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Anna Jansson im Interview zu »Leichenschilf«

Ein tiefer See, eine verschwundene Tochter und ein hartnäckiger Ermittler, der niemals aufgibt: der erste Fall für Kristoffer Bark!

Anna Jansson
© Leif Hansen
Eine kurze Biographie:
Mein Vater war Ingenieur, meine Mutter eine Krankenschwester, ich habe später denselben Beruf erlernt. Das wichtigste in meinem Leben ist meine Familie: Ich habe drei Kinder, mein Partner ebenfalls, und einige Enkelkinder. Ich bringe ihnen bei, wie man Ski fährt, skatet, schwimmt, Fahrrad fährt und eine anständige Mahlzeit zubereitet. Ich liebe es, sie alle bei mir in der Küche zu haben. Ich stamme selbst aus einer großen Familie: In meiner Jugend haben meine Eltern drei Waisenkinder aus Indien adoptiert. Sie waren Geschwister und sechs, acht und zehn Jahre alt (wir haben lediglich ein Blatt Papier mit etwa zehn Wörtern ihrer Sprache bekommen).
Im Jahr 1998 bekamen wir unseren ersten Computer, und ich begann zu schreiben. Mein erstes Buch wurde 2000 veröffentlicht. Mittlerweile habe ich mehr als 60 Bücher geschrieben, die über vier Millionen Mal in Schweden verkauft und zudem noch in 17 Sprachen übersetzt wurden. Ich hänge nie der Vergangenheit nach, bin stets im Hier und Jetzt, dennoch bin ich gespannt, was mit Maria Wern und Kristoffer Bark und seinen Kollegen passieren wird. Im Jahr 2007 habe ich einen Filmvertrag für eines meiner Werke unterzeichnet, und Maria Wern kam auf die Kino- und Fernsehleinwand. Nun läuft die achte Staffel der Serie im Fernsehen, die Zahl der Zuschauer wächst stetig. Vor ein paar Jahren feierten die Produzenten von Warner und ich unser zehnjähriges Jubiläum. Danach entschieden sie sich dazu, noch mehr Filme zu produzieren – Nachschub ist also schon auf dem Weg.

Was ist Ihr gelernter Beruf bzw. üben Sie aktuell neben dem Schreiben noch eine weitere berufliche Tätigkeit aus?
Ich habe 25 Jahre lang als Krankenschwester gearbeitet, zumeist mit Patienten, die an Lungenkrebs erkrankt waren. Seit dem Tod meines Mannes im Jahr 2007 bin ich Vollzeit-Schriftstellerin, im Sommer 2020 war ich allerdings zusätzlich als Impfhelferin tätig. Zudem
reise ich als Dozentin und Referentin für »Health Ethics« durch das Land, da ich auch zwei Bücher zu diesem Thema veröffentlicht habe.

Würden Sie uns ein wenig von sich persönlich erzählen – von Ihren Hobbys, Ihrer aktuellen Lebenssituation, Ihrem Traum vom Glück …?
Ich habe zwanzig Bücher für Kinder geschrieben, über Maria Werns Sohn, den Detektiv Emil Wern. Gerne würde ich diese Geschichten ebenfalls auf der Leinwand sehen. Und Filme über Kristoffer Bark. Meine Hobbies sind Gärtnern, lange Spaziergänge im Wald zum Pilze sammeln sowie Sport treiben, um mehr Energie zu haben und bei guter Gesundheit zu bleiben. Ich liebe es, bei meiner Familie und bei meinen Freunden zu sein, und natürlich das Reisen.

Womit kann man Sie wütend machen und richtig auf die Palme bringen?
Wenn jemand seine/ihre Macht missbraucht.

Haben Sie ein Lebensmotto?
»Wenn du deinen eigenen Weg gehst, brauchst du keine Landkarte.« (Zitat von Königin Christina)

Wofür engagieren Sie sich? Welche Organisation oder welches Projekt würden Sie gerne unterstützen – oder tun dies bereits?
Unicef und Ärzte ohne Grenzen.

