Kälte, Dunkelheit, archaischer Wald und Stille herrschen. Ein Ort, an dem niemand ein Wort zu viel spricht, an dem die Einwohner scharf die Luft zwischen den Zähnen einziehen, statt mit Ja zu antworten. Ein Ort, den viele verlassen, aber den niemand vergisst. Jahre nach meinem Verschwinden von dort begann ich, mich meinen Wurzeln wieder anzunähern, durch das Schreiben. Bald schon wurde daraus eine Obsession, die gespenstische Landschaft meiner Kindheit mit einem neuen Blick zu entdecken, dem Blick einer Emigrantin. Um sie mir zurückzuerobern.
Der erste Samen für »Dunkelsommer« wurde gesät, als ich eine Dokumentation über eine Schnellstraße in Kanada sah. Die Straße wurde »Highway of Tears« genannt – Straße der Tränen –, wegen der vielen Frauen und Mädchen, die dort verschollen waren. Die grandiose und doch trostlose Natur Kanadas erinnerte mich an meine Heimat, und so begann ich, darüber nachzudenken, was wäre, wenn so etwas Ähnliches in Nordschweden geschehen würde. So fing alles an.
Die erste Figur, die mir in den Sinn kam, war Lelle, ein Vater, der nach seiner verschwundenen Tochter sucht. Er war von Anfang an da, ich konnte ihn ganz deutlich vor mir sehen, hinter dem Steuer seines Wagens, getrieben von seiner Trauer und den hellen Nächten des Nordens. Lelles Szenen haben sich quasi von allein geschrieben. Dieser Mann hatte alles verloren, er lebte im schlimmsten Albtraum, aber weigerte sich, die Suche aufzugeben. Seine Figur lebt in mir weiter, ich denke oft an ihn. Meja, meine zweite Protagonistin, tauchte erst später auf und war viel schwerer zu entwickeln. Sie ist jung und verletzlich, es wurde aber schnell klar, dass auch sie nach etwas suchte. In ihrem Fall war es die Suche nach Zugehörigkeit, nach einem Zuhause, nach jemandem, dem sie vertrauen konnte. Und genau diese Sehnsucht brachte sie in Gefahr. Ich stellte fest, dass mich die Menschen außerhalb der Norm am meisten interessieren, die, die ihren eigenen Weg gehen. Diese Schicksale will ich in meinen Büchern erforschen; Figuren, die einem unter die Haut gehen und denen man sich kaum verwehren kann. Und da die Sehnsucht nach meiner Heimat mich dazu angetrieben hatte, wollte ich, dass die Landschaft selbst schließlich auch zu einer der Figuren wird.
Mein Ziel war es, einen dunklen und aufwühlenden Spannungsroman zu schreiben, einen vielschichtigen Pageturner. Ich wollte die Leser auf eine Reise einladen, die so einzigartig und aufregend ist wie die Gegend, in der ich aufgewachsen bin.

Ich wünsche Ihnen spannende Unterhaltung!
Stina Jackson

Dunkelsommer

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