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"Befördert nicht länger Ellenbogen-Typen, sondern sozial Kompetente!"

Herr Wehrle, 2011 ist Ihr großer Bestseller „Ich arbeite in einem Irrenhaus“ erschienen. Hat dieses Buch die Arbeitswelt verbessert?

Leider nicht! Ich hatte die Firmen zu mehr Ehrlichkeit aufgefordert, jetzt kämpfen wir mit Diesel-Gate. Ich hatte gerechtere Löhne gefordert, jetzt gibt es zwar den Mindestlohn, aber er wird 2,7 Millionen Menschen verweigert. Und ich hatte realistischere Termine verlangt, doch am Flughafen Berlin-Brandenburg hat sechs Jahre nach der geplanten Eröffnung nur eines abgehoben: die Selbstüberschätzung der Bauleiter.

Ihr neues Buch versammelt die geballte Unvernunft der modernen Arbeitswelt. Was regt Mitarbeiter am meisten auf?

Dass niemand auf sie hört! Entscheidungen werden über ihre Köpfe hinweg gefällt, Termine viel zu eng gelegt, Teams bis aufs Zahnfleisch gekürzt. Aber wenn’s schiefgeht, sind die Mitarbeiter schuld. Und vor lauter bürokratischer Selbstbefriedigung, vor Meetings, Prozessen und Berichtwesen, bleibt die eigentliche Arbeit auf der Strecke.

Wie hat sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren verändert?


„Dienst nach Vorschrift“ ist ein Schimpfwort geworden. Zu Unrecht! Das Problem ist der „Dienst über die Vorschrift hinaus“: Durch die digitalen Medien hat sich die Arbeit bis in die Schlafzimmer geschlichen. Die Mitarbeiter in Deutschland leisten 1,8 Milliarden Überstunden pro Jahr. Ich beschreibe, wie ein Konzern seinen Mailserver abends ausschaltet – jetzt laufen die Dienstmails über die Privat-Accounts.

Das klingt nach Ausbeutung. Ist das nicht übertrieben?

Nein, vor lauter Gier verliert die Wirtschaft den Verstand! Wer jedes Jahr mehr Gewinn machen, aber weniger Mitarbeiter bezahlen will, fällt auf die Nase. Ein Beispiel für irrationalen Geiz aus meinem Buch: Ein Mittelständler ersetzt im Treppenhaus die Lichtschalter durch Bewegungsmelder – bis eine Mitarbeiterin im Dunkeln schwer stürzt.

Inwieweit hilft Ihr Buch Lesern, die bei der Arbeit durchdrehen?

Das Buch heitert auf, mal durch kuriose Mitarbeiter-Erlebnisse, mal durch Reime wie: „Gehn viele rein und nichts kommt raus / sieht’s ganz nach einem Meeting aus.“ Wer lacht, ist schon einen Schritt weiter. Und ich gebe praxistaugliche Tipps, etwa wie man pünktlich Feierabend macht, sich gegen ständige Erreichbarkeit abgrenzt oder ein faires Gehalt aushandelt.

Was empfehlen Sie den Firmen?

Befördert nicht länger Ellenbogen-Typen, sondern sozial Kompetente! Ein guter Chef vertritt nicht nur die Interessen der Firma nach unten, sondern auch die Interessen der Mitarbeiter nach oben. Je besser die Menschen behandelt werden, desto besser arbeiten sie. Leider gilt das auch umgekehrt!

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