Verraten Sie uns bitte fünf Dinge, die wir noch nicht über Sie wissen:
1. Erst wenn ich alles versucht und möglicherweise auch Gewalt angewandt habe, greife ich vielleicht zur Gebrauchsanweisung.
2. Ich war zum Dinner beim König von Schweden geladen.
3. In der Schule hatte ich große Probleme beim Buchstabieren, bzw. bei der Rechtschreibung.
4. Ich biete Touren an, bei denen ich die Schauplätze meiner Morde präsentiere – Fotos können bereitgestellt werden ;-)
5. Während einsamer Stunden in der Pandemie habe ich trainiert und schaffe nun 21 Liegestütze. Mit meinen 63 Jahren habe ich das noch nie zuvor erreicht.

Beschreiben Sie bitte in wenigen Sätzen, wie ein normaler Tag, an dem Sie an Ihrem Buch schreiben, bei Ihnen aussieht? Haben Sie z.B. bestimmte Rituale, Angewohnheiten, Regeln etc.?
Ich stehe um sechs Uhr morgens auf, koche Kaffee und mache mir zwei Sandwiches mit Käse. Dann fange ich an zu schreiben, während ich noch mein Nachthemd trage. Immer noch im Nachthemd beantworte ich Mails von meinen Übersetzer*innen, Verlagen, Agent*innen und Leser*innen. Um zehn Uhr absolviere ich mein 20-minütiges Sportprogramm, dann gibt es nochmals Kaffee. Anschließend schreibe ich weiter bis 12 Uhr, esse zu Mittag und beantworte noch mehr Mails. Um drei Uhr nachmittags mache ich einen Spaziergang und kümmere mich dann um Organisatorisches bis es Zeit ist, das Abendessen vorzubereiten. Das dauert meistens eine Stunde, da meiner Meinung nach eine anständige Mahlzeit – mit Liebe zubereitet – etwas sehr Wichtiges ist.

Wo machen Sie es sich am liebsten mit einem Buch gemütlich? Stellen Sie uns kurz Ihren Lieblings-Leseort vor.
In der Natur oder im Zug.

Was sind Sie für ein Büchermensch? Verraten Sie uns, nach welchen Kriterien Sie Ihr Bücherregal sortieren (nach Farben, Genres, Autoren, oder gar nicht)?
In der Nähe meines Arbeitsplatzes stehen die Enzyklopädien und Sachbücher, sortiert nach Themen; die Belletristik ist in einem anderen Raum. :)

Was ist Ihr liebstes Reiseziel? Wie sieht Ihr schönstes Urlaubsfoto aus, das Sie Ihren Lesern gern zeigen würden?
Ich lebe in Örebro und habe eine Wohnung in Visby auf der Insel Gotland. Gotland wird immer der Platz meines Herzens sein. Ich bin dort mehrere Male im Jahr.

Haben Sie ein Haustier, das Ihnen beim Schreiben, im Alltag und auf Reisen Gesellschaft leistet? Falls ja, wie heißt es?
Ich hatte eine Katze namens Anticimex. Er liebte Flötenklänge mehr als Mäuse.

Wie kamen Sie zum Schreiben?
Während ich als Krankenschwester arbeitete, gab es eine Zeit, als die psychiatrischen Kliniken schließen mussten, sodass die Patienten zu einem Aufenthalt in ihrem eigenen Heim gezwungen wurden. Manche von ihnen haben dies nicht überlebt, andere wiederum landeten mitsamt ihrer inneren Dämonen im Krankenhaus, hungrig, schmutzig und panisch. Die Verwandten mussten sich dann um sie kümmern. Damals traf ich eine achtzigjährige Dame, die sich um ihren psychisch kranken und gewalttätigen Sohn kümmern musste. Ihre Geschichte hat mich tief berührt, und ich musste sie einfach aufschreiben.

Was inspiriert Sie und wie finden Sie Ihre Themen?
Als ich Krankenschwester war, teilten Patienten – oft bis spät in die Nacht – ihre gesamte Lebensgeschichte mit mir. Aufgrund meiner Profession bin ich zum Schweigen verpflichtet und kann nicht weitergeben, was ich erfuhr. Aber ich kann dies in meinen Romanen als authentische Einblicke benutzen, wie ein Leben verlaufen kann. Ich lese außerdem viele Sachbücher und Zeitung. Und ich rede viel mehr mit fremden Menschen, als es meiner Familie lieb ist.

Bitte fassen Sie in wenigen Sätzen Ihr aktuelles Buch zusammen:
Kristoffer Bark ist Polizist in Örebro. Seine Tochter wird seit fünf Jahren vermisst; es scheint, als sei sie in dem stürmischen See Hjälmaren ertrunken, in der Nacht vor Karfreitag. Bark macht diese Tragödie auch Jahre später zu schaffen, und er sucht eine Psychologin auf, in die er sich heimlich verliebt. Dann bekommt er einen neuen Fall auf den Schreibtisch – eine Frau, die das gleiche Alter hat wie seine vermisste Tochter, wird im Hjälmaren aufgefunden. Ermordet.

Was bzw. welche Szene darin war am schwierigsten zu schreiben?
Die Szene, in der Kristoffer gegen den Sturm anschreit, weint und bettelt, seine Tochter möge lebendig gefunden werden.

Haben Sie eine Lieblingsszene?
Als sich Kristoffer bei einer Sitzung mit seiner Therapeutin wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen aufführt und ihm dabei klar wird, dass er in sie verliebt ist. Er soll eigentlich über seine Gefühle sprechen, aber es ist ihm unmöglich, seine wahren Gefühle zu offenbaren, ohne sie dabei als seine behandelnde Ärztin zu verlieren.

Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Das ist wie die Frage »Welches deiner Kinder liebst du am meisten?«. Ich unterscheide nach Schauplätzen: Maria Wern auf Gotland, Kristoffer Bark in Örebro sowie Emil Wern und seine Schwester in den Kinderbüchern und natürlich die Friseurin Angelika Langemark.
In »Leichenschilf« liebe ich zudem Kristoffers von der regulären Polizeiarbeit befreite Kolleg*innen, die mit ihm zusammen an den Cold Cases arbeiten: Henrik, der Hypochonder, mit seinen fünf kleinen Kindern, die ständig krank sind. Alex, mit seinem ADHS, der in brenzligen Situationen nicht bewaffnet sein darf, und Ingrid, die die Wahrheit immer den Falschen erzählt – und nicht damit aufhören wird. Und natürlich Mia, die Therapeutin.

Gibt es bestimmte geografische Orte, zu denen Sie und Ihr Buch einen besonderen Bezug haben?
Das Zentrum der Stadt Örebro mit dem alten Theater; die von Wasser umgebene Burg und die alte hölzerne Stadt – Wadköping.

Hat Ihr aktuelles Buch autobiografische Züge bzw. lassen Sie persönliche Erfahrungen in die Geschichte einfließen? Beruht Ihr Buch auf wahren Begebenheiten?
Es gibt Anekdoten, die von den Menschen aus meiner Stadt erzählt werden, und ich lasse Einzelheiten über die Geschichte von Örebro einfließen. Aber ich benutze auch hin und wieder eigene Erfahrungen und Eindrücke – gemischt mit Fantasie und kleinen Lügen.

Wie haben Sie für ihr aktuelles Buch recherchiert? Gibt es von der Recherche eventuell Fotos, die Sie uns zur honorarfreien Veröffentlichung zur Verfügung stellen würden?
Ja, ich habe schon eine Liste von Fotos erstellt, die ich Ihnen zuschicken kann.

Möchten Sie Ihren Lesern mit Ihrem aktuellen Buch eine bestimmte Botschaft mitgeben?
Mein Job ist es, ein Bild davon zu entwerfen, wie das Leben spielen kann – was oft traurig endet. Aber es ist den Lesern selbst überlassen zu urteilen, was Gut und was Böse ist.

Ein kurzer Gruß an Ihre Leser*innen:
Liebe Leser*innen, ich freue mich unheimlich, Ihnen Kristoffer Bark vorzustellen. Er ist ein guter Freund von mir. Wir haben lange Spaziergänge um den stürmischen See Hjälmaren unternommen, während derer wir über seine verschwundene Tochter gesprochen haben; über seine Exfrau, die dem Alkohol verfallen ist, und seinen neuen Fall: eine vermisste Krankenschwester namens Petra. Sie ist in demselben Fischerdorf verschwunden wie einst seine eigene Tochter Vera.
Ich hoffe, Sie werden Kristoffers Gesellschaft ebenso genießen wie ich. Er mag ein wenig übellaunig wirken, aber er hat ein Herz aus Gold.

Leichenschilf

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